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Dicht gedrängt. NC-freie Fächer könnten zu überfüllten Hörsälen führen.

© picture alliance / dpa

Numerus Clausus: An den Unis in Berlin bröckelt der NC

Die TU Berlin und die FU Berlin wollen zum Wintersemester kleinere Fächer vom NC befreien. Hintergrund ist die Hochschulfinanzierung des Senats.

Der Numerus clausus (NC) an den Berliner Universitäten bröckelt weiter. Nachdem der neue TU-Präsident Christian Thomsen mehrfach angekündigt hat, verstärkt zulassungsfreie Fächer im Bachelor anbieten zu wollen, befreit die TU jetzt weitere kleinere Fächer für das kommende Wintersemester vom NC. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Akademische Senat am Mittwochnachmittag. Auch die FU will Fächer öffnen. Für die NC-freien Studiengänge können sich Bewerber unabhängig von ihrem Abiturschnitt einschreiben.

Seit 2004 gibt es einen flächendeckenden NC

Einen flächendeckenden NC hatten die Berliner Unis als Reaktion auf die einschneidenden Sparmaßnahmen des rot-roten Senats im Jahr 2004 eingeführt. Bereits in den vergangenen Semestern waren die Unis von dem strikten Kurs vorsichtig abgekehrt und hatten vereinzelt in kleinen Natur- und Technikwissenschaften den NC aufgehoben.

An der TU sind jetzt Fächer wie Chemie zulassungsfrei

Die TU bietet jetzt als neue NC-freie Fächer etwa die Chemie und Studiengänge wie „Land- und Gartenbau“, „Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft“ und „Informationstechnik im Maschinenwesen“ an. Für diese Studiengänge war das Interesse zum vergangenen Wintersemester vergleichsweise gering, so dass letzten Endes alle Interessenten einen Platz bekamen. Insgesamt sind an der TU 14 grundständige Fächer vom NC befreit, was einem Viertel aller Bachelor-Studiengänge entspricht. An größere Fächer wie den Maschinenbau traue sich die TU aber noch nicht heran, sagte Präsident Thomsen. Man wolle hier „nicht sehenden Auges in eine Überfüllung laufen“.

Die FU will im Bachelor ebenfalls kleinere Fächer öffnen

Die FU will im Bachelor ebenfalls vor allem kleinere Fächer öffnen. Auf Anfrage wurden neben den schon jetzt zulassungsfreien Fächern Mathematik und Informatik als Beispiele Altertumswissenschaften, Frankreich- und Italienstudien sowie Meteorologie genannt. Im weiterführenden Masterstudium wären fast alle Lehramtsstudiengänge NC-frei. An der FU muss der Akademische Senat dem Vorhaben noch zustimmen.

TU-Präsident Thomsen sagt, er wolle den NC lockern, weil ihm das Recht auf freie Bildung wichtig sei. Zudem geht es für die Hochschulen aber um viel Geld. Sind sie nicht genügend ausgelastet, könnten sie einen Teil ihrer Landeszuschüsse verlieren.

Nehmen die Unis nicht genügend Studierende auf, könnten ihnen Millionen entgehen

So sind die Hochschulen in den Hochschulverträgen „Halteverpflichtungen“ eingegangen. Diese legen fest, wie viele Studierende im ersten Hochschulsemester sie aufnehmen müssen. Das Land will so sichergehen, dass es vom Bund genügend Geld aus dem Hochschulpakt bekommt: Dieser wird ebenfalls über Studierende im ersten Hochschulsemester abgerechnet. Erreichen die Hochschulen ihre Zahl nicht, drohen ihnen Abzüge. An den Hochschulen kursieren dabei Szenarien, wonach bereits 100 fehlende Studienanfänger zu einem Verlust von bis zu mehr als einer Million Euro führen könnten. Allerdings verhandeln die Hochschulen mit der Senatsverwaltung noch über die Modalitäten des Abzugs, die im Vertrag schriftlich nicht genau fixiert sind. Einige Hochschulen wollen durchsetzen, dass einzelne nur dann belangt werden, wenn die für ganz Berlin angestrebte Gesamtstudienanfängerzahl nicht erreicht wird.

Zudem sind in den Verträgen weitere Parameter festgehalten, nach denen sich die Zuschüsse richten. Im Bereich Lehre spielt die Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit ebenso eine Rolle wie die Zahl der Absolventen. Auch dafür ist die Auslastung einer Uni also wichtig.

Die HU will den NC nicht lockern

Die Steuerung der Studierendenzahl ist schwierig. Weil sich viele Abiturienten mehrfach bewerben, springen bis zum Schluss zugelassene Bewerber wieder ab. Ein Problem für die Halteverpflichtung ist auch, dass Fachwechsler nicht als Studierende im ersten Hochschulsemester zählen. So liegt die TU derzeit rund 800 Studierende unter ihrer Halteverpflichtung von 5440 Studienanfängern. Die FU ist aktuell nur zu 94 Prozent ausgelastet. Die HU hat ihre Halteverpflichtungen dagegen bisher erfüllt, sagt Präsident Jan-Hendrik Olbertz. Es werde also beim fast flächendeckenden NC bleiben. „Wir wollen weiter die leistungsstärksten Studierenden bekommen, da ist der Notendurchschnitt durchaus aussagekräftig.“

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