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In einer Kita spielen Kinder an einem Wasserbecken mit schwimmenden Plastiktieren und anderen Objekten.

© dpa

Migration und Sprache: Studie: Deutsch zu Hause bringt keine Vorteile

Migranten sollen mit ihren Kindern möglichst nicht Deutsch sprechen, fordert das Berliner Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft. Ansonsten verkümmere die Muttersprache - und das Deutsch der Kinder werde nicht besser.

Wenn Migranten in der Familie Deutsch anstelle ihrer Herkunftssprache sprechen, verschlechtern sich die muttersprachlichen Kenntnisse ihrer Kinder, während sich ihre Deutschkenntnisse nicht verbessern, erklärt Natalia Gagarina, Mitarbeiterin am Berliner Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft. Damit widerspricht sie der verbreiteten Auffassung, Migranten sollten zu Hause mehr Deutsch sprechen, um ihren Kindern bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Gagarina beruft sich auf eine Studie mit rund 100 russischsprachigen Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren, die bis zum ersten Kitabesuch mit spätestens drei Jahren nur Russisch gesprochen hatten und deren Eltern Migranten der ersten Generation sind.

Ein Teil der Eltern ging dazu über, zu Hause Deutsch zu sprechen, sobald die Kinder in der Kita waren. Dies habe sich aber keineswegs positiv auf deren Sprachfähigkeit im Deutschen ausgewirkt, stellte Gagarina fest. Vielmehr waren ihr deutscher Wortschatz oder ihre Fähigkeit, komplette Sätze zu bilden, nahezu gleich ausgeprägt wie bei Kindern, mit denen zu Hause weiterhin Russisch oder nur wenig Deutsch gesprochen wurde. Wie gut die Kinder sich in der Umgebungssprache ausdrücken können und wie sie sprachlich auf die Schule vorbereitet sind, hängt also maßgeblich vom Einfluss der Kita und anderer deutschsprachiger Kontaktpersonen ab.

Auf die Russischkenntnisse der Kinder wirkt es sich der Studie zufolge negativ aus, wenn zu Hause Deutsch gesprochen wird. Das zeige sich besonders auf der lexikalischen, aber auch auf der grammatischen Ebene, erklärt Gagarina. Eine schlechte Kenntnis der Herkunftssprache könne bei den Kindern langfristig zu Identitäts- und Beziehungsproblemen in der Familie führen. Die Sprachwissenschaftlerin kritisiert auch, dass die üblichen Sprachtests auf deutschsprachige Kinder ausgerichtet sind. Dadurch komme es häufig zu Fehldiagnosen und folglich zu falschen Fördermaßnahmen.

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