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Erleuchtet. Die Grafik zeigt, welche Regionen Europas nachts besonders hell strahlen. Datengrundlagen sind Satellitenaufnahmen der Jahre 2005 bis 2010.

© Abb.: J. Bennie

Lichtverschmutzung: Helle Nächte

Lichtverschmutzung stört nicht nur Astronomen. Doch es gibt Hoffnung, wie Satellitendaten zeigen. In einigen Regionen Europas sind die Nächte wieder dunkler geworden.

Wer in Berlin nachts die Sterne betrachten will, ist nicht zu beneiden. Der Lichtdom über der Stadt überstrahlt mit Leichtigkeit schwächere Leuchtpunkte. Um viele Städte Europas herum wird das Problem „Lichtverschmutzung“ immer größer. Eine Analyse von Satellitenbildern zeigt jetzt aber, dass es Hoffnung gibt: In mehreren Gegenden ist die Lichtverschmutzung jüngst zurückgegangen, berichten Jonathan Bennie von der Universität Exeter und Kollegen in den „Scientific Reports“.

Sie haben nächtliche Satellitenaufnahmen von Europa untersucht und die Lichtverschmutzung in den Jahren 2005 bis 2010 mit dem Zustand zwischen 1995 und 2000 verglichen. Heller wurden die Nächte vor allem in Ballungsräumen – in Deutschland etwa im Rhein-Main-Neckar-Raum, in Norditalien sowie in vielen Städten Portugals und Polens.

In anderen Regionen Europas wurde es gleichzeitig dunkler, berichten sie in den „Scientific Reports“. Das ist nur teilweise auf wirtschaftliche Schwäche zurückzuführen. Besonders stark nahm der Lichtsmog in der Slowakei ab. „Dort haben viele Gemeinden nachts die Beleuchtung abgestellt, um Geld zu sparen“, erläutert Bennie. In Belgien wurde aus finanziellen und ökologischen Gründen die verbreitete Beleuchtung der Autobahnen verringert.

Himmelsspektakel. Am 27. Februar zeigte sich dieses Polarlicht über dem Oderbruch. Je weniger Fremdlicht herrscht, umso besser sind solche Naturschauspiele zu beobachten. In diesem Fall erscheint das Polarlicht durch die lange Belichtungszeit zusätzlich stärker als es ein Beobachter mit bloßem Auge wahrnimmt.
Himmelsspektakel. Am 27. Februar zeigte sich dieses Polarlicht über dem Oderbruch. Je weniger Fremdlicht herrscht, umso besser sind solche Naturschauspiele zu beobachten. In diesem Fall erscheint das Polarlicht durch die lange Belichtungszeit zusätzlich stärker als es ein Beobachter mit bloßem Auge wahrnimmt.

© dpa

In Schweden, Finnland und Großbritannien hat der Rückgang der Lichtdome andere Gründe. Einerseits wurden reichlich illuminierte Industriebetriebe ins Ausland verlagert. Andererseits wurden in vielen Gemeinden die Straßenlampen durch effizientere ersetzt. Sie verbrauchen weniger Energie und streuen vor allem weniger Licht zum Himmel. Eine ähnliche Entwicklung kann man auch in Teilen Norddeutschlands vermuten.

Axel Schwope vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam sieht den Wert der Studie vor allem darin, dass sie flächendeckende Resultate liefert. „Vom Boden aus können wir die Lichtverschmutzung ja nur punktuell erfassen“, sagt er. Deren Stärke hänge allerdings nicht nur von der Abstrahlung ab, die in der Karte gezeigt werde, sondern auch von der Streuung durch Dunst und Wolken, gibt Schwope zu bedenken.

Das Satelliteninstrument messe keine blaue Farbe, moniert der Physiker Christopher Kyba von der Freien Universität Berlin. Gemeinden, die zu bläulichen LED-Lampen wechselten, sähen dadurch dunkler aus, selbst wenn die Gesamthelligkeit steigt. Eigentlich brauche man einen speziellen Satelliten, um das Licht in der Nacht zu erfassen, sagt Kyba.

Astronomen haben ihre besten Observatorien längst in Regionen errichtet, wo es nachts wirklich dunkel ist, etwa in Chile oder auf der Kanareninsel La Palma. Freilich irritiert die Lichtverschmutzung nicht nur Sternenforscher. Schon ein schwacher Anstieg der Helligkeit in der Nacht kann Menschen um den Schlaf bringen. Laut Bennie reagieren auch viele Tiere stark auf den Lichtsmog, etwa Eulen, Insekten und sogar Fische. „Das künstliche Licht kann die Brutphase mancher Tierarten unterbrechen oder ihre Navigationsfähigkeit einschränken“, sagt er. Allerdings gebe es auf diesem Forschungsfeld noch große Ungewissheit.

Einen künftigen Rückgang der Lichtverschmutzung verspricht sich das britische Team unter anderem von technischen Neuerungen. Adaptive Straßenlampen zum Beispiel schalten sich nur dann an, wenn es dunkel ist und zudem auch wirklich noch Verkehr auf den Straßen herrscht.

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