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Unionspolitiker fordern längere Winterferien.

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Update

Längere Weihnachtsferien wegen Corona?: KMK-Vorsitzende sieht Ferienvorschläge „kritisch“

Längere Weihnachts- und kürzere Sommerferien wegen Corona? Bei diesem Vorschlag ist die KMK-Präsidentin skeptisch, der Lehrerverband hält ihn für "widersinnig".

Die Weihnachtsferien zum Schutz vor dem Coronavirus verlängern, die nächsten Sommerferien dafür verkürzen? Diesen Vorschlag von CDU-Politikern sieht Stefanie Hubig (SPD), die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz, "persönlich kritisch". Das teilte Hubig dem Tagesspiegel auf Anfrage mit.

"Wenn man schaut, wo derzeit die Infektionen entstehen und weitergegeben werden, dann sind das nicht die Schulen. Deshalb ist es fraglich, ob verlängerte Ferien überhaupt die Infektionen eindämmen könnten", erklärte Hubig. Auch stellten sich "eine ganze Reihe weiterer Fragen, die den Ablauf des Schuljahres, Abschlussprüfungen und Schulorganisation betreffen". Auch die Eltern würde das vor neue Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellen.

Das Thema Winterferien soll gleichwohl Thema bei den Beratungen der Kultusminister am kommenden Freitag sein. In diesen Austausch gehe sie "offen", sagte Hubig. Über das Thema könnten auch die Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch beraten. Schulschließungen zu vermeiden, gilt als eines der wichtigsten Ziele der Corona-Maßnahmen.

Unions-Politiker hatten am Dienstag die Verlängerung der Weihnachts- beziehungsweise Winterferien als Schutzmaßnahme gegen Corona-Infektionen in der kalten Jahreszeit vorgeschlagen. „Wir sollten darüber nachdenken, die Winterferien um zwei bis drei Wochen zu verlängern und im Sommer entsprechend zu kürzen“, sagte der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß der „Bild“-Zeitung. 

Ziel müsse sein, bestmöglich durch die Pandemie zu kommen. Sein Fraktionskollege im Bundestag Stephan Pilsinger (CSU) regte sogar bis zu vier Wochen längere Weihnachtsferien mit entsprechender Kürzung der Oster- und Sommerferien an. „Das Wohl der Schüler und Lehrer muss im Vordergrund stehen“, begründete er seinen Vorschlag.

Der Lehrerverband hält den Ferienvorschlag für "widersinnig"

Ablehnend steht dem auch Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Lehrerverbandes, gegenüber. "Der Deutsche Lehrerverband hält von solchen Überlegungen aus verschiedenen Gründen gar nichts", sagte Meidinger dem Tagesspiegel.

Zum einen sollten die Schulen die Zeit nutzen, in der Präsenzunterricht mit vollen Klassen (noch) möglich ist, sagte Meidinger: "Niemand weiß, ob und wann ein neuer Lockdown kommt beziehungsweise eine neuerliche Phase des Wechselbetriebs."

Zum anderen sei es "widersinnig", ausgerechnet die künftigen Sommerferien 2021 zu verkürzen, bei denen zumindest die Hoffnung besteht, dass wegen eines dann hoffentlich vorhandenen Impfstoffs und besserer Medikamente wieder Urlaubsreisen in größerem Umfang möglich wären.

Alle Schulen sollten Luftfiltergeräte beschaffen

Meidinger erneuerte seine Forderung, in allen Schulen Luftfiltergeräte zu beschaffen, die ständiges Lüften in der kalten Jahreszeit überflüssig machen würden. "Es wäre eine Armutszeugnis für die Bundesländer, wenn Schulen länger geschlossen werden müssten, weil die Politik zu knauserig ist, die notwendigen Hygieneschutzmaßnahmen zu finanzieren."

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Schwesig lehnt den Vorstoß ebenfalls ab

Den Ferienvorschlag abgelehnt hat bereits Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Damit würden Kinder und Eltern verunsichert, sagte sie. Auch Susanne Eisenmann (CDU), Kultusministerin in Baden-Württemberg, reagierte skeptisch: "Auch Ende Januar ist der Winter ja noch nicht vorbei, deshalb ist das ein wenig zu kurz gedacht“, erklärte sie. Eine solche Maßnahme würde außerdem eine ganze Reihe von neuen Probleme auslösen und die Schulen vor zusätzliche schulorganisatorische Herausforderungen stellen, etwa Lern- und Prüfungszeiträume durcheinanderbringen.

Die Berliner Senatsschulverwaltung wollten den Vorschlag nicht weiter kommentieren. Ein Sprecher von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) verwies lediglich darauf, man habe die Idee zur Kenntnis genommen und stehe mit den anderen Bundesländern in Sachen Corona in regelmäßigen Austausch.

Insbesondere für Abiturientinnen und Abiturienten sowie Schülerinnen und Schüler mit anstehendem MSA-Abschluss dürfte eine Verlängerung der Weihnachtsferien ernsthafte Folgen haben: Ihre Vorbereitungs- und Lernzeit für die Prüfungen würde deutlich verringert. (mit dpa/Reuters)

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