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Bronzeäxte wie aus dem dänischen Selchausdal auf Seeland, bestehend aus Kupfer mit etwa zehn Prozent Zinnanteil, verraten Archäologen viel über die Handelswege in der Bronzezeit.

© Heide W. Nørgaard

Rohstoffe für Bronze kamen aus vielen Regionen: Früher Handel durch ganz Europa

Kontinentaler Handel ist keine Erfindung der Neuzeit. Analysen von Äxten aus der Bronzezeit offenbaren erstaunliche Fernhandelsbeziehungen durch ganz Europa.

Skandinavien wurde schon vor 4000 Jahren mit Metall von den Britischen Inseln und aus Mitteleuropa versorgt. Eine dänisch-deutsche Studie zeigt, woher die Menschen im Gebiet des heutigen Dänemark damals die Grundstoffe für Bronze bezogen. Eine besondere Rolle spielte das Mittelelbe-Saale-Gebiet, wie Heide Nørgaard und Helle Vandkilde von der Universität Aarhus sowie Ernst Pernicka vom Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie im Fachblatt "PLOS One" berichten.

Hunderte Bronzeobjekte analysiert

In Skandinavien begann die Bronzezeit später als in Mitteleuropa. Den Autoren zufolge fand der Übergang von der Kupfersteinzeit in einer Phase zwischen 2000 und 1700 vor Christus statt. Erst danach begann dann die Nordische Bronzezeit (1600 bis 1200 v.Chr.), in der die Kupfer-Zinn-Legierung wesentlich ausgefeilter bearbeitet wurde und sich mehr verbreitete. "Obwohl Kupfererze im zentralen und nördlichen Skandinavien ab dem Mittelalter gefunden und ausgebeutet wurden, waren diese einheimischen Quellen den Menschen in der Bronzezeit höchstwahrscheinlich nicht bekannt", schreiben die Forscher.

Doch wo kam das Material dann her? Um das zu klären, analysierten die Wissenschaftler 210 Bronzeobjekte - vor allem Beilklingen. Das entspricht etwa der Hälfte der bekannten dänischen Metallobjekte aus jener Zeit. Die Analyse per Röntgenfluoreszenz- und Isotopenanalyse ergab, dass das Metall vor allem aus zwei Regionen stammte: aus Südengland und aus Mitteleuropa.

Aunjetitz-Kultur kontrollierte den Handel

Das mitteleuropäische Kupfer kam erwartungsgemäß aus den östlichen Alpen, also Tirol und Salzburg, aber überraschenderweise auch aus dem slowakischen Erzgebirge. Eine besondere Rolle beim Handel spielte offenbar die damalige Aunjetitz-Kultur, die von Böhmen bis zur Mittelelbe-Saale-Region reichte und aus der etwa die Himmelsscheibe von Nebra stammt. Menschen aus dieser Region fungierten offenbar als Vermittler - für das Material aus der Slowakei wie aus den Alpen.

Demnach wurde das Metall von Mitteleuropa an die Küste des heutigen Mecklenburg gebracht und von dort über die Ostsee verschifft. Bezahlt wurde das Metall vermutlich mit Bernstein.

In der Bronzezeit (etwa 2000 v.Chr.) wurde an der Küste Mecklenburg-Vorpommern Metall aus Skandinavien, aber auch aus Wessex und Dänemark aufgenommen. Die Aunjetitz-Kultur im heutigen Mitteldeutschland stand dabei auch mit dem Kupferhandel in der Alpenregion in Verbindung.
In der Bronzezeit (etwa 2000 v.Chr.) wurde an der Küste Mecklenburg-Vorpommern Metall aus Skandinavien, aber auch aus Wessex und Dänemark aufgenommen. Die Aunjetitz-Kultur im heutigen Mitteldeutschland stand dabei auch mit dem Kupferhandel in der Alpenregion in Verbindung.

© Nørgaard, Pernicka, Vandkilde, PLOS One

Die Analysen der Forscher zeigen auch, dass das Metall nach der Ankunft in Skandinavien umgestaltet wurde. Dafür zerkleinerten die Metallbearbeiter etwa Waffen, Schmuck und Ringe und schufen daraus neue Gegenstände gemäß dem örtlichen Geschmack.

"Wir haben durch geochemische Analysen die Metallproduktion und die Versorgungsströme in Europa für den Zeitraum von 2200 vor Christus bis 1200 vor Christus nachgezeichnet", sagt Pernicka und betont: "Schon in der Bronzezeit war Europa ein einheitlicher Wirtschaftsraum." Walter Willems (dpa)

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