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Forschung im Labor.

© imago/Rupert Oberhäuser

Positionspapier der Wissenschaftsallianz: Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland gefordert

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen fordert, für den Forschungsstandort Deutschland Lehren aus der Pandemie zu ziehen. Wissenschaft müsse gestärkt werden.

Deutschland braucht eine „starke Vision für die Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandortes“ – das fordert die Allianz der zehn großen Wissenschaftsorganisationen in einem Positionspapier für die Bundestagswahl.

Gerade die Pandemie habe gezeigt, zu welchen Leistungen Wissenschaft mit den richtigen Rahmenbedingungen in der Lage sei, heißt es in der Stellungnahme, die dem Tagesspiegel vorliegt. „Ohne die stark aufgestellte und langfristig finanzierte deutsche Gesundheitsforschung wäre die globale Gemeinschaft nicht in der Lage gewesen, die Pandemie so wie geschehen zu bewältigen.“ Als Beispiel werden dafür die erfolgreichen Impfstoffentwicklungen genannt.

In der Pandemie seien Stärken, Schwächen, Handlungsbedarfe und -spielräume zutage getreten. Daraus müsse man Lehren ziehen.

Sieben Handlungsfelder

Das Papier listet dafür sieben Handlungsfelder für die kommende Legislaturperiode auf. Dazu gehören zum Beispiel der Ausbau der Autonomie von Wissenschaftseinrichtungen, die Weiterentwicklung der Wissenschaftskommunikation und Zukunftsinvestitionen.

Auch wird unter dem Kapitel „Digitale Souveränität leben und gestalten“ der Staat aufgefordert, gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft „die Voraussetzungen für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas“ zu sichern. Es müsse kontinuierlich in die digitale Infrastruktur investiert werden: „Das gilt sowohl für das Wissenschaftssystem als auch für das ganze Land.“

Wissenschaftsfreiheit im Fokus

Ausführlich setzen sich die Wissenschaftsorganisationen mit der Wissenschaftsfreiheit auseinander. Diese sei „Teil des europäischen Wertekanons“, die es „im Inneren zu stärken und selbstbewusst nach außen zu vertreten“ gelte. Wo die Freiheit und Offenheit von Wissenschaft zu Konflikten führe, sei in der internationale Zusammenarbeit die Sensibilisierung für mögliche Risiken nötig, aber auch politische Unterstützung und Ermöglichung. „Expertise zu solchen ,kritischen’ Ländern und Regionen muss ausgebaut werden.“

Auf Deutschland bezogen müsse das Wissenschaftssystem „agiler und partizipativer“ gestaltet werden. Bürgerinnen und Bürger sollten frühzeitig in Innovationsprozesse einbezogen werden. Das Wissenschaftssystem brauche auch eine flexible Governance. Die Allianz plädiert für eine „Ausgewogenheit zwischen langfristigen Zielen und kurzfristigem, agilem Vorgehen“.

Auffällig ist, dass die Wissenschaftsorganisationen eher allgemeine Visionen formulieren und wenig konkret werden. Bei der Finanzierung etwa wird lediglich angemahnt, Deutschland müsse an dem Ziel festhalten, bis 2025 in der Summe über öffentliche und private Ausgaben mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Forschung und Entwicklung (FuE) aufzuwenden.

"Attraktive Karrieremodelle" gefordert

Weiteres Beispiel: Beim Thema Arbeitsbedingungen und Zeitverträge in der Wissenschaft – aktuell in der öffentlichen Debatte besonders präsent durch die unter dem Hashtag #IchBinHanna geteilten Berichte von Wissenschaftler*innen über ihre prekäre Lage – bleibt die Allianz ebenfalls vage.

Angesichts der scharfen Konkurrenz um entsprechend qualifizierte Personen müssten die Wissenschaftsorganisationen „attraktive Karrieremodelle anbieten können“, heißt es hier: „Dafür sind fallweise auch neue Wege in der Gestaltung von Verträgen und Vergütungssystemen notwendig.“

Insgesamt sieht sich die Wissenschaft in der Gesellschaft in einer aktiven Rolle, heißt es in dem Papier: „Sie trägt durch Innovationen zur Sicherung des gesellschaftlichen Wohlstandes, zur technologischen Souveränität Deutschlands und zu einer nachhaltigen Entwicklung und qualitativem Wachstum angesichts großer gesellschaftlicher Herausforderungen bei.“

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