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Ein Schuss Hoffnung. Die RTS,S-Impfung soll helfen, Kinder vor Malaria zu schützen.

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Nach Jahrzehnten der Forschung ein Durchbruch: Ein erster Malaria-Impfstoff für die Welt

Eine Pilotstudie zeigt: Trotz geringer Wirksamkeit der RTS,S-Vakzine lohnt sich eine globale Impfkampagne, sagen WHO-Experten.

Seit Jahrzehnten scheiterten diverse Forschungsteams immer wieder an dieser Aufgabe: Eine Schutzimpfung gegen Malaria zu entwickeln, die von Mücken übertragene Krankheit, die jährlich etwa 400 000 Menschen tötet, 280 000 davon Kinder jünger als fünf Jahre. Jetzt hat die Weltgesundheitsorganisation WHO das erste Malaria-Vakzin für eine weltweite Impfkampagne empfohlen.

Obwohl das Mittel, RTS,S genannt, nur eine Wirksamkeit von 30 bis 40 Prozent hat, ist es für WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus, der seine Karriere einst als Malariaforscher begann, ein „historischer Tag“. Zehntausende Leben könnten mit der Impfung gerettet werden.

Seit 2019 wurde der Impfstoff, entwickelt von der britischen Pharmafirma GlaxoSmithKline, in einer groß angelegten Pilot-Studie in Ghana, Malawi und Kenia getestet. 800 000 Kinder bekamen das Mittel, die erste von vier Dosen im Alter von fünf bis sechs Monaten und dann in vierwöchigen Intervallen.

Verleitet der Impfstoff zu Sorglosigkeit?

Experten hatten befürchtet, dass in ländlichen Gegenden manche Eltern lange Wege scheuen würden, um ihre Kinder auch zur letzten, aber notwendigen Auffrischimpfung zu bringen, da nur die ersten drei zusammen mit anderen Regel-Impfungen verabreicht werden. Auch bestand die Sorge, dass Eltern die Wirksamkeit der Impfung überschätzen und Schutzmaßnahmen wie Moskitonetze vernachlässigen könnten.

Neben Ghana beteiligten sich auch Malawi und Kenia an der Pilotstudie, in der 800.000 Kinder mit RTS,S (Mosquirix) geimpft wurden.
Neben Ghana beteiligten sich auch Malawi und Kenia an der Pilotstudie, in der 800.000 Kinder mit RTS,S (Mosquirix) geimpft wurden.

© AFP

Doch die Studie habe gezeigt, dass RTS,S nicht nur sicher, sondern auch unter schwierigen Bedingungen verteilt werden kann und gut akzeptiert und nachgefragt werde – „ein Hoffnungsschimmer für den Kontinent“, sagt Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektor für Afrika. Anfängliche Befürchtungen, dass RTS,S womöglich die Zahl von Hirnhautentzündungen oder gar die Todesrate unter geimpften Mädchen erhöhen könne, hätten sich nicht bestätigt.

Wie in den Studien zuvor zeigte sich, dass RTS,S das Risiko, sich mit Malaria zu infizieren, um 40 Prozent reduziert und das Risiko, im Krankenhaus mit akuter, potenziell tödlicher Malaria behandelt zu werden, um 30 Prozent.

Der Wirkstoff ist ein Protein aus der Hülle des wandlungsfähigen Parasiten

Dass diese Wirksamkeit verbesserungswürdig ist, liegt auf der Hand, dennoch zeigt der RTS,S-Impfstoff zum ersten Mal, dass eine Malaria-Vakzine überhaupt möglich ist. Nicht wenige Forscher, die sich mit dem extrem variablen Malaria-Erreger Plasmodium falciparum befassten, waren skeptisch, ob der Impfstoff, der aus einem Protein, CSP, aus der Hülle des parasitischen Einzellers besteht, einen ausreichend lange wirkenden Immunschutz würde erzeugen können.

Tatsächlich ist die Schutzwirkung anfangs recht hoch, nimmt dann aber später ab. Vermutlich, weil der Parasit das Immunsystem des Menschen aktiv unterdrücken oder es umgehen kann. Forschungen, die die Schutzwirkung von CSP verbessern sollen, laufen bereits. Ob sie zu mehr Schutz für hunderttausende Kinder führen werden, ist indes offen.

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