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Zu Ostern könnte die Pandemie in Deutschland einen neuen Höhepunkt erreichen.

© dpa/Christophe Gateau

Inzidenz von 350 Mitte April: RKI prognostiziert zu Ostern mehr Corona-Fälle als an Weihnachten

Heiligabend hatte es rund 32.000 Neuinfektionen gegeben. Für die nächsten Wochen erwartet das RKI noch höhere Zahlen. Grund ist die Variante B.1.1.7.

Die dritte Coronavirus-Welle wird sich in Deutschland nicht mehr verhindern lassen – zumindest nicht, wenn man der Prognose glaubt, die das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem jüngsten Lagebericht vom späten Freitagabend veröffentlicht hat.

Demnach könnte Deutschland zu Ostern höhere tägliche Zahlen an Neuinfektionen haben als zu Weihnachten – mit einer möglichen Sieben-Tage-Inzidenz, also der Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, von rund 350 Mitte April.

Ein Wert, der weit über den festgelegten Grenzen liegt, bei denen Lockungen der Corona-Auflagen möglich sein sollen. Grund für die besorgniserregende Entwicklung ist die rasante Ausbreitung der britischen Virusvariante B.1.1.7., so das RKI.

Am Freitag hatte bereits RKI-Chef Lothar Wieler wegen des Anstiegs bei fast allen Daten, die das Infektionsgeschehen beschreiben, gewarnt: „Jetzt stehen wir am Anfang der dritten Welle.“ Die Herausforderung sei nun, diese so flach zu halten wie möglich, erklärte Wieler. „Wir müssen verhindern, dass die Fallzahlen wieder explodieren.“ Ansonsten drohten viele Erkrankungen, schwere Verläufe und Todesfälle sowie eine starke Belastung des Gesundheitssystems.

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Am Samstagmorgen hatten die Gesundheitsämter dem RKI binnen eines Tages 12.674 Corona-Neuinfektionen gemeldet – und damit 3117 mehr als vor genau einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag mit 76,1 deutlich höher als am Vortag (72,4).

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 239 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 9557 Neuinfektionen und 300 neue Todesfälle verzeichnet. Bereits am Freitag hatte es einen deutlichen Anstieg der Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche und der Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag gegeben. Vor einer Woche, am 6. März, hatte die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 65,6 gelegen.

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Das RKI schreibt: „Die Virusvariante B.1.1.7 wird aktuell bei mehr als 50 Prozent der untersuchten positiven Proben in Deutschland gefunden, also in circa jeder zweiten Probe. Das ist besorgniserregend, weil die Variante B.1.1.7 nach bisherigen Erkenntnissen ansteckender ist und vermutlich etwas schwerere Krankheitsverläufe verursacht als andere Varianten.“ Der Sieben-Tage-R-Wert liege inzwischen wieder über 1. Durch die verschiedenen Virusvarianten bestehe ein erhöhtes Risiko, dass die Fallzahlen wieder stark steigen.

Der Prognose der weiteren Entwicklung liegen die wöchentlich übermittelten Fälle seit Januar und dem Anteil der Variante B.1.1.7 zugrunde. „Die so ermittelten wöchentlichen Fallzahlen von B.1.1.7 zeigen eine sehr gleichmäßige Wachstumsrate und haben sich in der Zeit von Kalenderwoche 2 bis Kalenderwoche 9 etwa alle zwölf Tage verdoppelt“, heißt es in dem Lagebericht. Es zeige sich „ein exponentiell ansteigender Trend“.

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Demgegenüber zeige der Verlauf der Sieben-Tage Inzidenz aller übrigen Varianten einen Rückgang um etwa 19 Prozent pro Woche. „Diese beiden Trends überlagern sich zurzeit“, was insgesamt zu der nur langsam ansteigenden Sieben-Tage-Inzidenz der vergangenen vier Wochen geführt habe.

Die Hochrechnung der Trends zeige, „dass mit Fallzahlen über dem Niveau von Weihnachten“ ab Ostermontag, dem 5. April, zu rechnen sei. Am 24. Dezember hatte das RKI 32.195 neue Positiv-Tests bekanntgegeben. Allerdings fügen die Fachleute hinzu: „Hinweise auf eine substanziell verringerte Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe gegen die Variante B.1.1.7 gibt es bislang nicht.“

Für die Woche ab dem 12. April schätzt das RKI dann eine Sieben-Tage-Inzidenz im Bereich zwischen 220 und mehr als 500, wie sich aus einer Grafik in dem Lagebricht ablesen lässt. Die mittlere Schätzung liegt bei 350 pro 100.000 Menschen. Das würde mehr als 40.000 gemeldeten Neuninfektionen pro Tag entsprechen. Welche Folge für das Infektionsgeschehen die jüngsten Lockerungen der Corona-Auflagen und eventuell auch steigende Testzahlen haben, ist bei diesen Hochrechnungen nicht berücksichtigt.

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Bund und Länder hatten Anfang des Monats eine Kehrtwende beschlossen. Demnach sollen anders als bisher die vorgesehenen Lockerungen der Kontakteinschränkungen nicht mehr an eine Sieben-Tage-Inzidenz von 35 geknüpft werden. Stattdessen wurde ein Stufenplan beschlossen, der Öffnungen schon bei einer Inzidenz unter 50 und sogar unter 100 vorsieht. Am 22. März soll der nächste Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten stattfinden.

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Am Samstag warnten auch die Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (SPD) und Stefan Pilsinger (CSU) vor einem deutlichen Anstieg an Infizierten in einer dritten Welle. „Lockerungen setzen stabile oder sinkende Fallzahlen voraus“, betonte Lauterbach in der „Augsburger Allgemeinen“. Doch die seien auf absehbare Zeit nicht zu erreichen. Durch die britische Virusvariante drohten vielfach schwerere Krankheitsverläufe.

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Stefan Pilsinger sieht Lockerungen ebenfalls mit Besorgnis: „Schon die bisherigen Lockdown-Maßnahmen waren zur Eindämmung der gefährlicheren britischen Covid-19-Mutante nicht ausreichend.“ Er befürchtet der Zeitung zufolge, die Ausbreitung werde sich weiter beschleunigen und wieder zu einem exponentiellen Wachstum führen mit Zahlen wie an Weihnachten.

Großbritannien und Irland hätten im Winter mit niedrigen Zahlen stark geöffnet und mussten dann schnell wegen der stark ansteigenden Zahl an Corona-Erkrankungen in den kompletten Lockdown, so Pilsinger. „Diesen Fehler dürfen wir in Deutschland keinesfalls so wiederholen.“

Bereits Mitte Januar hatte der Berliner Virologe Christian Drosten mit Blick auf bevorstehende Lockerungen „schlimme Befürchtungen“ für Frühjahr und Sommer geäußert: „Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Coronamaßnahmen zu beenden. Und dann werden sich innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können.

Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag.“, sagte er dem „Spiegel“. Es werde dann zwar eher jüngere Menschen treffen, die seltener schwere Covid-Verläufe haben als ältere. „Aber wenn sich ganz viele junge Menschen infizieren, dann sind die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gibt trotzdem viele Tote.“

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