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Wann und unter welchen Bedingungen können Geschäfte und Gastronomie wieder öffnen? Das RKI legt einen Plan vor.

© dpa/Arne Dedert

Inzidenzwert nicht als einziges Kriterium: RKI legt Stufenplan für Lockerungen vor

Die Öffnungsdebatte ist in vollem Gange. Nun hat das Robert Koch-Institut einen Plan entworfen. Er soll den Weg zurück zur Normalität sicherer machen.

Von Michael Schmidt

Das Robert Koch-Institut hat ein eigenes Strategiepapier mit Stufen für verschiedene Maßnahmen in der Corona-Pandemie vorgelegt: Es unterbreitet Vorschläge für Szenarien zu vorsichtigen Lockerungen oder auch Verschärfungen. Sprecher der Bundesregierung bezeichneten es am Mittwoch als wichtigen Hinweis.

Das Papier mit dem Titel „ControlCovid“ (Covid kontrollieren) wurde bereits vergangene Woche auf der Webseite veröffentlicht, war aber zunächst von der Öffentlichkeit unbemerkt geblieben. Das RKI schreibt, das Papier solle als „Hilfestellung“ verstanden werden. Das übergeordnete Ziel sei, die Zahl der schweren Erkrankungen, Langzeitfolgen und Todesfälle durch Covid-19 zu minimieren und eine Überlastung des Gesundheitssystems nachhaltig zu vermeiden.

Das RKI stellt grundlegend fest, dass Maßnahmen gegen das Coronavirus weiterhin vonnöten sind, bis der für eine flächendeckende Immunität erforderliche Impfschutz in der Bevölkerung erreicht ist.

Die zentralen Punkte sind dafür laut RKI die Reduktion von Neuinfektionen, die Unterbrechung der "diffusen Zirkulation" des Virus in der Bevölkerung, die Vermeidung eines Wiederanstiegs der Fallzahlen, effektive Testung und Kontaktpersonennachverfolgung, umfassende Impfungen und der besondere Schutz gefährdeter Personengruppen.

Das Modell sieht vier Stufen von Lockerungen vor. Diese sind an Voraussetzungen geknüpft - allerdings nicht ausschließlich an die Höhe des Inzidenzwerts. Bislang legt die Bundesregierung eine bundesweite Inzidenz von 35 für die Entscheidung zu umfassenderen Lockerungen zugrunde. Die Inzidenz reicht dem RKI zufolge aber als einziger Indikator für die Abbildung des komplexen Infektionsgeschehens nicht aus.

Einschränkungen in verschiedenen "Intensitätsstufen"

Das RKI plädiert nun in seinem Papier für drei weitere Indikatoren, die zu beachten seien, um die epidemische Lage lokal einschätzen zu können: der Anteil intensivmedizinisch behandelter Corona-Fälle an der Gesamtzahl der betreibbaren Intensivbetten, die wöchentliche Inzidenz hospitalisierter Fälle unter den über 60-Jährigen sowie der Anteil der Kontaktpersonen, die nachverfolgt werden können.

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Auf der höchsten, in einem Schaubild rot markierten "Intensitätsstufe 3" des Konzepts liegt der Inzidenzwert bei mehr als 50, die Intensivbetten sind zu mindestens zwölf Prozent ausgelastet. Das RKI empfiehlt bei diesem Szenario unter anderem Treffen in Innenräumen nur mit der Familie, geschlossene Lokale und Geschäfte sowie Distanzunterricht oder Schulschließungen.

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Auf Intensitätsstufe 2 liegt der Inzidenzwert zwischen 50 und 35, die Intensivbettenauslastung bei zwölf bis fünf Prozent. Auf dieser Stufe schlägt das RKI vorsichtige Öffnungen mit Schutzkonzepten und Auflagen im Kultursektor und im Einzelhandel vor, Lokale sollten weiterhin geschlossen bleiben. Drinnen sollten sich weniger als zehn Menschen treffen dürfen.

Ambitioniertes Endziel ist eine Inzidenz von zehn

Intensitätsstufe 1 und die unterste, sogenannte Basisstufe, unterscheiden sich nur durch unterschiedliche Vorgaben für Treffen in Innenräumen und unter freiem Himmel. Auf Intensitätsstufe 1, bei einer Inzidenz zwischen 35 und zehn, empfiehlt das RKI Zusammenkünfte von weniger als 50 Menschen in Innenräumen und weniger als 500 draußen. Auf der Basisstufe, bei einer Inzidenz von unter zehn, könnten sich unter 100 Menschen drinnen und unter 1000 im Freien treffen.

Die weitreichendsten Zielmarken, die das RKI in seinem Papier nennt, sind ambitioniert: Eine Sieben-Tage-Inzidenz von zehn und ein Anteil von Corona-Intensivpatienten an der Intensivbetten-Kapazität von weniger als drei Prozent sind für die Basisstufe der "ControlCOVID"-Strategie vorgesehen. Nur dann könne die Kontaktpersonen-Nachverfolgung, das Ausbruchsmanagement und eine Entlastung der Intensivstationen kontiuierlich gesichert werden, so das RKI.

Derzeit liegt der bundesweite Inzidenzwert bei 60,5 - laut "ControlCOVID" also in der höchsten Intensitätsstufe 3. Es gibt allerdings regionale Schwankungen zwischen 119,8 in Thüringen und 44,9 in Baden-Württemberg.

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