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Ein vierflügeliger Tabakschwärmer (Manduca sexta) taucht seine Zunge in eine Blüte.

© Armin Hinterwirth/dpa

Nachtschicht auf der Wiese: Motten helfen bei der Pflanzenbestäubung

Nicht nur Bienen können das: Ein internationales Forscherteam hat nachgewiesen, wie wichtig Motten gerade für den Rotklee sind.

Motten spielen eine wesentliche Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen wie dem Rotklee. Sie übernehmen gut ein Drittel der Besuche auf den Blüten, berichtet ein internationales Forscherteam, das die Bestäubung auf einer Alpenwiese mit Kameras überwacht hatte. „Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis“, sagt Hauptautorin Jamie Alison von der Aarhus Universität in Dänemark. „Motten tragen zur Saatgutproduktion bei, aber die Bienen haben in einem Jahrhundert der Rotklee-Forschung den ganzen Ruhm geerntet.“

Die Bedeutung von Insekten für die Artenvielfalt sowie die drohenden Folgen des Insektensterbens würden in der Gesellschaft zunehmend wahrgenommen, schreiben die Forschenden im Fachmagazin „Biology Letters“ der britischen Royal Society. Der Fokus liege dabei meist auf der Bedeutung der Insekten für die Bestäubung von Pflanzen, insbesondere von Nutzpflanzen.

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Allerdings sei in dem Zusammenhang zumeist von Insekten aus der Familie der Echten Bienen (Apidae) die Rede, zu denen Honigbienen und Hummeln gehören. Auch in wissenschaftlichen Studien und Datensammlungen würden andere Insektengruppen meist vernachlässigt, insbesondere nächtliche Bestäuber wie Nachtfalter.

Um das zu ändern, widmeten sich die Forschenden in ihrer Studie nun dem Wirken nachtaktiver Bestäuber auf Rotklee-Pflanzen (Trifolium pratense), auch Wiesenklee genannt. Rotklee sei nicht nur eine ökonomisch wertvolle Futterpflanze, sondern spiele auch in der biologischen Landwirtschaft eine wichtige Rolle, weil die Pflanze im Zusammenspiel mit Stickstoff-fixierenden Bakterien den Boden verbessere. Sie sei zudem eine nektarreiche Wildblume, von der vor allem Hummeln profitierten.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen installierten nun insgesamt 15 Kameras auf einer Wiese in den Schweizer Alpen und fotografierten in regelmäßigen Abständen tags und nachts die Blüten des Klees. Die Auswertung der Bilder ergab, dass 34 Prozent aller Blütenbesuche auf Motten entfielen, vor allem auf die Hausmutter (Noctua pronuba).

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Hummeln (Gattung Bombus) übernahmen 61 Prozent der Besuche. Die Motten waren vor allem am Abend und am frühen Morgen unterwegs und verweilten länger auf den Blüten als die Hummeln. Waren Motten auf den Blüten zu Gast, steigerte das die spätere Samenmenge, wie weitere Auswertungen ergaben.

Die Ergebnisse zeigten nicht nur, wie wichtig nächtliche Bestäuber für Pflanzen sein können, sondern auch umgekehrt, wie wichtig Pflanze für Bestäuberinsekten sind. Rotklee werde bereits für hummelfreundliche Saatmischungen empfohlen, die spätere Massenblüte der Pflanze könne für die Vermehrung der Hummeln entscheidend sein - und eben auch für Nachtfalter. (dpa)

Anja Garms - dpa

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