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Die Freie Universität.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Update

Konsequenz aus Wahlaffäre an Freier Universität: Kanzlerin Bör wird aus der FU abgezogen

FU-Kanzlerin Andrea Bör muss die Universität verlassen: Das hat der scheidende Regierende und Wissenschaftssenator Michael Müller angeordnet.

Die Wahlaffäre an der Freien Universität hat Konsequenzen für die umstrittene Kanzlerin Andrea Bör. Nach Informationen des Tagesspiegels hat die Senatskanzlei Wissenschaft bereits ein Disziplinarverfahren gegen die Kanzlerin eingeleitet.

Auch hat der scheidende Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) als eine seiner letzten Amtshandlungen die Reißleine gezogen und den Abzug von Bör aus der FU angeordnet.

Wohin Bör versetzt werden soll, ist noch nicht klar

Der Abzug erfolgt angesichts des nachhaltig gestörten Verhältnisses Börs gegenüber den Gremien der Universität, das nach den Verwerfungen im Präsidium unlängst einen neuen Höhepunkt im Misstrauensvotum des Akademischen Senats gegen die Kanzlerin ihren Ausdruck fand. Auch die Personalräte haben einen Notruf abgesetzt.

Wohin die Kanzlerin versetzt werden soll, war nicht zu erfahren. Die Wissenschaftsverwaltung war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht erreichbar.

Die Kanzlerin weiß von nichts - will aber dagegen vorgehen

Bör reagierte auf Anfrage am Dienstagnachmittag „mit Befremden“: Ihr sei das Vorgehen Müllers und der Senatskanzlei nicht bekannt. „Sobald mir entsprechende Informationen zugehen, werde ich mit gebotenen Mitteln dagegen vorgehen.“

Stein des Anstoßes ist die Affäre um eine von Bör heimlich beauftragte Personalagentur, die Gegenkandidat:innen zu FU-Präsident Günter M. Ziegler finden sollte. Börs Verhältnis zu Ziegler gilt als komplett zerrüttet, auch wenn sie das bestreitet. Die Agentur war ohne das Wissen der Unigremien von Bör beauftragt worden, obwohl die Kanzlerin im Wahlverfahren der FU dafür keinerlei Zuständigkeit hat.

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bör

An die Headhunter ist bereits ein fünfstelliger Betrag geflossen, obwohl der Auftrag letztlich zurückgezogen wurde.

Wegen des ganzen Vorgangs liegt seitens des FU-Präsidiums eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bör bei der Senatskanzlei vor, die das Vorgehen Müllers ausgelöst hat.

Bör liegt zudem mit zahlreichen Akteuren an der Uni über Kreuz. Als Kanzlerin ist sie für Personal und Haushalt zuständig.

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Zuletzt war es an der FU wegen dieser Affären einsam um Bör geworden. Nachdem ihr die Mehrheit des Akademischen Senats das Misstrauen ausgesprochen hat, zog nun der Gesamtpersonalrat ebenfalls mit einer Misstrauenserklärung nach.

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Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bör sei „seit langer Zeit nachhaltig erschüttert“, heißt es in einem offenen Brief des Gesamtpersonalrats an den FU-Präsidenten, das Kuratorium, die Senatskanzlei für Wissenschaft und die Mitglieder im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Eine lange Reihe von Kritikpunkten

„Dem Gesamtpersonalrat liegt an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, diese scheint derzeit aber schwierig bis unmöglich“, heißt es weiter. Man appelliere an den Senat, seine Rechtsaufsicht im Sinne der FU und ihrer Beschäftigten auszuüben.

Das Schreiben listet eine Reihe von Kritikpunkten an Bör auf. Die Kanzlerin habe wiederholt das Personalvertretungsgesetz und die dort verankerten Mitbestimmungsrechte der Interessenvertretungen missachtet.

So habe der Gesamtpersonalrat zum Beispiel vor Gericht einen Vergleich erstreiten müssen, um sein Recht durchzusetzen, über Gefährdungsbeurteilungen in der Coronapandemie informiert zu werden und Hygienekonzepte zur Mitbestimmung vorgelegt zu bekommen. Überhaupt bleibe vielen Beschäftigten „nur der gerichtliche Weg, um ihre Rechte durchzusetzen“, heißt es. Der „konfrontative kompromisslose Führungsstil“ Börs ziehe sich wie ein roter Faden durch ihre Amtszeit.

FU-Kanzlerin Andrea Bör.
FU-Kanzlerin Andrea Bör.

© Bernd Wannenmacher/promo

Vor zwei Wochen hatten im Akademischen Senat die Gruppen der wissenschaftlichen Mitarbeitenden, des nicht-wissenschaftlichen Personals, der Studierenden sowie der einige Professor:innen umfassende „Dienstagskreis“ Bör das Vertrauen entzogen – was insgesamt die Mehrheit der AS-Mitglieder ist. Den heimlichen Auftrag an die Personalagentur hatte der AS zusätzlich mit 24 von 25 Stimmen missbilligt.

Anfragen, welche Konsequenzen sie zieht, beantwortet Bör nicht

Bör hat Anfragen des Tagesspiegels, welche Konsequenzen sie selber daraus zieht, wiederholt nicht beantwortet.

Präsident Ziegler hatte Bör kürzlich im Akademischen Senat vorgeworfen, im Personalmanagement und im Umgang mit dem Personalrat „nicht arbeitsfähig und nicht arbeitswillig“ zu sein. Er habe zu lange versucht, Dinge zu moderieren, und wolle Konflikte künftig sehr viel früher ansprechen.

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