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Drei Fälle von Handfehlbildungen registrierte das Sankt Marien-Hospital Buer. Nach Prüfung sagt das NRW-Gesundheitsministerium nun, es seien „keine offensichtlichen Trends und regionalen Häufungen“ zu erkennen.

© Marcel Kusch/dpa

Keine Häufung von Fehlbildungen festgestellt: Ministerium gibt Entwarnung

Sind drei Fehlbildungen innerhalb von drei Monaten in einer Gelsenkirchener Klinik schon eine auffällige Häufung? Nein, so das NRW-Gesundheitsministerium jetzt.

Bei Arm- und Handfehlbildungen Neugeborener sind laut nordrhein-westfälischem Gesundheitsministerium in den vergangenen Jahren „keine offensichtlichen Trends und regionalen Häufungen erkennbar“. Das teilte das Ministerium am Montag in Düsseldorf mit. Die Behörde hatte in allen rund 140 Geburtskliniken des Bundeslandes nach Fehlbildungen in den Jahren 2017, 2018 und 2019 gefragt. Anlass waren vor rund zwei Wochen bekanntgewordene Hand-Fehlbildungen bei Neugeborenen an einer Gelsenkirchener Klinik.

Im Sankt Marien-Hospital Buer waren zwischen Mitte Juni und Anfang September drei Kinder mit fehlgebildeten Händen geboren worden. Zuvor hatte es dort nach Angaben der Klinik jahrelang keinen einzigen entsprechenden Fall gegeben. Die Klinik hatte von vornherein nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine zufällige Häufung handelt.

Weniger als 0,1 Prozent der Neugeborenen hatten Fehlbildungen

Die Abfrage des Ministeriums bei den Kliniken ergab, dass bei deutlich weniger als 0,1 Prozent aller Neugeborenen Fehlbildungen der Hände festgestellt wurden. „Für die Jahre 2017, 2018, 2019 wurden mit Stand vom 27. September 2019 insgesamt 72, 64 beziehungsweise 61 Fehlbildungen der oberen Extremitäten in Nordrhein-Westfalen gemeldet“, hieß es weiter. Bezogen auf die Anzahl der Geburten entfiel damit beispielsweise im Jahr 2017 NRW-weit eine Fehlbildung auf rund 2260 Geburten.

Die von den Kliniken gemeldeten Fallzahlen pro Jahr lagen zwischen 0 und 5 Fällen – bei sehr weit auseinander liegenden Geburtenzahlen. Das Ministerium betonte, dass von den Krankenhäusern nicht nur Daten zu fehlenden Fingern oder Händen gemeldet wurden, sondern auch sogenannte Vielfingrigkeiten oder Schwimmhäute. Auch trennten die Rückmeldungen nicht zwischen reinen Fehlbildungen der oberen Extremitäten und Fehlbildungen als Teil von Syndromen.

Register würde weiterhelfen

Die Rückmeldungen der Krankenhäuser sollen jetzt eingehend analysiert und mit Daten aus anderen Erhebungssystemen und Datensammlungen abgeglichen werden. Zu prüfen sei dabei auch, ob bei den vergleichsweise geringen Zahlen weiterführende, belastbare statistische Analysen machbar seien, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

In der Diskussion über die Gelsenkirchener Fälle hatte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) betont, dass Fehlbildungen bei Neugeborenen sehr unterschiedliche Ursachen haben können. Eine sehr sorgfältige Analyse sei erforderlich. „Ein Register würde uns auf jedem Fall weiterhelfen“, hatte BVKJ-Bundessprecher Hermann Josef Kahl gesagt.

Abfragen gab es auch schon in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Beide Bundesländer hatten ebenfalls keine auffälligen Häufungen von Fehlbildungen festgestellt. (dpa)

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