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Die duale Ausbildung trägt zur niedrigen Arbeitslosigkeit der Jugendlichen in Deutschland bei.

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Update

OECD-Studie: Deutschland holt bei der Bildung auf

Mehr Studienanfänger, niedrige Jugendarbeitslosigkeit: Die OECD stellt dem deutschen Bildungssystem ein gutes Zeugnis aus - kritisiert aber die Finanzierung.

Zu wenig Hochqualifizierte, zu niedrige Studienanfängerquoten. Über Jahre hinweg musste Deutschland von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Kritik dafür einstecken, dass hierzulande nicht genug Akademiker ausgebildet würden. Im diesjährigen OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ hat sich der Ton geändert.

Zwar liege die Zahl derer, die ein Studium oder einen anderen sogenannten tertiären Bildungsgang wie Meister oder Techniker beginnen, mit 53 Prozent noch immer unter dem OECD-Durchschnitt von 60 Prozent. Der Trend weise aber nach oben. „Auch das Duale System bietet hervorragende Möglichkeiten und trägt zu einer niedrigeren Jugendarbeitslosigkeit bei“, sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Stefan Kapferer bei der Vorstellung der Ergebnisse am Dienstag in Berlin.

Hochschulabschluss ist keine Erfolgsgarantie

Der Anteil der jungen Menschen, die weder arbeiten noch in Ausbildung sind, sei in Deutschland unter den 20- bis 24-Jährigen mit zehn Prozent so niedrig wie in kaum einem anderen Land. Der OECD-Durchschnitt liege bei knapp 18 Prozent. „In Deutschland ermöglichen die vielfältigen Bildungsoptionen einen guten Übergang ins Berufsleben“, sagte Kapferer.

Im Bezug auf die Zahl der Studienanfänger wies er außerdem darauf hin, dass ein Hochschulabschluss allein künftig keine Erfolgsgarantie sein werde. In Spanien schrieben sich etwa 60 Prozent der Studienanfänger in den Pädagogik-, Geistes- und Sozialwissenschaften ein – der Bedarf dafür sei aber nicht da. „Es ist eben nicht nur die Frage, wie viele studieren, sondern auch, was sie studieren“, so der OECD-Mann.

Nur ein Viertel der MINT-Studierenden Frauen

In Deutschland haben die vielen Kampagnen für Studiengänge in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) offenbar Früchte getragen. „Das ist enorm wichtig für den Technologiestandort Deutschland“, betonte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Mittlerweile entscheiden sich unter den Anfängern in den Bachelorprogrammen laut Studie 40 Prozent für die Natur- oder Ingenieurwissenschaften. Im OECD-Durchschnitt seien es 27 Prozent. Kurze Kritik übte Kapferer daran, dass nur ein Viertel der MINT-Studierenden Frauen seien.

OECD fordert höhere Bildungsausgaben

Die OECD monierte außerdem, dass Deutschland im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) weniger in sein Bildungssystem investiere als andere Länder. Das liege zwar auch daran, dass Deutschland ein höheres BIP habe und weniger junge Menschen, die in das Bildungssystem strömen. Trotzdem stünden durch den Wegfall der Studiengebühren auch weniger private Mittel zur Verfügung, die in direkte Angebote für Studierende fließen könnten. „Über höhere Bildungsausgaben müsste Deutschland deshalb diskutieren“, sagte Kapferer.

Er implizierte außerdem, dass der Verzicht auf Studiengebühren mitverantwortlich sein könnte für die hohe Zahl an Studienabbrechern. Wanka bezeichnete die Abbrecherquote von 28 Prozent ebenfalls als „beunruhigend“. Dem müsse durch Beratungsangebote an den Schulen entgegengewirkt werden.

"Gute Fortschritte" bei Chancengleichheit durch Bildung

Positive Entwicklung in Deutschland sieht die OECD im aktuellen Bericht auch beim Ausbau der frühkindlichen Bildung – etwa in Kitas oder bei Tagesmüttern. Im Jahr 2013 hätten bereits 93 Prozent der Dreijährigen an Programmen der frühkindlichen Bildung teilgenommen, 2005 waren es erst 80 Prozent. Erstmals hat die OECD außerdem die Bildungsbeteiligung bei den Zweijährigen beleuchtet. Mit einer Betreuungsquote von 59 Prozent lag Deutschland deutlich über dem OECD-Schnitt von 39 Prozent. Das trage dazu bei, dass Deutschland „gute Fortschritte“ bei der Chancengleichheit durch Bildung gemacht habe.

„Gerade Kinder mit Migrationshintergrund oder die neu ankommenden Flüchtlingskinder“ könnten in Kitas ihr Deutsch verbessern, betonte Bildungsministerin Wanka. „Dieser erste Schritt in unser Bildungssystem ist für einen erfolgreichen Bildungsweg besonders wichtig.“ Die Pisa-Studie der OECD zeigte außerdem, dass Schülerinnen und Schüler, die mindestens ein Jahr in der Kita waren, in den meisten Ländern bessere Leistung erbrachten als diejenigen Schüler, die nicht an der vorschulischen Bildung teilnahmen.

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