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Bunt ist gesund. Obst und Gemüse sind auch nach Krebs empfehlenswert.

© dpa

Nach der Behandlung: Was kann man tun, damit der Krebs nicht wiederkommt?

Sport treiben, sich besser ernähren, auf die Seele achtgeben: Welche Hoffnungsträger für bessere Heilungschancen es nach überstandener Therapie gibt.

Kaum eine Krankheit ist so gut erforscht wie Krebs. Aber während man inzwischen über Risikofaktoren und Vorbeugung Bescheid weiß und die Behandlungsmöglichkeiten laufend erweitert werden, lässt sich eine Frage bis heute nicht klar beantworten: Was können Patienten nach einer erfolgreichen Behandlung selbst tun, damit die Krankheit nicht wiederkehrt? Es ist eine Frage von wachsender Bedeutung, denn immer mehr Menschen überleben das Leiden.

Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung und einem normalen Körpergewicht kann die Lebensqualität erhöhen und die negativen Begleiterscheinungen einer Krebsbehandlung abmildern. Viele dieser positiven Effekte gehen nach heutigem Wissensstand auf eine ausgeglichene oder günstige Energiebilanz zurück. Die über die Nahrung aufgenommene Energiemenge wird mit sportlicher Aktivität verringert und sollte so bemessen sein, dass sie nicht in zusätzlichen Fettpolstern abgelagert wird.

Fettsucht, Trägheit und schlechte Ernährung werden zunehmend mit schlechteren Überlebenschancen nach Krebs in Verbindung gebracht. Allerdings ist der Wissensstand noch unvollständig. Das betrifft etwa das Thema Bewegung. Wer nach überstandener Krebstherapie Sport treibt, wird dies vielleicht auch deshalb tun, weil er damit seine Heilungswahrscheinlichkeit steigern möchte. Ob diese Hoffnung gerechtfertigt ist, ist unklar.

Sport hilft - aber ob er das Überleben verlängert, ist unklar

2010 veröffentlichte das American College of Sports eine umfassende Auswertung von 85 Studien zum Sport nach Krebsbehandlung. Demnach kann Bewegung Körperfunktionen und Lebensqualität verbessern und die krankheits- oder therapiebedingte Erschöpfung, Fatigue genannt, mildern. Ob die Krankheit selbst positiv beeinflusst oder gar das Überleben verlängert werde, sei jedoch unbekannt, befanden die Experten.

Doch es gibt Krebsspezialisten, die diese Schlussfolgerung anzweifeln. 2015 veröffentlichten französische Forscher einen Überblick zu acht Untersuchungen über körperliche Aktivität und Brustkrebs im Frühstadium. Frauen, die viel Sport trieben, hatten im Zeitraum der Untersuchungen ein um 50 Prozent verringertes Risiko, an dem Tumor oder an einer anderen Krankheit zu sterben. Der Nutzen gleiche dem einer Chemotherapie, kommentierte der Studienleiter Thierry Bouillet vom Pariser AvicenneHospital – und erntete prompt heftigen Widerspruch. „Es ist nicht korrekt, anzunehmen, dass viel Bewegung das Sterberisiko um die Hälfte verringert“, konterte Julie Gaillot vom französischen Nationalen Krebsinstitut. Trotzdem sei es richtig, die Patienten dazu zu ermuntern, aktiver zu werden.

Umstellung der Ernährung: Durchwachsene Ergebnisse

Bei den von Bouillet positiv bewerteten Sportuntersuchungen handelte es sich um Beobachtungsstudien. Ähnlich günstige Ergebnisse wie bei Brustkrebs hat man auch bei Beobachtungsstudien zu Darm- und Prostatakrebs festgestellt. Das Problem dieser Art von Studien besteht darin, dass sie zwar wichtige Hinweise auf mögliche Zusammenhänge liefern, aber eine ursächliche Verknüpfung – viel Sport, daher bessere Heilungschancen – nicht ohne Weiteres möglich ist. Besser abgesicherte Untersuchungen haben begonnen und sollen demnächst mehr Klarheit bringen.

Eine solide wissenschaftliche Basis existiert auch beim Thema „Richtige Ernährung nach Krebs“ noch nicht. Es ist zwar unstrittig, dass eine „mediterrane“ Kost mit viel frischem Obst und Gemüse und wenig tierischem Fett allgemein von Vorteil ist, auch für Krebsüberlebende. Doch wie sieht es mit Belegen für einen handfesten Nutzen aus? „Es gibt keine Beweise dafür, dass die Umstellung der Ernährung bei Krebspatienten das Überleben und die Prognose der Krankheit verbessert“, lautete bereits 2006 das Fazit einer Forschergruppe um Steven Thomas von der Universität Bristol, die den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zusammengefasst hatte. Auch sie bemängelte die Qualität der Untersuchungen.

Seitdem hat sich nicht allzu viel geändert. Immerhin gibt es zwei große Studien an Brustkrebspatientinnen, in denen die Auswirkungen einer Ernährungsumstellung (weniger Fett, mehr Obst und Gemüse) verfolgt werden konnten. In der einen Untersuchung konnte die Diät das Rückfallrisiko zeitweise verringern, in der anderen fand sich kein Unterschied zwischen fettreduzierter und normaler Kost. Woher die Unterschiede rühren, ist ungeklärt.

Viele Krebspatienten glauben, dass seelische Faktoren den Verlauf ihrer Krankheit beeinflussen können. Wissenschaftlich belegt ist das nicht. Weder existiert eine „Krebspersönlichkeit“ noch gibt es nach einer Therapie den „Zwang zu positivem Denken“, wie Susanne Weg-Remers vom Krebsinformationsdienst in Heidelberg hervorhebt. „Man sollte dem Patienten keine Schuldgefühle einreden, wenn es ihm nicht immer gelingt, den Kopf hochzuhalten“, sagt Weg-Remers.

Fazit: Ein Patentrezept gibt es nicht, doch Bewegung – in angemessenem Umfang – und gesunde Ernährung können nützlich sein. Krebsüberlebende sollten sich trotz aller Unsicherheit nicht verrückt machen und so weit wie möglich gelassen bleiben.

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