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Eine weiße Labormaus sitzt auf der Hand eines Labormitarbeiters und nagt an einem Futterstückchen.

© IMAGO

Reaktionen auf die Pläne von Rot-Rot-Grün: Weniger Tierversuche in der Medizin, nur wie?

Berlin soll bei den Alternativen zu Tierversuchen zum bundesweiten Vorbild werden - Wissenschaftler wollen sich beteiligen.

Rot-Rot-Grün will, dass Berlin zur Hauptstadt der Alternativen für Tierversuche wird. Tatsächlich entstehen in Berlin aber gerade neue Häuser für klassische Tierversuche. Wie passt das zusammen? Für 2017 ist die Eröffnung des In-Vivo-Pathophysiologie-Labors des Max Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin geplant. Es soll Platz für bis zu 4000 Maus- und Rattenkäfige und damit für 12 000 Tiere bieten. „Wir schließen dafür ein anderes Tierhaus und erhöhen die Kapazitäten nicht“, versichert MDC-Chef Martin Lohse. In einem Monitoring-Verfahren werde zudem kontinuierlich überprüft, wie sich die Zahl der Versuche und der Forschungserfolge entwickle. Außerdem suche man verstärkt nach Möglichkeiten, die Versuche schonender zu gestalten, etwa mit bildgebenden Verfahren, und ihre Anzahl zu reduzieren.

Auch mit dem neuen Tierversuchshaus der Charité in Buch werden keine neuen Zuchtkapazitäten geschaffen. Zum einen wird es das nicht mehr sanierungsfähige Tierhaus auf dem Campus Benjamin Franklin ersetzen. Zum anderen ergäben sich „durch die unmittelbare Nachbarschaft zum neuen Tierforschungshaus des MDC viele Synergieeffekte“, sagt Axel Radlach Pries, Dekan der Charité. Dadurch ließen sich beispielsweise Parallelzuchten vermeiden.

Verantwortungsvoll mit Tierversuchen umgehen

Was aber würde es bedeuten, tatsächlich Alternativen für Tierversuche voranzutreiben? Zu den „3R“-Prinzipien des verantwortungsvollen Umgangs mit Tierversuchen gehört neben Verfeinerung (refine) und Verminderung (reduce) auch der Ersatz durch andere Methoden (replace). Die Charité hat im Jahr 2012 eine Professur für Alternativen zum Tierversuch eingerichtet. Zudem werden auf der vom Bund geförderten Berlin-Brandenburgischen Forschungsplattform BB3R Ersatzmethoden entwickelt.

MDC-Chef Lohse sieht auch in der Forschung an menschlichen Stammzellen, aus denen sich eines Tages organähnliche Systeme entwickeln sollen, ein großes Potenzial. „Unser Ziel ist es, nicht nur Tierversuche, sondern auch die Problematik der Übertragbarkeit von einer Spezies zur anderen zu reduzieren“, sagt Lohse. Er sei aber auch bereit, sich mit dem MDC künftig an der Forschung zu Tierversuchs-Alternativen aktiv zu beteiligen.

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