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Chat mit der Software "Eugene", das sich als 13-jähriger Junge ausgibt.

© AFP

Künstliche Intelligenz: Eugene chattet fast wie ein Mensch

Eine Software hat erstmals Turing-Test bestanden. Zehn Juroren dachten, sie würden sich nicht mit einer Maschine, sondern mit einem Teenager aus der Ukraine unterhalten.

13 Jahre soll Eugene Goostman alt sein, ein Jugendlicher aus Odessa in der Ukraine. Er hat einen eigenwilligen Humor, mag den Rapper Eminem und besitzt ein Meerschweinchen. Wenn er eine Frage nicht beantworten kann, reagiert er meist mit einer Gegenfrage. Er beschwert sich sogar über die schlechte Rechtschreibung seines Gegenübers.

Es waren viele Details, die am Wochenende zehn von 30 Juroren der Royal Society in London glauben ließen, dass sie mit einem echten Teenager chatteten. Tatsächlich ist Eugene eine Software. 2001 begannen der Russe Wladimir Veselow und der Ukrainer Eugene Demchenko, sie zu entwickeln. Nun war diese Software so ausgereift, dass sie als erste den Turing-Test bestand.

Der britische Mathematiker Alan Turing, der während des Zweiten Weltkrieges unter anderem die deutschen Chiffriermaschine „Enigma“ geknackt hatte, erfand 1950 das berühmte Frage-Antwort-Spiel „Können Maschinen denken?“. Er sagte voraus, dass in 50 Jahren die künstliche Intelligenz so weit fortgeschritten sei, dass Menschen nicht mehr unterscheiden können, ob sie mit einem Menschen oder einer Maschine reden. Programmierer haben sich seitdem immer wieder der Herausforderung gestellt. Um den Turing-Test zu bestehen, müssen sich die Testpersonen in 30 Prozent der Fälle täuschen lassen.

Einige Forscher haben Zweifel an dem "Meilenstein"

Zum 60. Todestag von Turing veranstaltete die Universität von Reading abermals einen Wettbewerb. Jeweils fünf Minuten chatteten dabei die Juroren gleichzeitig mit einem Menschen und mit einem von fünf cleveren Computerprogrammen. Danach sollten sie sich festlegen, welcher Gesprächspartner „echt“ ist. Nur „Eugene Goostman“ war ausgefuchst genug. Das Programm analysiert zunächst die Frage und stellt dann aus einer Datenbank eine passende Antwort zusammen. Manchmal fragt es zurück oder gibt eine komplett vorbereitete Antwort.

Das sei ein Meilenstein, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Reading. Der Turing-Test sei ein wichtiges Werkzeug, um Cyber-Kriminalität zu bekämpfen, sagte Kevin Warwick von der Universität Reading. Man müsse dringend verstehen, wie sich die Menschen von einer Maschine reinlegen lassen.

Andere Forscher reagierten weniger enthusiastisch. Fünf Minuten seien zu wenig, das Experiment sei schlecht geplant, sagte Marvin Minsky, ein Pionier auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, dem „Guardian“. Auch andere kritisierten, dass lediglich Tricks den Erfolg ermöglicht hatten und nicht etwa ein echter Fortschritt der Künstlichen Intelligenz. So simuliert das Programm einen Jungen, der kein Muttersprachler ist. So würden die Juroren nachsichtig auf Fehler reagieren. Auch sein angebliches Alter verschleiere das Unwissen.

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