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Die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm.

© imago stock&people

Islamische Theologie in Berlin: Humboldt-Uni streitet über türkischen Moscheeverband Ditib

Studierende halten eine Beteiligung der Ditib am Berliner Islam-Institut für " sehr problematisch" - und fordern die Universität auf, die Vereinbarung über den Beirat nicht zu unterzeichnen.

Die Studierendenvertreter haben das Präsidium der Humboldt-Universität (HU) aufgefordert, die Vereinbarung zum Beirat für die Islamische Theologie nicht zu unterschreiben. „Vor allem die Beteiligung der Ditib ist sehr problematisch“, sagte Joao Fidalgo für die Gruppe der Studierenden am Dienstag im Akademischen Senat (AS). Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) verhalte sich nicht wie eine religiöse, sondern wie eine politische Vertretung.

Tatsächlich stehen die Ditib und ihre Vertreter in Deutschland seit langem in der Kritik. Imame in deutschen Ditib-Moscheen wurden nach dem gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 angehalten, Informationen über Oppositionelle gegen die AKP-Regierung zu sammeln. Zuletzt rief die Ditib zum Gebet für die türkische Soldaten bei der Offensive in Afrin auf.

Gründung nach öffentlicher Diskussion neu starten

„Und die Universität richtet mit der Ditib dieses Institut ein?“, fragte Fidalgo. Die Unileitung habe „die Autonomie zu sagen, eine Zusammenarbeit kommt für uns nicht infrage“. Ansonsten könnten sich etwa kurdische Studierende an der HU nicht mehr sicher fühlen.

Von der Aussprache im Akademischen Senat über die Gründung eines Instituts für islamische Theologie war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Studierendenvertreter Fidalgo formulierte sein Anliegen aber im öffentlichen Teil als Anfrage. Statt darauf zu hoffen, dass sich ein oder mehrere der fünf bislang beteiligten – konservativ ausgerichteten – Verbände von der Konstituierung des Beirats zurückziehen, sollte die HU ihre Unterschrift verweigern und den Gründungsprozess nach einer öffentlichen Diskussion neu aufsetzen. Diese Haltung bekräftigte auch der RefRat, die Studierendenvertretung der HU.

Dekanin ist für "den Weg der Kooperation"

Die Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Inés Obergfell, versicherte in ihrer Antwort, die öffentliche Diskussion werde noch geführt – allerdings erst, wenn der Antrag auf Einrichtung des Instituts in den AS eingebracht wird. Das soll nach Auskunft von Haushalts-Vizepräsident Ludwig Kronthaler im Mai der Fall sein. Dann werde auch der Gründungsbeauftragte der HU, Mittelalterhistoriker Michael Borgolte angehört.

Dieser Zeitpunkt bedeutet indes, dass die Zusammensetzung des Beirats bis dahin feststehen könnte – falls die Verbände wie geplant die Vereinbarung über ihre Zusammenarbeit mit der Universität und dem Senat von Berlin unterzeichnen. Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) hatte am Montag wie berichtet im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses in Aussicht gestellt, die Verbände könnten auch über den Stichtag 1. April hinaus etwas Bedenkzeit bekommen.

Julia von Blumenthal, Dekanin der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der HU und AS-Mitglied, merkte an, alle anderen universitären Zentren für islamische Theologie seien „den Weg der Kooperation“ auch mit der Ditib gegangen – „und haben immer wieder ganz klare Grenzen gezogen“. Werde über die Ditib diskutiert, müsse man aber auch fragen, „was es bedeuten würde ein Institut einzurichten, bei dem die Ditib als Vertretung einer großen Gruppe der Einwanderer nicht dabei ist“, sagte von Blumenthal. In Berlin unterstehen 14 von insgesamt rund 100 Moscheen der türkischen Religionsanstalt.

Uni wirbt um das Vertrauen verfolgter Wissenschaftler

Die an der HU geplante Kooperation mit der Ditib im Beirat für das Islam-Institut bedeutet aber „keinerlei Einschränkung für den Schutz gefährdeter Wissenschaftler“, betonte von Blumenthal. Dies sei auch Betroffenen an der Universität vermittelt worden.

Die CDU-Fraktion wiederholte am Dienstag ihre Kritik an einem „gefährlichen Geburtsfehler“ des Islam-Instituts, den Beirat „nur mit konservativen, teils aus dem Ausland gesteuerten Verbänden“ zu besetzen.

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