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Ozeane erwärmen sich durch Klimawandel: Wenn den Meeren die Luft ausgeht, steigen die Temperaturen enorm

Die Forschung beschreibt die Folgen des Klimawandels immer genauer. Die Erwärmung der Ozeanschichten ist ein Grund.

Um die lebenserhaltende Funktion der Ozeane zu bewahren, müsste sehr bald ein umfassendes Hochseeabkommen mit großflächigen Schutzgebieten im Ozean abgeschlossen werden. Dies ist die Empfehlung einer Studie von Experten des Internationalen Programms zum Zustand der Ozeane (IPSO). „Es besteht schneller Handlungsbedarf“, sagte Mitautor Torsten Thiele vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam.

Folgende Veränderungen sind laut der Expertengruppe besonders gefährlich: Die Ozeane erwärmen sich im Schnitt 40 Prozent schneller, als Schätzungen vor fünf Jahren annahmen.

Die Erwärmung der oberen Ozeanschichten verstärkt weltweit die Wellen. Die Ozeane setzen allmählich einen Teil der gespeicherten Wärmeenergie frei, was in den kommenden Jahren zu einem erheblichen Temperaturanstieg beitragen könnte.

Denn die vom Menschen verursachte Erwärmung der Atmosphäre wird zu 97 Prozent von den Ozeanen aufgenommen. Der sinkende Sauerstoffgehalt der Ozeane führt dazu, dass in Kombination mit chemischen Schadstoffen weite Gebiete für Lebewesen unbewohnbar werden. Und das arktische und antarktische Eis schmilzt schneller als prognostiziert.

„Oberste Priorität hat daher die konsequente Bekämpfung der globalen Erderwärmung und die Begrenzung des Anstiegs der Oberflächentemperatur auf 1,5 Grad Celsius bis 2100“, sagte Thiele. Das Team fordert aber auch eine drastische Reduzierung der Verschmutzung der Meeresgewässer, einschließlich Stickstoffdünger, Abwasser und Plastik.

Was die Meeresforschung betrifft, sollte ein besseres Verständnis der Wärmeaufnahme und -abgabe der Meere an die Atmosphäre im Fokus stehen, empfiehlt die Studie. „Die von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung ab 2021 wäre die Gelegenheit, um dies zu forcieren“, schreiben die Wissenschaftler.

Hauptursache sind Schwankungen in der Wärmeenergie

Wie wichtig Erkenntnisse über den Wärmeeintrag in die Meere sind, zeigt eine Arbeit von Forschern des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und der Universität Stockholm. Sie haben sich gefragt, warum die Fläche des arktischen Meereises von Jahr zu Jahr stark schwankt. „Wir wissen, dass das arktische Meereis immer weiter zurückgeht, weil wir Menschen mit unseren Treibhausgasemissionen die Erde erwärmen.

Warum aber zusätzlich zu diesem langfristigen Rückgang die Fläche des arktischen Eises von einem Jahr zum nächsten so stark schwankt, war bislang unklar“, sagte Hauptautor Dirk Olonscheck.

Bisherige Vermutungen, dass sich selbst verstärkende Prozesse wie der erhöhte Wärmeeintrag in dunkleres Ozeanwasser im Vergleich zu reflektierenden Eisflächen die Schwankungen erzeugen, konnten die Autoren ausschließen.

Hauptursache sind allein die Schwankungen in der Wärmemenge, die aus der Atmosphäre in die Arktis transportiert wird und dort zur Eisschmelze führt. Das konnten die Forscher mit Klimamodellen und auch durch Beobachtungsdaten nachweisen.

Vorhersagen bleiben ihren Angaben nach schwierig, denn die Aufnahme der Wärmemenge hänge vom chaotischen Wettergeschehen ab.

Dafür hat ein internationales Forschungsteam um Detlef Stammer vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg eine bessere Methode entwickelt, um die maximale Höhe des Meeresspiegelanstiegs zu berechnen.

Der maximal mögliche Ausschlag kann regional stark schwanken

Es hat dafür erstmals Prozesse wie das Abschmelzen von Landeis in Grönland oder in der Antarktis mit ihren Unsicherheiten in die Berechnungen miteinbezogen.

Bisher seien diese Prozesse international sehr unterschiedlich berechnet und dargestellt worden. „Zum Beispiel geben die Berichte des Weltklimarats jeweils eine wahrscheinliche Spanne für den Meeresspiegelanstieg an“, teilt das CEN mit.

Der maximal mögliche Ausschlag sei darin jedoch nicht enthalten, zumal er regional stark schwanken könne. Dabei sei der Informationsbedarf hoch: „Da sich im Zuge des Klimawandels der Meeresspiegel lokal völlig unterschiedlich entwickeln wird – in einigen wenigen Regionen kann er sogar sinken –, brauchen Akteure am Ort keine Angaben zum globalen Mittelwert, sondern konkrete Prognosen für den maximalen Anstieg in ihrer Region“, teilt das CEN mit. Dieser Wert setze den Rahmen für das höchste Risiko und die höchsten Kosten für Schutzmaßnahmen.

Wie hoch der Meeresspiegelanstieg vor deutschen Küsten ausfällt, wird auch davon abhängen, wie konsequent die Weltgemeinschaft in den kommenden Jahren Klimaschutz betreibt.

Zahlen wird der nächste Bericht des Weltklimarats liefern, der am 25. September herauskommt.

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