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Achim Bonte spricht bei seiner Amtseinführung in der Staatsbibliothek zu Berlin.

© Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Neuer Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin: Er soll die Stabi neu erfinden

Achim Bonte ist von der Staats- und Unibibliothek Dresden nach Berlin gewechselt. Die hiesige "Stabi" soll er modernisieren - und zwei Großbaustellen managen.

Als lesender Schüler stellt sich Achim Bonte in der Staatsbibliothek zu Berlin vor. Einer, der sich von der Kinder- und Jugendabteilung der Mannheimer Stadtteilbibliothek in die Erwachsenenabteilung vorarbeitete, ermuntert vom „Willkommenslächeln seiner Bibliothekarin“.

Mit seiner Amtseinführung als neuer Generaldirektor der größten Universalbibliothek Deutschlands am Freitag ist Bonte endgültig im Elfenbeinturm für Erwachsene angekommen. Aber vieles deutet darauf hin, dass er die „Stabi“ zu einem anderen Ort machen will.

Bibliotheken sollen heute von reinen Wissensspeichern zum attraktiven dritten Ort zwischen Arbeitsplatz und Zuhause werden. Sie sollen mehr sein als Abholstätten und Lesesaal, wie der 57-Jährige in seinem Antrittsvortrag im Humboldt-Saal des frisch sanierten Stammhauses Unter den Linden ausführte.

"Ein stets offenes Haus, eine Werkstätte für Ideen"

Was der promovierte Historiker, langjährige leitende Mitarbeiter der Unibibliothek Heidelberg und der Sächsischen Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek – seit 2018 als SLUB-Generaldirektor – dort in Bewegung gebracht hat, will er nun auch in Berlin versuchen. Davon, „ein stets offenes Haus, eine Werkstätte für Ideen und aktive Ergebnisbeiträge ihrer Nutzenden“ zu werden, ist die Staatsbibliothek allerdings noch weit entfernt.

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Die Freitreppe im Stammhaus der Staatsbibliothek in der Straße Unter den Linden.
Das Stammhaus der Staatsbibliothek ist frisch saniert. In der Potsdamer Straße wartet die nächste Baustelle. Hinzu kommt die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

© Staatsbibliothek zu Berlin

Das Willkommenslächeln für Bonte kommt in Berlin von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Und von Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Stabi gehört. Die Digitalisierung der Bestände und Services, für die Bonte als Pionier gilt, sei hier kein Neuland, versichert Grütters.

[Lesen Sie auch unser Abschiedsinterview mit Bontes Vorgängerin, Barbara Schneider-Kempf: Weltweit vorbildlicher Wissensraum]

Aber Bonte weiß schon, dass es „beachtliches Potenzial“, also viel zu tun gibt. Parzinger ermuntert ihn, „die Bibliothek als gesellschaftspolitischen Ort zu etablieren“ – und rennt offene Türen ein. Bonte, aus nichtakademischem Elternhaus stammend und der Bildungsgerechtigkeit verpflichtet, will er die Bibliothek zur Hüterin „sozialer Integrationsklammern“ und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung machen. In Dresden lud er zum Flüchtlingsfest und zu Podien ein.

Die Stabi in der Potsdamer Straße als Experimentierfeld?

Bonte deutete an, dass er sich das zweite Stabi-Haus, den Scharoun-Bau in der Potsdamer Straße, als Ort dafür vorstellen kann. Da die Generalsanierung dort aber erst noch bevorsteht und mindestens zehn Jahre Schließzeit bedeuten könnte, muss der Neue lange bleiben.
Eine ganz andere Baustelle ist die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, in die die Stabi nach positivem Gutachten durch den Wissenschaftsrat mit erhobenem Kopf gehen kann. In Richtung einer „größtmöglichen Autonomie“, wie sie Bontes Vorgängerin Barbara Schneider-Kempf forderte? Zur Einführung sagte Bonte nur so viel: Die Bibliothek sei „elementarer Bestandteil“ der Stiftung.

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