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Eine Ampulle des Impfstoffs von Astrazeneca.

© Imago Images/Beautiful Sports/KJ. Peters

Panne bei Corona-Impfstoffproduktion: Joe Biden lässt Astrazeneca Zuständigkeit für US-Werk entziehen

Wieder negative Schlagzeilen für Astrazeneca: Weil in einer Produktionsstätte Inhaltsstoffe von Vakzinen vertauscht wurden, greifen die US-Behörden hart durch.

Neuer Rückschlag für den Konzern Astrazeneca in der Coronavirus-Pandemie: Nach einer schweren Panne in einer Produktionsstätte in Baltimore hat die US-Regierung von Präsident Joe Biden dem britisch-schwedischen Konzern Astrazeneca die Zuständigkeit für das Werk entzogen und diese vollständig an das US-Unternehmen Johnson & Johnson übertragen.

Das berichten die „New York Times“ (NYT) und die Nachrichtenagentur Reuters. Die NYT spricht von einem außergewöhnlichen Schritt des US-Gesundheitsministeriums.

Arbeiter in dem Werk, das sowohl Impfstoff für Johnson & Johnson als auch Astrazeneca herstellt, hatten vor einigen Wochen versehentlich die Inhaltsstoffe der beiden Vakzine verwechselt. Betroffen waren 15 Millionen Dosen von Johnson & Johnson, die so unbrauchbar wurden. Bundesbeamte würden den Fehler auf menschliches Versagen zurückführen, hieß es.

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Astrazeneca reagierte dem Bericht zufolge auf die Entscheidung zurückhaltend: Man werde mit der US-Regierung über eine alternative Produktionsstätte für die eigene Impfstoffherstellung beraten.

Der NYT zufolge wies das Gesundheitsministerium Johnson & Johnson an, ein neues Führungsteam zu installieren, das alle Aspekte der Produktion und Herstellung im Werk von Emergent Baltimore, einer Biotech-Firma aus Maryland, beaufsichtigten solle.

Für Biden kommt der Vorfall ungelegen, da er mit aller Macht versuchen will, bis Ende Mai genügend Impfstoff für alle 260 Millionen erwachsenen US-Bürger zur Verfügung zu haben, um so die Pandemie in den Vereinigten Staaten zu stoppen. Bundesbeamte zeigten sich dem Bericht zufolge sehr beunruhigt, dass durch die Verwechslungspanne in dem Werk das Vertrauen in die Impfstoffe gegen das Coronavirus untergraben werden könne.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson, der schon nach einer Spritze seine volle Wirksamkeit entfaltet, spielt eine wichtige Rolle für Bidens Versprechen.

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Der schwedisch-britische Konzern Astrazeneca war wegen seines Impfstoffs bereits mehrfach in die Schlagzeilen geraten. So hatten zuletzt vor dem Hintergrund vermehrt aufgetretener Blutgerinnsel (Thrombosen) in Hirnvenen mit zum Teil tödlichen Verlauf im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung zahlreiche Staaten insbesondere in der EU das Vakzin zweitweise nicht mehr verwendet.

Viele Länder passten danach ihre Impfempfehlungen an. In Deutschland soll Astrazeneca einem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern zufolge in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Zuvor hatte Astrazeneca vor allem in der EU Empörung ausgelöst, als der Konzern mitteilte, zunächst deutlich weniger Impfstoff zu liefern, als vereinbart.

[Alle aktuellen Entwicklungen in der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Im Gegensatz zu Johnson & Johnson hat Astrazeneca in den USA noch keine Notfallgenehmigung für seinen Impfstoff. Angesichts von drei bereits verfügbaren Präparaten - die anderen beiden sind von Biontech/Pfizer und Moderna – sei es unklar, ob der Impfstoff von Astrazeneca in der Pandemie überhaupt noch rechtzeitig zugelassen werde, schreibt die NYT.

Ein Beamter der Gesundheitsbehörde sagte demnach allerdings, dass man mit Astrazeneca über eine Zusammenarbeit bei der Anpassung des Impfstoffs zur Bekämpfung neuer Coronavirus-Varianten diskutiere.

Die Impfungen in den USA kommen gut voran.
Die Impfungen in den USA kommen gut voran.

© Chip Somodevilla/Getty Images/AFP

In den USA haben bereits mehr als 100 Millionen Menschen mindestens die erste Impfung erhalten. Das entspricht fast einem Drittel der Gesamtbevölkerung von rund 330 Millionen Menschen. Daten der Gesundheitsbehörde CDC vom Freitag zeigten, dass die Zahl der erstmals Geimpften auf 101,8 Millionen gestiegen ist. Rund 58 Millionen Menschen sind bereits vollständig geimpft.

Derzeit werden in den USA im Schnitt pro Tag rund drei Millionen Impfungen verabreicht. Insgesamt wurden bislang fast 158 Millionen Dosen verimpft. In der besonders gefährdeten Altersgruppe über 65 haben dem CDC zufolge bereits drei Viertel aller Amerikaner eine Impfung erhalten, rund 54 Prozent gelten als vollständig geimpft.

Biden hatte vor seinem Amtsantritt am 20. Januar versprochen, dass in seinen ersten 100 Tagen im Amt mindestens 100 Millionen Impfungen verabreicht werden sollten. Das Ziel wurde bereits nach knapp 60 Tagen im Amt erreicht. Inzwischen hat Biden sein Ursprungsziel verdoppelt: Bis zum Ablauf seiner ersten 100 Tage als Präsident Ende April sollen nun insgesamt 200 Millionen Impfungen verabreicht werden.

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