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Das verflixte erste Jahr. Wenn die Menopause beginnt, hat das auch Auswirkungen auf das Gehirn. Möglicherweise liegt dies an stark schwankenden Hormonspiegeln im Blut.

© McPHOTO / vario images

Menopause: Wechseljahre schwächen das Gedächtnis

Zwei Studien belegen den Einfluss der hormonellen Veränderung auf das geistige Leistungsvermögen. Frauen, die ihre letzte Monatsblutung erst seit kurzem hinter sich hatten, tun sich bei fast allen Testaufgaben am schwersten.

Man kann es auf fast jeder Party beobachten: Die Angst vor einem Verlust des Gedächtnisses ist in unserer Gesellschaft riesengroß. Vor allem Menschen über 50 sind schockiert, wenn ihnen der Name eines bekannten Filmschauspielers oder der malerischen Hafenstadt, in der es ihnen im letzten Italienurlaub so gut gefallen hat, partout nicht mehr einfallen will. Ist das schon Alzheimer? Bei Frauen könnten es auch gut die Wechseljahre sein, wie eine amerikanische Studie nun belegt – und damit ein vorübergehendes Phänomen.

„Frauen in den Wechseljahren berichten immer wieder von Schwierigkeiten, sich an Informationen zu erinnern und geistige Aufgaben zu bewältigen, die normalerweise Routine sind“, sagt Miriam Weber von der Universität Rochester. Für eine Studie, deren Ergebnisse im Fachblatt „Menopause“ erschienen sind, ist die Psychologin der Frage nachgegangen, ob dieser subjektive Eindruck der Frauen stimmt.

Weber und ihre Arbeitsgruppe untersuchten 117 Frauen, die sie vier Stadien zuordneten: Frauen in den späten fruchtbaren Jahren vor Eintritt der Wechseljahre, die noch einen regelmäßigen monatlichen Zyklus hatten, in der frühen und in der späten Phase des Übergangs, die sich beide über mehrere Jahre hinziehen können, und Frauen im ersten Jahr nach der letzten Regelblutung.

Die Studienteilnehmerinnen unterzogen sich Tests, mit denen Aufmerksamkeit, Fähigkeit zu sprachlichem Lernen, Arbeitsgedächtnis, Feinmotorik und Geschicklichkeit ermittelt wurden. Alle Aufgaben entsprachen Anforderungen, wie sie sich im Alltag etwa beim Merken eines neuen Internet-Zugangscodes oder einer Einkaufsliste stellen. Zusätzlich wurden Angaben der Frauen zu typischen Symptomen wie Hitzewallungen, unterbrochenem Schlaf und Stimmungsschwankungen erhoben und die Hormone Estradiol und FSH (Follikel stimulierendes Hormon) bestimmt.

Das Ergebnis: Die Frauen, die ihre letzte Monatsblutung seit kurzem hinter sich hatten, taten sich in diesem verflixten ersten Jahr in fast allen Aufgaben am schwersten. Und zwar unabhängig davon, ob sie über mehr, weniger oder gar keine typischen Wechseljahressymptome berichteten. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass die geistigen Probleme von Frauen in dieser Übergangsperiode unabhängige Prozesse sind und nicht die Folge von schlechtem Schlaf oder von Stimmungsschwankungen auftreten“, berichtet Weber in einer Pressemitteilung ihrer Universität.

Die Probleme konnten nicht zu den ermittelten Hormonwerten in Beziehung gesetzt werden, die allerdings in dieser Lebensphase meist beträchtlich schwanken. Weber hält es für möglich, dass es gerade diese Schwankungen sind, die dem Gedächtnis einiger Frauen in der Zeit unmittelbar nach der letzten Monatsblutung zusetzen. In diesem Zeitraum könnten Frauen besonders von Veränderungen ihres Lebensstils, gegebenenfalls aber auch von Hormonpräparaten profitieren, meint die Psychologin. „Am wichtigsten ist aber die Zuversicht, dass diese lästigen Probleme normal und wahrscheinlich vorübergehend sind.“

Zeitgleich macht die Amerikanische Akademie für Neurologie auf eine Studie aufmerksam, die im März bei ihrem Treffen in San Diego vorgestellt werden soll: Dafür wurden Daten von 1839 Frauen ausgewertet, die an einem Langzeitprojekt über Gedächtnis und Altern teilgenommen haben. Alle waren am Ende der Untersuchung zwischen 53 und 100 Jahren alt, bei fast einem Drittel von ihnen waren die Wechseljahre aufgrund einer Entfernung der Eierstöcke deutlich früher eingetreten als normalerweise.

Auch die Frauen, die an dieser Studie teilnahmen, machten bei Tests zu Denk- und Gedächtnisleistungen mit. Außerdem dokumentierten die Forscher, wie alt die Teilnehmerinnen bei ihrer ersten und letzten Menstruation waren. Bei der Auswertung zeigte sich, dass diejenigen älteren Frauen, die sich der Operation besonders früh hatten unterziehen müssen, in verschiedenen Gedächtnisleistungen deutlich schlechter abschnitten. Außerdem fanden sich bei der Untersuchung des Gehirns von verstorbenen Studienteilnehmerinnen bei den Frauen, die früh in die „chirurgische“ Menopause gekommen waren, mehr Eiweißablagerungen im Gehirn, die mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden.

Die frühe operationsbedingte Menopause war auch mit mehr Alzheimer-Diagnosen verbunden. Waren die Frauen natürlicherweise so früh in die Wechseljahre gekommen, zeigte sich dieser Zusammenhang aber nicht. Und offensichtlich waren diejenigen operierten Frauen besser geschützt, die über eine gewisse Zeit Östrogene nahmen. Ob eine Hormontherapie das Gehirn nach frühzeitiger Entfernung der Eierstöcke schützt, sei noch ungeklärt, meint die Neurologin und Studienautorin Riley Bove vom Brigham and Women’s Hospital in Boston. Die 2002 veröffentlichte WIH-Studie kam zu dem ernüchternden Schluss, dass eine Hormontherapie nicht vor geistigem Verfall, Demenz, schützt.

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