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Ungewisse Zukunft. Betroffene Kinder brauchen langfristig Hilfe.

© U. Marcelino, REUTERS

Mehr als Mikrozephalie: Wie gefährlich das Zika-Virus wirklich ist

Wenn die Mutter während der Schwangerschaft mit Zika infiziert war, ist die Mikrozephalie nur eine Folge unter vielen. Vor allem aber schädigt Zika das Baby-Hirn nach der Geburt weiter.

Eine Zika-Infektion kann Kinder nach der Geburt weiterhin beeinträchtigen. Forscher um Vanessa van der Linden von der Vereinigung für behinderte Kinder in Recife, Brasilien, haben die Entwicklung von 13 Babys verfolgt, deren Kopfumfang zunächst als normal galt. Im Hirnwasser der Kinder war jedoch das Virus nachweisbar, außerdem sahen die Ärzte auf MRT-Aufnahmen, dass das Gehirn bereits Schäden davongetragen hatte. Als die Kinder fünf Monate alt waren, wuchs bei elf von ihnen der Kopf nicht mehr wie erwartet. Fast zwei Drittel der Babys litt unter Epilepsie, alle hatten motorische Defizite, manchen fiel sogar das Schlucken schwer. Oft sahen und hörten sie nicht gut. Das dokumentiere, „dass Mikrozephalie bei der Geburt kein entscheidendes Merkmal des Zika-Syndroms ist“, schreiben die Forscher im Wochenbericht (MMWR) der amerikanischen Seuchenbehörde CDC. Die Kinder sollten langfristig beobachtet werden.

CDC-Forschern um Julu Bhatnagar gelang zudem bei 44 Schwangeren und acht toten Babys der Nachweis, dass sich Zika im Gehirn von Föten, Neugeborenen und in der Plazenta von Schwangeren vermehrt. Das Virus befalle Immunzellen in der Plazenta, die sich frei bewegen können und wohl den Weg ins Gehirn des Fötus ebnen. Dort fanden sie 1000-Mal so viel Virenerbgut wie in der Plazenta, schreiben die Forscher im Fachblatt „Emerging Infectious Diseases“. „Wir wissen nicht, wie lange das Virus dort fortbestehen kann“, sagt Bhatnagar.

Die Hälfte der gefährdeten Föten hatte später einen Geburtsfehler

Dass die Situation in Brasilien keine Ausnahme ist, bestätigen neue Daten aus Kolumbien. Dort habe sich die Zahl der Mikrozephalie-Fälle im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht, schreiben Forscher der CDC und des Nationalen Institut für Gesundheit in Kolumbien in der „MMWR“. Etwa 20 000 Schwangere hatten sich infiziert, die Behörden zählten 476 Mikrozephalie-Fälle – 121 wurden allerdings durch andere Erreger verursacht. Ein Zika-Laborbefund lag für 174 Kinder vor.

Der Fokus auf den zu geringen Kopfumfang könnte dazu beitragen, das Ausmaß des Problems zu unterschätzen. Forscher um Karin Nielsen-Saines von der Universität von Kalifornien in Los Angeles, die gemeinsam mit brasilianischen Kollegen Zika erforscht, haben 125 infizierte schwangere Frauen in Rio de Janeiro begleitet. Nur drei Prozent der Babys kamen mit Mikrozephalie zur Welt, schreiben sie im Fachblatt „New England Journal of Medicine“. Insgesamt hatten aber 42 Prozent der Babys einen schweren Geburtsfehler. Bei einer Infektion im ersten Trimester waren 55 Prozent der Babys betroffen, 52 Prozent im zweiten Trimester und 29 Prozent im dritten Trimester.

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