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Universelle Impfstoffe sollen auch vor Coronaviren schützen, die noch in Fledermäusen (wie etwa Hufeisennasen-Fledermäusen) schlummern, aber wie einst Sars-CoV-2 auf den Menschen überspringen könnten.

© imago/blickwinkel

Schutz vor der nächsten Pandemie: Universal-Impfstoff gegen Coronaviren wirkt bei Mäusen

Gegen Sars-CoV-2 gibt es erste Impfstoffe. Aber kann es auch ein Vakzin geben, dass vor Coronaviren schützt, die noch nicht aus Tieren übergesprungen sind?

Während weltweit die ersten Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 verabreicht werden, denken Forscher schon weiter: Wäre ein Impfstoff machbar, der nicht nur vor Sars-CoV-2, sondern auch vor anderen Coronavirusstämmen schützt? Etwa vor dem Sars-Virus von 2002/03, dem in Nahost kursierenden Mers-Virus und sogar vor künftigen, noch in Fledermäusen oder Pangolinen lauernde Coronaviren? Ein Impfstoff, der die Menscheit zumindest vor künftigen Coronavirus-Pandemien bewahren könnte?

Im Prinzip ja, zumindest bei Mäusen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam um Pamela Bjorkman und Alexander Cohen vom California Institute of Technology in Pasadena und Kollegen in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts „Science“.

Schon seit geraumer Zeit versuchen Forscherinnen und Forscher „universelle“ Impfstoffe zu entwickeln – etwa gegen das Influenzavirus. Es ist so variabel, dass ein Impfstoff im Grunde nur eine Saison lang wirkt. Ein Jahr später hat sich das Erbgut der Grippeviren bereits wieder so stark verändert, dass ein neuer Impfstoff hergestellt werden muss, weil der alte nicht mehr ausreichend schützt.

Die Suche nach einem Impfstoff, der vor der nächsten Pandemie schützt

Der Grund dafür ist, dass die meisten Impfstoffe im Körper Abwehrreaktionen nur gegen solche Virusteile hervorrufen, die sehr variabel sind. Daher versuchen Forschungsteams schon seit Jahren, Impfstoffe zu entwickeln, die sich gegen stabilere Bestandteile des Virus richten. In Tierversuchen an Mäusen und Frettchen funktionieren sie bereits. Ob sie auch Menschen schützen, wird noch untersucht.

Einen universellen Impfstoff gegen Coronaviren haben Bjorkman und Cohen jetzt an Mäusen getestet. Er besteht aus einem Teil des „Stachels“, den Coronaviren in ihrer Virushülle tragen und mit dem sie an menschliche Zellen andocken, die „Rezeptorbindungsdomäne“ (RBD) des „S-Proteins“.

Dieser RBD-Abschnitt unterscheidet sich mal mehr, mal weniger bei SarsCoV-2, Sars, Mers und jenen in Tieren kursierenden Coronaviren, die „zoonotisch“ werden, also auf den Menschen überspringen könnten.

Die Forscher mischten bis zu acht aus verschiedenen Coronaviren stammende RBDs in einem Trägermaterial, einem Nanopartikel. Tatsächlich wurden die Mäuse mit diesem „Mosaik“-Impfstoff mindestens genauso gut, wenn nicht besser immunisiert als mit einem singulären Impfstoff, schreiben Cohen und Bjorkman. Damit gebe es jetzt „eine potentielle Strategie, um gleichzeitig vor Sars-CoV-2 und künftigen zoonotischen Coronaviren zu schützen“.

Ein „angemessener Ansatz“, sagt Peter Palese von der Icahn School of Medicine in New York, der seit Jahren an universellen Influenza-Impfstoffen forscht. Die Frage sei aber, ob der Impfstoff „eine ausreichend breite Immunantwort“ auslösen könne. Wenn neue, zoonotische Coronaviren sich in ihrer RBD zu sehr von denen im Impfstoff unterscheiden, dann sei es unwahrscheinlich, dass das Vakzin schützt, so Palese. Einen hundertprozentigen Schutz vor Corona-Pandemien gibt es also noch nicht.

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