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Glied-Maß. Gut bedeckt waren die Beine von Kairuku waewaeroa, aber lang.

© Abb.: S. Giovanardi

Kinder-Pinguin: Kleine Entdecker machen eine große Entdeckung

In Neuseeland haben Schüler 2006 ein - wie sich herausstellte - bedeutendes Fossil gefunden. Jetzt hat der sehr große, sehr alte Vogel endlich einen Namen.

Die Schülerinnen und Schüler, die diese Entdeckung gemacht haben, sind längst keine mehr. Es ist schon 15 Jahre her, als eine Gruppe des „Hamilton Junior Naturalist Clubs“ im Kawhia Harbour an der Westküste von Neuseelands Nordinsel unterwegs war.

Dabei war auch Chris Templer, der Fossilienspezialist des Vereins. In einer seltsamen, in Sandstein eingeschlossenen Struktur, die an einen rostigen Propeller erinnerte, erkannte er ein ziemlich großes und gut erhaltenes Vogelfossil.

15 Jahre später ist dieses nun endlich freigelegt, untersucht, mit anderen verglichen und im Detail beschrieben. Und heißt Kairuku waewaeroa.

Lange Beine

Waewaeroa bedeutet „langbeinig“ in der Sprache der Maori, Kairuku steht für „Taucher, der mit Nahrung zurückkehrt“. Neben einem solchen, etwa 1,40 Meter großen Tier hätte ein Kaiserpinguin – die größte heute lebende Art – wie ein kleiner, kurzbeiniger Cousin gewirkt.

Die neue Art ergänzt mehrere Funde fossiler Pinguinspezies in Neuseeland, bei denen es von der Entdeckung bis zur wissenschaftlichen Beschreibung teilweise noch deutlich länger gedauert hatte. Der erste Kairuku überhaupt wurde laut einer Mitteilung der North Carolina State University 1977 ausgegraben und erst 2012 wissenschaftlich beschrieben und benannt.

Lange her

Zum Team gehörte damals Dan Ksepka von jener Hochschule, der auch den Langbein-Pinguin jetzt mit untersuchte. Unter anderem mit 3D-Scannern vermaß er zusammen mit Simone Giovanardi und Daniel Thomas von der George Massey University in Neuseeland das ziemlich vollständig erhaltene Fossil. Auch eine originalgetreue Nachbildung, die jener Jungforscherclub geschenkt bekam, war damit möglich.

Die Tiere haben in einer Phase vor 27 bis 34 Millionen Jahren in der Gegend gelebt. Warum sie so groß wurden – und im Vergleich zu sowohl damals auch heute lebenden Spezies so lange Beine hatten, ist unbekannt. Plausibel ist, dass sie relativ isoliert lebten und wenige oder keine natürlichen Feinde hatten. Das jedenfalls ist auch die Hypothese, die Forscherinnen und Forscher für einen fossilen Riesenpapagei namens Strigops habroptila, ebenfalls gefunden in Neuseeland, aufgestellt haben.

Langes Warten

Es sei „irgendwie surreal, zu wissen, dass diese Entdeckung, die wir vor so vielen Jahren gemacht haben, heute Teil der akademischen Forschung ist“, wird Steffan Safey, der als 13-Jähriger dabei war, in einer Mittelung zitiert. Auf der wissenschaftlichen Veröffentlichung im „Journal of Vertebrate Paleontology“ allerdings steht kein Name der seinerzeit beteiligten Kinder und Jugendlichen. Chris Templer, der den Sandsteinblock seinerzeit auch umgehend freilegen und zu sich nachhause transportieren ließ, um das Fossil in Sicherheit zu bringen, wird zumindest in der Danksagung erwähnt.

Studien-Mitautor Daniel Thomas sieht in der Entdeckungsgeschichte allerdings durchaus eine tiefere Bedeutung. Man sei auf Neuseeland durch den Fossilienreichtum sehr spürbar mit den hier lebenden Arten und ihrer Geschichte verbunden. Und dass Kinder dieses Fossil entdeckt hätten, „erinnert uns daran, wie wichtig es ist, zukünftige Generationen zu ermutigen, Kaitiaki zu werden“. „Kaitiaki“ wiederum ist auch wieder ein Maori-Wort. Es bedeutet so viel wie Wächter oder Beschützer.

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