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Abschmelzendes Eis lässt den globalen Meeresspiegel ansteigen.

© dpa

Meere werden wärmer und steigen: Meteorologen melden Rekordwerte bei Klima-Gradmessern

Hohe CO₂-Konzentration und saure Meere: Die Weltwetterorganisation warnt vor dem Zustand des Klimas. Der UN-Generalsekretär ruft zur globalen Energiewende auf.

Forschende schlagen Alarm: Die vier wichtigsten Gradmesser für den Klimawandel haben Rekordwerte erreicht. Das zeigt der neue Klimazustandsbericht der Weltwetterorganisation (WMO). Rekorde gab es beim Anstieg des Meeresspiegels, der Erwärmung der Ozeane, der Versauerung der Meere und der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre. Bei Letzterem handelt es sich vor allem um Kohlendioxid (CO₂).

Die WMO bestätigte, dass die globale Durchschnittstemperatur 2021 etwa 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900) lag und die vergangenen sieben Jahre die wärmsten seit Messbeginn waren.

Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre erreichte laut WMO 2020 den Rekordwert von 413,2 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Die Durchschnittszahl für 2021 liegt noch nicht vor.

Zur Versauerung der Meere heißt es: Die Ozeane nehmen etwa 23 Prozent der menschengemachten CO2-Emissionen auf. Das Gas reagiert mit dem Wasser, was zu Versauerung führt. Das bedroht nicht nur das Ökosystem Meer. Hinzu kommt: Je saurer das Wasser, desto geringer die Kapazität, weiteres CO₂ aufzunehmen. Der pH-Wert gibt die Versauerung an.

Je niedriger er ist, desto saurer das Wasser. Der Weltklimarat (IPCC) berichtete vor Kurzem, dass der pH-Wert an der Oberfläche der offenen Ozeane mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt so niedrig ist wie seit mindestens 26.000 Jahren nicht mehr.

„Unser Klima verändert sich vor unseren Augen“

Zum Wärmeinhalt der Ozeane: Ein annähernd global flächendeckendes System mit schwimmenden Messgeräten gibt es erst seit 2006. Davor war die Datenlage weniger gut. Alle Forschergruppen, die sich damit beschäftigen, sind sich aber einig, dass der Wärmeinhalt bis in 2000 Meter Tiefe seit Jahrzehnten steigt, besonders deutlich seit 2016.

Petteri Taalas, Chef der Weltwetterorganisation, rechnet noch mit einer jahrzehntelangen Erwärmung des Klimas.
Petteri Taalas, Chef der Weltwetterorganisation, rechnet noch mit einer jahrzehntelangen Erwärmung des Klimas.

© REUTERS

Zum Meeresspiegel: Dieser steigt an, weil sich das Meerwasser durch erwärmte Ozeane ausdehnt und das Wasservolumen wegen abgeschmolzenem Eis zunimmt. Der Anstieg lag laut WMO zwischen 1993 und 2002 bei etwa 2,1 Millimetern pro Jahr, zwischen 2013 und 2021 bei 4,5 Millimetern pro Jahr.

„Unser Klima verändert sich vor unseren Augen“, sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Die Treibhausgase in der Atmosphäre verhinderten die Wärmestrahlung der Erde ins All, weshalb sich der Planet noch über Generationen aufheizen werde, „wenn nicht Verfahren erfunden werden, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen“.

1,5-Grad-Grenze könnte bald überschritten sein

Dennoch sei es wichtig, die Menge freigesetzter Treibhausgase jetzt zu reduzieren, um die Erwärmung dauerhaft unter 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten.

Auf dieses Ziel hat sich die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Klimaabkommen bereits 2015 geeinigt.  Internationaler Klimaschutz soll die Folgen der Klimakrise wie extremere Hitze, längere Dürren und mehr Überschwemmungen begrenzen. Diese Auswirkungen sind bei einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad deutlich geringer als bei zwei Grad. Die zweite Marke entspricht dem weniger ambitionierten Klimaziel im Pariser Abkommen.

Nach einer WMO-Prognose von Mitte Mai könnte die globale Jahresdurchschnittstemperatur schon bis 2026 zeitweise mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei fast 50 Prozent.

Ein durchschnittlich heißeres Klima macht Dürren häufiger und extremer.
Ein durchschnittlich heißeres Klima macht Dürren häufiger und extremer.

© dpa/Manish Swarup/AP

UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte mit Blick auf den WMO-Klimabericht „das klägliche Versagen der Menschheit, die Klimakrise zu bekämpfen“ und rief dazu auf, die Chancen bei der Energiewende zu ergreifen und aus der „Sackgasse“ der fossilen Energien zu entkommen.

„Erneuerbare sind der einzige Weg zu Energiesicherheit, stabilen Energiepreisen und Chancen für nachhaltige Jobs“, sagte Guterres anlässlich des Berichts in einer Videobotschaft. „Wenn wir gemeinsam handeln, kann die Wende zu den erneuerbaren Energien das Friedensprojekt des 21. Jahrhunderts sein.“ 

Um die globale Energiewende voranzutreiben, sollen private und staatliche Akteure dem UN-Generalsekretär zufolge ihre Investitionen in erneuerbare Energien verdreifachen und Regierungen ihre Subventionen für fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas beenden. (dpa/rec)

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