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Eine junge Frau überwacht mit Elektroden und Monitor ihren Herzschlag.

© imago images/Panthermedia

Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Intituts: Mehr Nebenwirkungen bei jungen Geimpften als bisher bekannt

Sie sind extrem selten, aber sie kommen vor: Fälle von Entzündungen am Herzen von Geimpften. Vor allem bei jungen Erwachsenen nehmen die Meldungen zu.

Am 27. Dezember vergangenen Jahres startete die Impf-Kampagne im Kampf gegen das Corona-Virus. Seitdem listet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die auftretenden Nebenwirkungen in Deutschland und veröffentlichte jetzt den Sicherheitsbericht nach sechs Monaten Impfen.

Bis zum 31. Mai 2021 wurden 50.541.084 Impfungen durchgeführt.

Impfungen Impfstoff Meldungen
36.865.276 Biontech 34.735
3.972.764 Moderna 8.319
9.230.103 Astrazeneca 34.870
472.941 Johnson & Johnson 733

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Die Nebenwirkungen

In den vergangenen Wochen erhielt das Paul-Ehrlich-Institut zunehmend Meldungen über den Verdacht einer Myokarditis* oder Perimyokarditis** im zeitlichen Zusammenhang mit der Verabreichung von COVID-Impfstoffen, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die berichteten Fälle traten in Übereinstimmung mit anderen, internationalen Daten überwiegend bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab 16 Jahren auf.

Eine *Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels, die sich mit Brustschmerzen, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen und/oder Herzversagen äußern kann. Sie kann bei Kindern und Erwachsenen auftreten und ist bei jungen Männern häufiger als bei jungen Frauen. Die **Perimyokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels und des Perikards (Herzbeutel).

Die Animation zeigt ein gesundes menschliches Herz.
Die Animation zeigt ein gesundes menschliches Herz.

© psdesign1 - stock.adobe.com

Bei einem möglichen Zusammenhang zwischen sehr seltenen Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und einer Corona-Impfung insbesondere bei jungen Männern ab 16 Jahren hat das PEI bislang noch kein klares Bild. Zwar habe man in den vergangenen Wochen „zunehmend Meldungen über den Verdacht einer Myokarditis oder Perimyokarditis im zeitlichen Zusammenhang mit der Verabreichung von Covid-19-mRNA-Impfstoffen erhalten“, heißt es in dem Bericht. Es fehle an Daten um zu berechnen, „ob die Zahl der gemeldeten Fälle einer (Peri)myokarditis in jüngeren Altersgruppen höher ist, als statistisch zufällig in ihrer Altersgruppe zu erwarten wäre“.

Das PEI und seine EU-Schwesterbehörden wollen aber weiterhin Berichte untersuchten, hieß es. Viele Herzmuskelentzündungen verlaufen nach PEI-Angaben symptomlos oder mit unspezifischen Symptomen. Eine Myokarditis kann aber auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen. Zu den möglichen Auslösern einer Myokarditis zählen Virusinfektionen.

Neben Myokarditis werden im Bericht auch Thrombosen und das Guillain-Barré-Syndrom genannt. Beim Guillain-Barré-Syndrom werden durch eine überschießende Autoimmunreaktion Nerven geschädigt, so dass sie keine Reize mehr übertragen können. Nach einer Impfung mit Astrazeneca seien mehr Fälle dieses Syndroms gemeldet worden „als aufgrund der Anzahl geimpfter Personen zufällig erwartet wurde“, berichtete das PEI. „Ob es sich um ein neues Risikosignal handeln könnte, wird weiter vom Paul-Ehrlich-Institut untersucht.“

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Das TTS-Syndrom - Thrombosen in Kombination mit einer Thrombozytopenie (niedrige Anzahl von für die Gerinnung verantwortlichen Blutplättchen) - wurde „sehr selten“ als schwerwiegende Nebenwirkung bei Vektorimpfstoffen wie Vaxzevria (Astrazeneca) beobachtet. Insgesamt wurden bis 31. Mai 106 Fälle bekannt. Zum Zeitpunkt der Auswertung hatte das PEI Kenntnis über 21 tödliche Verläufe.

Bislang konnten laut PEI aber „keine spezifischen Risikofaktoren für die Entstehung von TTS identifiziert werden.“ Die Thrombosen finden sich oftmals an ungewöhnlichen Stellen, beispielsweise an Hirnvenen.

Todesfälle

873 Todesfälle (0,0024 % der geimpften Personen) wurden dem PEI in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung bei Personen im Alter von 24 bis 102 Jahren gemeldet.

Der Median des Alters betrug 81 Jahre, das mittlere Alter 77 Jahre.

Impfstoff Todesfälle
Biontech 674
Moderna 19
Astrazeneca 162
Johnson & Johnson 5
Unbekannt 13

73 der 873 gemeldeten Todesfälle bezogen sich nicht auf eine Impfnebenwirkung, sondern auf eine COVID-19-Erkrankung. Bei der überwiegenden Mehrzahl der verstorbenen Personen bestanden multiple Vorerkrankungen, wie z. B. Karzinome, Niereninsuffizienz, Herzerkrankungen und arteriosklerotische Veränderungen, die vermutlich todesursächlich waren.

Ein jüngerer Patient verstarb nach Impfung mit Biontech vermutlich an den Folgen seines Drogenkonsums. 21 Patienten, die mit Astrazeneca geimpft wurden, verstarben in der Folge eines TTS. (mit dpa)

Simone Windhoff

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