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Annette Schavan am Donnerstag im Bundestag.

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Update Exklusiv

Plagiatsaffäre: Annette Schavan ist nicht mehr Professorin

Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat die FU Berlin um "Entpflichtung" von ihrer Honorarprofessur gebeten. Unterdessen hat ihr die Uni Lübeck die Ehrendoktorwürde überreicht. Der SPD-Politiker Ralf Stegner bezeichnet das als "peinliche Provinzposse".

Die CDU-Politikerin Annette Schavan hat die FU um "Entpflichtung" von ihrer Honorarprofessur gebeten. Das sagte FU-Präsident Peter-André Alt dem Tagesspiegel auf Anfrage, nachdem am Freitag ein entsprechendes Schreiben bei ihm eingegangen war. Schavan habe ihren Wunsch mit ihrer neuen Aufgabe begründet. Die FU komme der Bitte nach. Die frühere Bundesbildungsministerin wird Botschafterin im Vatikan.

Der Akademische Senat der FU hatte im April 2008 beschlossen, Schavan eine Honorarprofessur am Seminar für Katholische Theologie zu verleihen. Die FU hatte das in einer Pressemitteilung mit Schavans besonderen wissenschaftlichen Leistungen begründet. Schavan hatte danach einige Vorlesungen an dem Seminar gehalten.

Uni Lübeck vergibt Ehrendoktorwürde

Am heutigen Freitagnachmittag hat die Universität Lübeck Annette Schavan beim Jahresempfang die Urkunde für ihre Ehrendoktorwürde überreicht. Von einer "peinlichen Provinzposse" sprach Ralf Stegner, der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende sowie Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein. Schavan habe ihren Doktorgrad endgültig nach einem Gerichtsbeschluss verloren: "Da es bei dieser akademischen Würdigung also kaum um den wissenschaftlichen Vorbildcharakter von Frau Schavan gehen kann, muss die Verleihung andere Gründe haben - und auch die haben einen bitteren Beigeschmack", erklärte Stegner am Freitag.

Im Jahr 2010 habe die damalige schwarz-gelbe Landesregierung versucht, die Lübecker Medizin abzuwickeln. Mit ihrer Intervention - Schavan griff dem Land finanziell unter die Arme - habe sie nur versucht, der Union in Schleswig-Holstein "aus der Patsche zu helfen", so Stegner: "Mit Ehre hat das alles gewiss nicht zu tun." - Tatsächlich hatte der Präsident der Universität Lübeck, Peter Dominiak, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt, die Universität wolle Schavan mit dem Ehrendoktor würdigen, da sie die Uni vor der Schließung bewahrt habe.

Bereits am gestrigen Donnerstag hatte Schavan erklärt, sie wolle gegen die Aberkennung ihres Doktorgrads keine weiteren Rechtsmittel einlegen. Schavan war mit ihrer Klage gegen die Universität Düsseldorf am 20. März vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht gescheitert. Sie habe in erheblichem Umfang getäuscht, hatten die Richter erklärt. Schavan hat nach der Aberkennung ihres Doktorgrads keinen Studienabschluss mehr, weil sie ihr Studium im Jahr 1980 direkt mit der Promotion abgeschlossen hat.

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