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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, äußert sich bei einer Pressekonferenz.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Update

Nach Angaben von Lauterbach: Empfehlung zu Isolation bei Affenpocken soll bald kommen

Auch in Deutschland sind erste Fälle von Affenpocken bekannt. Bundesgesundheitsminister Lauterbach warnt, die WHO sieht wichtige Fragen noch ungeklärt.

Nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland werden nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weitere Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet. Mit dem Robert Koch-Institut (RKI) würden aktuell Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne erarbeitet, sagte der SPD-Politiker am Montag am Rande der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Er gehe davon aus, dass sie bereits an diesem Dienstag vorgelegt werden könnten.

Zudem werde darüber nachgedacht, „ob wir vielleicht Impfempfehlungen aussprechen müssen für besonders gefährdete Personen“, erläuterte der Minister. Dies sei noch nicht geklärt. Dazu gehöre auch zu prüfen, ob eventuell Impfstoffe beschafft werden müssten, und wenn ja wo. Er habe schon Kontakt mit einem Hersteller aufgenommen, der Impfstoffe spezifisch für die Affenpocken herstellt. Lauterbach betonte, dass eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung hier nicht im Gespräch sei.

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Er sprach sich für eine entschiedene internationale Eindämmung aus. Der weltweite Ausbruch sei so ungewöhnlich, dass man sich Sorgen machen müsse, ob er so ablaufe wie frühere Affenpocken-Ausbrüche. Es sei eher damit zu rechnen, dass sich Art und Weise der Verbreitung geändert haben könnte, „so dass wir jetzt schnell und hart reagieren müssen, um einen globalen Ausbruch wieder einzudämmen“.

Lauterbach erläuterte, dass sich nach bisherigen Erkenntnissen in erster Linie Männer infizierten, die sexuelle Kontakte mit Männern gehabt hätten. Es gelte, die Risikogruppen nun ehrlich anzusprechen. Das sei zu ihrem Schutze und dürfe nicht falsch als Stigmatisierung verstanden werden. Der Minister appellierte an alle diejenigen, die anonymen Sex mit Männern gehabt haben, auf Hautveränderungen und Fieber zu achten und sich im Falle eines Verdachtes sehr schnell in medizinische Behandlung zu begeben.

Weitere Affenpocken-Fälle in Deutschland

Mittlerweile ist auch in Sachsen-Anhalt ein erster Fall von Affenpocken nachgewiesen worden. Betroffen sei ein Mann aus dem Jerichower Land, teilte das Sozialministerium am Montag mit. Der Mann habe nach einer Reise über Beschwerden geklagt, die Infektion sei über einen PCR-Test nachgewiesen worden. Das zuständige Gesundheitsamt habe eine häusliche Isolierung angeordnet.

Im Zuge der gestiegenen Aufmerksamkeit für die Erkrankung werden in immer mehr Ländern Fälle der eigentlich selten auftretenden Affenpocken nachgewiesen. Der erste Fall in Deutschland überhaupt war aus Bayern gemeldet worden, inzwischen gab es auch Meldungen aus Berlin und Baden-Württemberg. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter.

WHO: „Das ist keine Krankheit von Schwulen“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht wichtige Fragen bei der Verbreitung der Affenpocken noch ungeklärt. So sei noch offen, ob sich das seit mehr als 40 Jahren bekannte Virus verändert habe, sagten WHO-Fachleute am Montag in Genf. Die Art des Virus spreche momentan allerdings dagegen.

„Sie tendieren dazu, sehr stabil zu sein“, sagte die WHO-Expertin Rosamund Lewis. Sie wies darauf hin, dass die Impfung gegen Pocken, mit der diese Krankheit vor Jahrzehnten ausgerottet worden sei, zu 85 Prozent auch gegen die Affenpocken helfe. Außerdem sei der Impfstoff seitdem weiterentwickelt worden. Das Problem sei, dass er nicht in größeren Mengen verfügbar sei. Daher werde es darum gehen, welche Personengruppen so einen Schutz benötigten, hieß es.

Die WHO wandte sich gegen eine Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen. „Das ist keine Krankheit von Schwulen“, sagte WHO-Experte Andy Seale. Sexueller Kontakt sei eine Übertragungsmöglichkeit, aber es reiche auch Hautkontakt. Während in der Vergangenheit die Affenpocken nur sehr begrenzt durch Reisende verbreitet worden seien, sei diesmal ein anderes Muster zu erkennen.

Wichtig sei, dass die internationale Gemeinschaft die Beobachtung von Fällen intensiviere. Weltweit seien bisher erst weniger als 200 Fälle mit oft eher weniger schweren Verläufen verzeichnet worden, sagte WHO-Expertin Maria Van Kerkhove. „Das ist eine beherrschbare Situation.“ Allerdings sei mit steigenden Zahlen zu rechnen. (dpa)

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