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Eine Langzeitstudie mit 780 homosexuellen Paaren belegt, dass HIV auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht übertragen wird, wenn der infizierte Partner die Viruslast per Medikamententherapie unter die Nachweisgrenze drückt.

© Daniel Bockwoldt / picture alliance / dpa

Langzeitstudie belegt Schutzeffekt: Anti-Virus-Therapie stoppt HIV-Übertragung

HIV-Infizierte haben durch Medikamente oft keine nachweisbaren Viren mehr im Blut. Sind sie dann noch ansteckend? Nein, versichern Forscher.

Eine groß angelegte Studie mit homosexuellen Paaren belegt, dass die Einnahme bestimmter HIV-Medikamente die Übertragung des Virus auf Sexualpartner verhindern kann. Wie Wissenschaftler um Alison Rodger vom University College London im Fachmagazin "The Lancet" berichten, wurden für die Studie rund 780 schwule Paare aus 14 europäischen Ländern mit jeweils einem HIV-infizierten Partner im Mittel zwei Jahre lang begleitet. Im gesamten Zeitraum habe sich keiner der nicht infizierten Partner bei seinem Lebensgefährten angesteckt - trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs.

Wo kein Virus nachweisbar ist, kann auch keine Ansteckung stattfinden

Die HIV-infizierten Partner seien mit antiretroviralen Medikamenten behandelt worden, die das Virus auf ein sehr niedriges Niveau im Körper bringen. Einen HIV-Infizierten gänzlich von den Erregern zu befreien, ist allerdings erst zwei Mal gelungen. Das Ergebnis der Studie bestätige die Annahme vieler Experten, dass "nicht nachweisbar auch nicht übertragbar" bedeute, hieß es vom Fachjournal.

Andere Studien mit heterosexuellen oder homosexuellen Paaren hatten zuvor bereits vergleichbare Daten geliefert, weshalb Aids-Forscher schon länger davon ausgehen, dass eine Virusmenge unter der Nachweisgrenze der Tests die Ansteckungsgefahr bannt. Dennoch begrüßte das UN-Programm Unaids die neuen Ergebnisse als "großartige Neuigkeit". "Mit HIV lebende Menschen haben nun die Bestätigung, dass sie - regelmäßige Medikamenteneinnahme und eine geringe Viruslast vorausgesetzt - nicht infektiös sind", erklärte Unaids-Chef Michel Sidibé. Das werde ihre Selbstachtung und ihr Selbstvertrauen verbessern.

"Diese starke Botschaft kann helfen, die HIV-Pandemie zu beenden, indem sie die HIV-Übertragung verhindert und das Stigma und die Diskriminierung vieler Menschen mit HIV bekämpft", ist auch Rodger überzeugt. Das Risiko einer Ansteckung für Homosexuelle sei gleich Null, solange der mit HIV infizierte Geschlechtspartner konsequent die entsprechenden Medikamente einnehme und die Viruslast im Körper in der Folge sehr gering sei.

Ansteckungsgefahr geht von Menschen aus, die noch nichts von ihrer Infektion wissen

Ein großer Teil aller HIV-Übertragungen geht Unaids zufolge allerdings auf die Phase zurück, in der sich Menschen gerade selbst angesteckt haben, aber noch nichts von ihrer Infektion wissen. Ihre Viruslast ist mangels entsprechender Therapie hoch und das Risiko, den Erreger weiterzugeben, daher vergleichsweise groß. In Deutschland wissen nach Schätzungen des zuständigen Robert Koch-Instituts (RKI) für 2017 gut 11.000 Menschen nichts von ihrer HIV-Infektion.

Unaids hofft darauf, dass die Ergebnisse mehr Menschen dazu bringen, sich möglichst früh testen zu lassen und gegebenenfalls eine Therapie zu beginnen. Das Ziel müsse zudem weltweit sein, allen HIV-positiven Menschen Zugang zu Tests und einer effektiven Behandlung zu ermöglichen, betonen UN-Programm und Studienautoren gleichermaßen.

Die Abkürzung HIV steht für Humanes Immundefizienz-Virus. Der Erreger wird meist beim Sex übertragen. Unbehandelt führt eine Infektion zu einer zunehmenden Schädigung des körpereigenen Abwehrsystems und darauf folgend auch oft zum Tod. Mit Medikamenten lässt sich die Entwicklung der Immunschwächekrankheit Aids heute aber aufhalten.

In Deutschland lebten nach RKI-Daten Ende 2017 rund 86.000 Menschen mit HIV. Die Zahl der Neuinfektionen im Jahr 2017 wurde auf etwa 2700 geschätzt. (dpa)

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