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Angeschwemmter Plastikmüll im Golf von Thailand. Forscher fanden Plastikmüll im Meer, der schon mehrere Jahrzehnte überdauert (Archivbild). A

© Christoph Sator/dpa/ picture alliance

Nach 20 Jahren im Ozean wie neu: Plastikmüll baut sich in der Tiefsee nicht ab

Jahrzehntealter Plastikmüll auf dem Boden der Ozeane könnte das Ökosystem gefährden, befürchten Forscher.

Wissenschaftler haben in der Tiefsee eine rund 20 Jahre alte Quarkpackung und eine ähnlich alte Mülltüte gefunden - und beide waren trotz der Jahrzehnte im Wasser noch wie neu. Es habe sich gezeigt, „dass weder die Tüte noch die Quarkpackung Zeichen von Fragmentierung oder sogar Abbau in ihre Bestandteile aufwiesen“, sagt der Biochemiker Stefan Krause vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Der Fund, über den ein Team um Krause im Fachjournal „Scientific Reports“ berichtet, biete erstmals einen fundierten Anhaltspunkt über das Schicksal von Plastik auf dem Tiefseeboden.

Bislang gibt es zum Abbau von Plastikmüll auf dem Meeresgrund in mehr als 4000 Metern Tiefe kaum Langzeitdaten, weil gefundene Kunststoffe selten konkret datiert werden können.

Im Fall des Quarkbechers und der Mülltüte kam den Forschern der Zufall zu Hilfe, der Rest war Detektivarbeit: In der Mülltüte steckte eine Coca-Cola-Dose - eine Sonderedition zum Davis-Cup 1988. Und die Quarkpackung eines deutschen Herstellers zeigte eine fünfstellige Postleitzahl, die es erst seit 1990 gibt. Zudem war der Hersteller 1999 aufgekauft worden, womit der Markenname verschwand.

Den Müll hatten wahrscheinlich deutsche Forscher zwischen 1989 und 1996 hinterlassen, als sie in dem Gebiet etwa 800 Kilometer vor der Küste Perus zu den Auswirkungen eines potenziellen Abbaus von Manganknollen forschten. Bei einem erneuten Besuch des Areals 2015 fanden die Wissenschaftler den Plastikmüll. Ein Tiefseeroboter fischte die Teile im Ostpazifik schließlich aus dem Meer.

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Bei der Analyse der Kunststoffe fiel den Wissenschaftlern auch auf, dass auf den Verpackungen eine andere Mikrobengemeinschaft siedelte als am Meeresboden der Umgebung. „Die Mikroben kommen alle im Tiefseeboden vor. Aber offenbar könnten größere Ansammlungen von Kunststoff lokal für eine Verschiebung im Verhältnis der vorherrschenden Arten sorgen“, sagt Krause.

Damit könne Plastikmüll auf dem Meeresboden künstliche Lebensräume schaffen und so die Funktionsfähigkeit des Ökosystems gefährden.

Plastik in den Ozeanen besorgt auch einen Großteil der Befragten einer repräsentativen Online-Studie in Deutschland. Die Studie wurde vom Sinus-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zum diesjährigen Welttag der Ozeane am 8. Juni durchgeführt.

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Ältere Bürger zeigten sich im Schnitt besorgter über den Zustand der Weltmeere als jüngere. Besonders problematisch ist für viele der über 2000 Teilnehmer dabei Plastik im Meer (77 Prozent der Befragten), den Klimawandel (38 Prozent) sowie die Zerstörung von Korallenriffen und anderen Lebensräumen im Meer (31 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich.

Mehr als die Hälfte der befragten Menschen geht außerdem davon aus, dass sich der Zustand der Weltmeere in den kommenden zehn Jahren weiter verschlechtern wird. Viele der Befragten gaben an, Plastik im Alltag möglichst zu vermeiden und Unternehmen und Organisationen zu unterstützen, die die Weltmeere schützen wollen.

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Mit Blick auf den Welttag der Ozeane am Montag forderte die Umweltschutzorganisation WWF entschiedenes Handeln. „Die menschenverursachte Zerstörung von Lebensräumen und die zahlreichen Belastungen der Ozeane bedrohen nicht nur die biologische Vielfalt der Erde, sondern auch unsere zukünftige Ernährung“, heißt es in einer Mitteilung.

Der WWF sprach sich unter anderem für eine Nachbesserung der europäischen Fischerei-Kontrollverordnung sowie für ein internationales Abkommen auf UN-Ebene aus, das eine weltweite Müllreduktion und ein verbessertes Abfallmanagement zum Ziel hat. (dpa)

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