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Die Humboldt-Universität.

© imago/Seeliger

Ohne Abschluss von der Uni: Mehr Studierende brechen in Berlin Studium ab

Die Zahl der Studierenden, die in Berlin die Hochschule ohne Abschluss verlassen haben, ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Die Zahl der Studienabbrüche an den Berliner Hochschulen hat im ersten Halbjahr 2020 zugenommen. Das geht aus einer Antwort der Senatskanzlei Wissenschaft auf eine Anfrage von Tobias Schulze, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linken im Abgeordnetenhaus, hervor.

Demnach verließen zwischen Februar und Juni dieses Jahres rund 5500 Studierende die Hochschule ohne Abschluss, nach rund 4600 im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einer Steigerung von etwa zwanzig Prozent, wobei nicht die Zahlen aller Hochschulen vorlagen.

So lag die Zahl der Exmatrikulierten ohne Abschluss an der Humboldt-Universität in besagten Monaten 2020 bei 1935, an der Technischen Universität bei 1831. Im Vorjahreszeitraum waren es 1797 beziehungsweise 1505. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft waren es in diesem Jahr 910 nach 785 im entsprechenden Zeitraum 2019.

Die Freie Universität rechnet nicht monatsgenau, sondern nur semesterweise ab, sodass hier nur ein Vergleich zwischen Wintersemester 2018/19 und 2019/20 vorliegt (das Wintersemester geht jeweils von Oktober bis März). Aber auch hier stiegen die Zahlen: von 1633 auf 2008. Insgesamt sind an den Berliner Hochschulen mehr als 190.000 Studierende eingeschrieben.

Für Schulze zeigt sich eine "signifikante Steigerung"

Die Senatskanzlei weist daraufhin, dass die Zahlen auch Studierende enthalten könnten, die sich zwar exmatrikuliert haben, aber dennoch einen Prüfungsanspruch haben und das Studium daher noch erfolgreich abschließen können.

Für Tobias Schulze zeigt sich dennoch eine „signifikante“ Steigerung. Er rechnet zudem damit, dass „die eigentliche Abbruchwelle erst noch bevorsteht“: Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hätten die Studierenden erst getroffen, als der reguläre Rückmeldungszeitraum für das Sommersemester bereits abgeschlossen war. „Daher rechne ich vor allem am Ende des Sommersemesters 2020 mit weiteren coronabedingten Abbrüchen“, erklärt Schulze.

Die Unis gehen unterschiedlich mit Wiederholungsprüfungen aus dem Winter um

Er fordert daher „weitgehende“ Maßnahmen, wie etwa Freiversuche bei Prüfungen, eine weitgehende Regelung zur Verlängerung der Regelstudienzeit und zusätzliche Prüfungszeiträume, um die Folgen der Pandemie für Studierende etwas abzumildern. „Dass die Hochschulen das bisher teilweise ablehnen, kann ich im Hinblick auf die Einschränkungen, denen Studierende in diesem Semester unterworfen waren, nicht nachvollziehen“, sagt Schulze.

So könnten etwa die Wiederholungsprüfungen des Wintersemesters, die wegen der Pandemie ausfallen mussten, nicht einfach nebenbei im Sommersemester 2020 nachgeholt werden. Tatsächlich zeigt die Auflistung, dass die Hochschulen hier unterschiedlich vorgehen. So bietet die TU zusätzliche Wiederholungszeiträume für die Prüfungen an, die FU nicht – während die HU es bei Bedarf machen will.

Kritik an der mangelhaften Überbrückungshilfe für Studierende

Schulze kritisiert auch die hohe Ablehnungsquote bei der Überbrückungshilfe für Studierende. Diese liegt in Berlin wie berichtet bei über 40 Prozent. „Die hohen Hürden bei der Beantragung der Überbrückungshilfe des Bundes helfen Studierenden nicht weiter“, sagt Schulze.

Überhaupt sei die Hilfe viel zu gering ausgefallen, die Bedürftigkeitsprüfung anhand des Kontostandes völlig unzureichend. „Bedürftigkeit bemisst sich nicht allein am Kontostand, sondern an vielen Faktoren, wie etwa Kindern, chronischen Krankheiten, Behinderungen, der Höhe der realen Lebenshaltungskosten usw.“, sagt Schulze.

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