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Nicht jeder kann - wie hier in einer Berliner Praxis - auf Sars-CoV-2-Infektion getestet werden, mitunter wird die Diagnose auch nur anhand der Symptome gestellt. Doch solche klinisch diagnostizierten Fälle landen meist nicht in der offiziellen Statistik.

© AFP/John MacDougall

Nicht jeder Infizierte taucht in der Statistik auf: Die (vielen?) nicht gezählten Covid-19-Fälle

Das Robert-Koch-Institut zählt nur laborbestätigte Covid-19-Infizierte. Doch manche gelten auch ohne Test als infiziert - wie viele, weiß niemand so recht.

Rund 130.000 Covid-19-Fälle meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) zuletzt für Deutschland. Doch hierbei handelt es sich nur um Personen mir laborbestätigter Infektion: Bei Kontaktpersonen wird nicht immer ein Labortest gemacht, auch wenn sie Symptome zeigen. Entweder weil aufgrund des klinischen Bildes eine Infektion offensichtlich ist und ein Test unnötig erscheint, oder weil Testkapazität fehlt.

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Dennoch wären auch diese ungetesteten aber klinisch diagnostizierten Infizierten meldepflichtig, gemäß Falldefinition des RKI: Wenn in medizinischen Einrichtungen wie Altenheimen mindestens zwei Lungenentzündungen nachgewiesen sind und ein Zusammenhang angenommen wird, oder wenn jemand Kontakt zu einer infizierten Person hatte und das klinische Bild passt.

Zwar ist es richtig, diese Fälle nicht gleich zu behandeln und separat von den laborbestätigten Fällen zu zählen. Doch nach Tagesspiegel-Recherchen werden sie bislang gar nicht systematisch erfasst.

In Kleve ist jede vierte bis fünfte Fall nicht getestet und fällt aus der Statistik

In den meisten Bundesländern und Kreisen wird zwar versucht, möglichst alle Verdachtsfälle zu testen, doch das gelingt nicht immer – wie bei einigen Personen aus dem Kreis Segeberg bei Hamburg. „Es handelt sich dabei um Fälle aus dem familiären Umfeld von positiv getesteten Personen“, so eine Sprecherin. Sie würden dem RKI als „wahrscheinliche Fälle“ gemeldet.

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In Nordrhein-Westfalen betrifft es in einigen Kreisen jede vierte bis fünfte Person: Im Kreis Kleve gab es am Donnerstag zusätzlich zu 439 labordiagnostisch bestätigten Corona-Infektionen weitere 125 epidemiologisch bestätigte Fälle. Ähnlich sieht es im Kreis Minden-Lübbecke aus. „In dieser Woche wird landesweit die Meldung der Fallzahlen zur besseren nationalen und internationalen Vergleichbarkeit umgestellt“, erklärt eine Sprecherin. Gemeldet würden nur noch laborbestätigte Fälle. Epidemiologisch bestätigte Fälle würden aber weiter unter Quarantäne gestellt.

Hintergründe zum Coronavirus

Vielerorts ist die Lage unklar: Die Stadt Bonn etwa führt gar keine Statistik. In Baden-Württemberg sind dem Landesgesundheitsamt wenige hundert klinisch-epidemiologische Fälle bekannt, so eine Sprecherin: „Kommt es zu einem weiteren Anstieg von Fallzahlen ist davon auszugehen, dass sich der Anteil von klinisch-epidemiologischen Fällen ohne labordiagnostische Abklärung erhöhen wird.“

Zahlen "nicht aussagekräftig genug", um sie zu veröffentlichen

Die Testkapazitäten seien derzeit in Deutschland ausreichend, erklärte das RKI auf Nachfrage. In Deutschland werde viel getestet, laborbestätigte Fälle gäben die Lage im Land sehr gut wieder. „Eine weitere Auswertung der klinisch-epidemiologisch bestätigten Fälle wird derzeit vorbereitet, zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch nicht ausreichend valide Daten vor“, erklärte das RKI vor knapp zwei Wochen. Das habe sich bis jetzt nicht geändert. Die Zahlen seien nicht aussagekräftig genug, um sie zu veröffentlichen.

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