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Der britische Premier Boris Johnson warnt vor der neuen Variante des Coronavirus.

© Toby Melville/AFP

Update

Johnson sagt Weihnachten ab: Neue Corona-Mutation in Großbritannien um 70 Prozent ansteckender

Der britische Premier warnt vor einer hochansteckenden Virus-Variante. Sein Gesundheitsminister sieht diese außer Kontrolle. Der Lockdown wird verschärft.

Die in Großbritannien entdeckte neue Variante des Coronavirus ist nach Angaben von Premierminister Boris Johnson nach ersten Erkenntnissen um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bekannte Form. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Impfstoffe weniger effektiv seien, sagte Johnson am Samstag. „Es gibt immer noch viel, das wir nicht wissen. Aber es gibt keine Beweise, dass die neue Variante mehr oder schwerere Krankheitsverläufe auslöst.“

Experten, die die Virusvarianten beobachten und erforschen, können das bislang auch nicht bestätigen. Seit Beginn der Pandemie wurden bereits mehrere Varianten des Coronavirus gefunden. Auch eine höhere Sterblichkeit sei durch die Virus-Variante VUI2020/12/01 bisher nicht festgestellt worden.

Die Variante des Coronavirus bereitet den britischen Behörden große Sorgen. „Sie ist außer Kontrolle, und wir müssen sie wieder unter Kontrolle bekommen“, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag der BBC. Hancock sagte, er mache sich große Sorgen um das Gesundheitssystem.

Derzeit seien mehr als 18.000 Infizierte in den Krankenhäusern, das seien fast so viele wie zum Höhepunkt der ersten Infektionswelle im Frühjahr. „Das ist ein weiterer Grund dafür, dass alle sich an die neuen Regeln halten und persönlich Verantwortung übernehmen müssen“, sagte er. Dem Sender Sky News sagte Hancock, jeder müsse sich so verhalten, als sei er mit Corona infiziert. „Das ist der einzige Weg, wie wir das Virus unter Kontrolle bekommen können.“

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Der oberste wissenschaftliche Regierungsberater Patrick Vallance betonte, dass im Dezember 60 Prozent der Neuinfektionen in London die neue Variante betroffen hätten. „Sie breitet sich rasch aus und ist dabei, die dominierende Variante zu werden“, sagte er.

Er könne sich vorstellen, dass es die Mutation auch in anderen Ländern gebe, doch einen großen Ausbruch auf jeden Fall in Großbritannien. „Es könnte hier seinen Anfang genommen haben, wir wissen es aber nicht genau“, sagte Vallance.

Wegen der Coronavirus-Mutation verschärfte die Regierung aber die Beschränkungen für London von diesem Sonntag an deutlich. „Wenn das Virus seine Angriffsmethode ändert, müssen wir unsere Verteidigungsmethode ändern“, sagte Johnson. Das bisher dreistufige Corona-Warnsystem wurde nun auf vier erweitert - darunter fallen außer der Hauptstadt auch noch andere Regionen im Südosten.

Dort dürfen die Bewohner nur noch aus wichtigen Gründen ihre Wohnung verlassen, etwa um zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen. Auch zu Weihnachten dürfe man keine Angehörigen anderer Haushalte treffen, betonte Johnson. „Wir können Weihnachten nicht wie geplant verbringen.“ Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte sowie andere Einrichtungen wie Fitnessstudios oder Schönheitssalons müssen schließen. Einwohner der höchsten Corona-Stufe 4 dürfen diese Zone nicht verlassen.

Zuletzt hatten auch Wissenschaftler in Südafrika einen neue Variante entdeckt und ihre Forschungsergebnisse an die britischen Behörden weitergeleitet. Die 501.V2 genannte Variante könnte hinter der raschen Ausbreitung der zweiten Corona-Welle im Land stecken, erklärte der südafrikanische Gesundheitsminister Zwelini Mkhize am Freitag.

In Südafrika sollen sich mehr junge Menschen infiziert haben

Südafrikanischen Ärzten zufolge infizierten sich während der zweiten Welle mehr jüngere Menschen als zuvor. Die neue Virus-Variante wurde von einem Forschungsteam unter Leitung des südafrikanischen Kwazulu-Natal Research Innovation and Sequencing Platform (KRISP) entdeckt, das seit Pandemie-Beginn hunderte Proben untersucht hatte. Unklar schien noch, ob die Krankheitsverläufe bei der neuen Virus-Variante schwerer ausfallen.

Auch steht bisher nicht fest, ob sich das Auftauchen der neuen Variante auf künftige Impfungen auswirkt. Die bisherigen Strategien der Regierung sollen jedoch nicht geändert werden. Gesundheitsminister Zwelini Mkhize erklärte am Freitag auf Twitter, dass man an dem Impf-Programm festhalten werde, solange es keine neuen Erkenntnisse gebe.

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Es werde keine zusätzlichen Maßnahmen geben, schrieb Mkhize. Er appellierte an die Jugend, Masken zu tragen, die Hygienemaßnahmen zu befolgen und alternative Wege zu finden, die Feiertage zu verbringen.

Die Weltgesundheitsorganisation steht mit den Forschern aus Südafrika im Austausch. Der WHO-Expertin Maria Van Kerkhove zufolge gibt es keine Anzeichen, dass die neue Variante sich anders verhalte als die bereits beschriebenen.

Die Regierung in Südafrika hatte Ende März eine landesweite Ausgangsbeschränkung verhängt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, und sie nach einer vorübergehenden Zurücknahme zum Beginn der Feiertagssaison erneut leicht verschärft. Südafrika ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder in Afrika. Bis Freitag infizierten sich in dem Land mit seinen knapp 60 Millionen Einwohnern mehr als 900.000 Menschen mit dem Virus, mehr als 24.000 starben. (Tsp, dpa)

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