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Die Freie Universität Berlin.

© IMAGO STOCK&PEOPLE

Präsidentenwahl an der Freien Universität: Die FU kürt zwei Kandidaten

Die Freie Universität hat mit dem Mathematiker Günter M. Ziegler und der Politologin Tanja Brühl zwei Kandidaten für das Präsidentenamt nominiert. Ein dritter Kandidat erhielt nicht die nötige Stimmenzahl.

Der FU-Mathematiker Günter M. Ziegler sowie die Politologin Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Studium und Lehre in Frankfurt am Main, kandidieren um das Präsidentenamt der Freien Universität. Der Akademische Senat (AS) der FU nominierte Ziegler und Brühl am Mittwoch. Der AS hatte drei der insgesamt elf Bewerberinnen und Bewerber zum öffentlichen Vortrag in den Henry-Ford-Bau eingeladen: neben Ziegler und Brühl den Historiker Jan Palmowski, Vizepräsident der Universität Warwick in Großbritannien.

Als Favorit gilt Ziegler, der von der Mehrheit der Professoren unterstützt wird. Ziegler sagte, seine Eltern – ein Jurist und eine Dolmetscherin – hätten fünf Söhne großgezogen: „Aus allen ist was geworden, Nummer zwei steht hier!“ Fünf „Profilpunkte“ stellte Ziegler dann vor. Zum ersten, nämlich Exzellenz, sagte er, dieser Begriff sei für ihn vielfältig, er bedeute jedenfalls nicht, „dass wir ihn uns von der DFG diktieren lassen“. Ziegler will die Diversität der FU pflegen, das betreffe auch ihre Berufungspolitik und den Umgang mit den Studierenden „aus aller Herren und Damen Länder“.

Den AS wünscht sich Ziegler "lebhafter"

Den Akademischen Senat wünscht Ziegler sich „lebhafter“ als er ihn in den vergangenen Jahren erlebt hat. Er will den Dialog mit dem Gremium intensivieren, aber auch den mit den Dekanen, den Fachbereichen und der Öffentlichkeit. Die Menschen würden ihn, sollte er Präsident werden, bestimmt schnell in Schubladen einsortieren – als „konservativ“, „progressiv“, „zu nett“ oder „zu deutlich“. „Alles ist richtig, lassen Sie sich Zeit damit, das kriegen wir schon ausgearbeitet“, sagte er.

Auf Nachfrage eines Studierendenvertreters sagte Ziegler, die FU müsse Teilzeitstudiengänge einführen, etwaige Probleme bei der Krankenversicherung müssten gelöst werden. Die Lehrkräftebildung, die sich an der FU überlastet fühlt, bezeichnete er als „zentralen Agendapunkt“. Eine bessere Ausstattung müsse geprüft werden. Die Theaterwissenschaftlerin Doris Kolesch sorgt sich offenbar darum, wie die FU im Exzellenzverbund mit TU und HU ihr Profil bewahren kann. Ziegler erklärte, der „Angst, über den Tisch gezogen zu werden“, müsse mit Selbstbewusstsein begegnet werden. Er habe aber auch gehört, dass es bereits „Knatsch“ zwischen den Unis um das Exzellenzcluster Topoi gegeben habe, weil Zusagen nicht eingehalten worden seien.

Im AS nahmen auch Studierende teil, die um Tariferhöhungen kämpfen

Die Charité, die eigentlich die medizinische Fakultät der FU und der HU ist, aber wie eine medizinische Hochschule auftritt, will Ziegler wieder enger an die Unis rücken. So könnten etwa FU-Forscher aus Nachbardisziplinen in Berufungskommissionen sitzen. Interdisziplinäre Anträge hätten womöglich größere Chancen bei der DFG.

Ein Asta-Vertreter erklärte, an der FU gebe es eine Tradition von gewaltsamen Polizeieinsätzen. Ziegler sagte, die Verhärtungen hätten sich über Jahre entwickelt, es sei die Aufgabe beider Seiten, dort hinauszufinden.

An der AS-Sitzung nahmen studentische Beschäftigte teil, die um Tariferhöhungen kämpfen. Der herannahende Protestzug war während der Präsentation von Tanja Brühl zunehmend deutlich zu hören, die sich davon aber nicht stören ließ. „Ich drücke der FU die Daumen im Exzellenzwettbewerb“, sagte sie. Das Konzept werde aber nur Erfolg haben, wenn es auch in der Breite gelebt und diskutiert werde – etwa wie in Frankfurt in Arbeitsgruppen.

Bereiche, die nicht im Fokus stünden, müssten ebenfalls gewürdigt werden. Auch bei der internen leistungsbezogenen Mittelverteilung gehe es um einen gerechten Ausgleich und transparente Diskussionen. Brühl kann sich auch vorstellen, dass Professoren Freisemester für große Vorhaben in der Lehre nehmen können, wie es an der Uni Frankfurt schon möglich ist.

Die Wahl findet am 2. Mai statt

Palmowski gab sich als Mitglied der Expertenkommission in der Exzellenzstrategie zu erkennen – aus Befangenheit werde er aber keinen Einfluss auf den FU-Antrag nehmen. Die FU habe gute Gründe, zuversichtlich in den Exzellenzwettbewerb zu gehen. Allerdings gebe es keine Präzedenzfälle für Verbundanträge. Palmowski, Generalsekretär der Guild of European Research Intensive Universities, würde die FU viel stärker europäisch vernetzen.

Bislang unterhalte sie mit Australien so viele Kooperationen wie mit den forschungsstärksten europäischen Ländern. Palmowski konnte die Hürde zur Nominierung – ein Drittel der Stimmen – im AS jedoch nicht nehmen. Die Wahl des Präsidenten oder der Präsidentin findet am 2. Mai statt.

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