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Krebs: Epo unter Verdacht

Das Hormon Epo erhöht das Sterberisiko Krebskranker. Es wird seit 15 Jahren bei der Krebstherapie angewendet. "Beunruhigend", heißt es seitens der Forschung.

Etwa Dreiviertel der Krebspatienten leiden unter Blutarmut, es fehlt ihnen an roten Blutkörperchen. Die Folge sind Müdigkeit und Erschöpfung bis hin zu Depressionen. Aus diesem Grund bekommen viele von ihnen Medikamente wie Erythropoetin („Epo“, auch als Dopingmittel benutzt), um die Blutarmut zu bekämpfen.

Aus einer neuen Übersichtsstudie jedoch geht nun hervor, dass die Behandlung mit Epo das Sterblichkeitsrisiko von Krebspatienten nicht etwa senkt, sondern erhöht. Über die Untersuchung berichtet ein Forscherteam unter Leitung des Krebsexperten Michael Henke von der Uniklinik Freiburg im US-Fachmagazin „Jama“. „Obwohl Epo für Tumorpatienten zugelassen und empfohlen wird, weisen unsere und Befunde anderer darauf hin, dass es das Krebswachstum anregt und Patienten gefährden kann“, sagt Henke. „Es ist beunruhigend, dass es 15 Jahre angewendet wurde, bevor wir dies erkennen konnten.“

Aktuelle Therapieempfehlungen beurteilen Epo als weitgehend sicher. „Unsere Ergebnisse belegen das nicht“, sagt Henke. „Allerdings sollten wir die Daten derzeit nicht verallgemeinern, da sie von der Art der Tumorerkrankung abhängen können.“

Henke und seine Kollegen analysierten die Befunde von 51 klinischen Studien mit insgesamt über 13 600 Patienten. Es zeigte sich: Erhielt ein Krebspatient Epo, war dessen Sterblichkeitsrisiko um zehn Prozent erhöht.

Obwohl Epo die Blutarmut von Krebspatienten beheben kann, steht das Mittel bereits seit einigen Jahren im Verdacht, mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Einige Experten vermuten, dass Epo nicht nur die Blutkörperchen zum Wachstum anregt, sondern auch die Krebszellen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Erythropoetin die Bildung neuer Blutgefäße fördert. Auch Tumore brauchen für ihr Wachstum neue Gefäße, die sie mit Blut versorgen. bas

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