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Nach dem regenarmen März sind die Böden auch in Brandenburg oberflächlich ausgetrocknet.

© Jens Kalaene/dpa 

Klimawandel in Deutschland: Das Frühjahr wird immer trockener

Der Deutsche Wetterdienst sieht das Land fest im Griff der Erderwärmung. Klimaschutz sei daher unabdingbar.

Weniger als ein Liter Regen ist in Berlin in diesem März bisher auf dem Quadratmeter gefallen – gerade mal eine ausgekippte Milchpackung. Deutschlandweit wird es der sonnenscheinreichste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch allerdings versetzt die Trockenheit Klimaforscher Tobias Fuchs vom Deutsche Wetterdienst (DWD) nicht in Alarm. 

Die Böden sind demnach vor allem in Ostdeutschland nur in den obersten 10 bis 20 Zentimetern zu trocken, darunter befinde sich dem regenreichen Jahr 2021 zumeist noch ausreichend Wasser. Und für April sind Niederschläge angesagt.

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„2021 waren in fast ganz Deutschland in allen Bodenschichten die Böden mit ausreichend Wasser versorgt“, sagte Fuchs am Dienstag zur Klima-Pressekonferenz des DWD. Nach den extrem trockenen Jahren 2018 bis 2020, die vor allem auch dem Wald – und hier erstmals auch dem Laub- und Mischwald – stark zugesetzt haben, sei das eine gute Nachricht.

Deutliche Zunahme der Frühjahrstrockenheit

Doch stellen die Meteorologen längerfristig gesehen für Deutschland eine deutliche Zunahme der Frühjahrstrockenheit fest. Die Zahl der Tage ohne Niederschlag sei in den vergangenen Jahren signifikant angestiegen. Dabei gebe es regional große Unterschiede, am stärksten betroffen sei der Nordosten Deutschlands – also auch Berlin und Brandenburg.

Kritisch sei diese Entwicklung vor allem, weil im Frühjahr mit steigenden Temperaturen die Vegetation erwacht und eine hohen Wasserbedarf hat. Besonders betroffen davon sei die Landwirtschaft. Nach der Winterruhe brauchen Wintergetreide und Raps ausreichend Wasser, wie auch Mais und Zuckerrüben nach der Aussaat im Frühjahr. Die Hintergründe der Frühjahrstrockenheit müssten noch genauer erforscht werden.

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Der Klimawandel verändere die Land- und Forstwirtschaft bereits heute, so Fuchs. Extrem trockene und warme Jahre würden mit dem Fortschreiten der Erderwärmung zunehmen. Nach der großflächigen und langandauernden Trockenheit der Jahr 2018 bis 2020 seien bis heute noch der Wald und das Grundwasser davon beeinträchtigt. Das zeige, dass der Einfluss der globalen Erwärmung in Deutschland heute schon „schmerzhaft spürbar“ ist. „Und das wird sich, da sind wir Klimaforschenden uns einig, weiter zuspitzen.“

2021 war das elfte zu warme Jahr in Folge

Im abgelaufene Jahr 2021 entsprach zumindest die mittlere Niederschlagssumme weitgehend dem langjährigen Mittel. Doch in den einzelne Monaten gab es starke Differenzen. Die Flutkatastrophe im Juli im Nordwesten ging mit Niederschlagsextremen einher, während Frühjahr und Herbst unterm Strich doch wieder zu trocken waren. Insgesamt waren im vergangen Jahr fünf Monate zu feucht und sieben zu trocken, wie DWD-Meteorologe Andreas Becker erklärte.

Bei dem Temperaturen war 2021 mit einer Durchschnittstemperatur von 9,2 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittel von 1961 bis 1990 ein Grad zu warm und damit das elfte zu warme Jahr in Folge. In Deutschland schreitet die Erwärmung schneller voran als die global gemessene Erwärmung von rund 1,1 Grad. Seit Beginn der flächendeckenden Messungen 1881 ist es bei uns bereits 1,6 Grad wärmer geworden.

Das Jahrhunderthochwasser in der Eifel bringt eine DWD-Studie mit dem Klimawandel in Verbindung. 
Das Jahrhunderthochwasser in der Eifel bringt eine DWD-Studie mit dem Klimawandel in Verbindung. 

© imago images/Future Image

Eine Attributionsstudie unter DWD-Leitung hatte zudem einen Zusammenhang der Eifel-Flut mit dem Klimawandel ergeben. Die Intensität solcher extremen Niederschläge sei durch die Erderwärmung zwischen drei und 19 Prozent erhöht, ihre Wahrscheinlichkeit um das 1,2- bis 9-fache gestiegen.

„Das vergangene Jahr bestätigt damit auch in Deutschland klar den Trend der globalen Erwärmung“, so Becker. Wetterextreme wie der Starkregen im Juli 2021 würden durch den Klimawandel künftig vermehrt auftreten. „Darauf müssen wir uns besser vorbereiten, sagte Becker.

Beim globalen Zustand des Klimas gebe es kein Hinweis auf Entwarnung, sagte DWD-Präsident Gerhard Adrian. So steige der Meeresspiegel von Jahr zu Jahr auf neue Rekordhöhen und beim Treibhausgasausstoß zeige sich auch 2021 kein Rückgang. „Aber wir sind dem Klimawandel nicht hilflos ausgeliefert.“ 

Wetterextremen durch Klimaschutz dämpfen

Klimaschutz könne den langfristigen Trend zu immer heftigeren Wetterextremen zumindest dämpfen. Dafür unterstütze der DWD die Energiewende mit Wetter- und Klimadaten. 2021 war demnach ein sehr windarmes Jahr, Sonnenscheindauer und Einstrahlung lagen leicht über dem langjährigen Durchschnitt.

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Darüber hinaus plant der Wetterdienst ein Naturgefahrenportal. Bei der Vorsorge und Bewältigung von Wettergefahren würden eine geschlossene Warnkette vom DWD bis zu den zuständigen Einsatzkräften vor Ort und und die Stärkung des Risikobewusstsein der Bevölkerung eine zentrale Rolle spielen. Das Portal im Internet soll dafür klimatologische und infrastrukturelle Informationen gebündelt und verständlich anbieten.

Seit Mitte 2021 bietet der DWD außerdem ein Webportal zur aktuellen Bodenfeuchtesituation an – den Bodenfeuchteviewer. Das Angebot ermögliche, Fakten zur Bodenfeuchtesituation und Trockenheit in ganz Deutschland in unterschiedlichen Bodentiefen bis zwei Meter zu recherchieren.

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