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Charles Bolden jr. ist seit 2009 Administrator der US-Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa. Zuvor war er Astronaut und unter anderem beim Aussetzen des „Hubble“-Teleskops beteiligt.

© dpa

Interview: „Mitte 2030 geht es zum Mars“

Bis Freitag diskutierten Fachleute in Berlin über die Zukunft der Internationalen Raumstation. China möchte sich ebenfalls beteiligen, darf aber nicht. Das scheitert vor allem am Widerstand der USA. Ein Gespräch mit dem Nasa-Chef.

Herr Bolden, warum sind Sie gegen eine chinesische Beteiligung?

Das liegt nicht an der Nasa, sondern an der Einrichtung, die uns finanziert, dem US-Kongress. Und der will nicht, dass wir mit China zusammenarbeiten.

Nach dem Ende der Shuttleflüge sollen künftig kommerzielle Anbieter Fracht und Astronauten zur Raumstation (ISS) bringen. Eine der Firmen, Space X, musste dieser Tage erneut den ersten Flug eines unbemannten Raumschiffs zur ISS verschieben. Ist der Zeitplan zu halten, wonach um 2016 die erste Crew mit diesem „Taxidienst“ zur Station gebracht wird?
Es wird wohl eher 2017 sein, weil es Probleme mit der Finanzierung gibt. Wir haben jetzt zwei Mal in Folge vom Kongress nur etwa die Hälfte des Geldes bekommen, das eigentlich für das Programm nötig ist. Man kann nichts voranbringen, wenn man kein Geld dafür hat.

Langfristig will die Nasa bemannte Missionen zu ferneren Zielen starten, jenseits des erdnahen Raums, wo die ISS fliegt. Wann geht es los?
Für diese Flüge wird derzeit eine neue Schwerlastrakete namens SLS (Space Launch System) entwickelt sowie eine Kapsel für die Crew, „Orion“. Der erste Testflug dieser Kapsel wird bereits in zwei Jahren sein, auf einer Delta-Rakete. Die Kapsel soll auf einer extrem elliptischen Umlaufbahn die Erde mehrfach umkreisen und dann zurückkehren. Damit soll gezeigt werden, dass Orion robust genug ist, um einen Raumflug und einen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu überstehen. 2017 soll erstmals SLS abheben. Um 2020/2021 soll dann der erste bemannte Flug erfolgen.

Wohin wird der führen?
Das diskutieren wir gerade. Im Gespräch ist eine Mondumrundung. Damit ließe sich zeigen, wie man zu einem anderen Körper in unserem Sonnensystem fliegt. Wir haben das zwar schon mal gemacht, aber das ist sehr lange her. Das war damals wirklich schwierig, und es wird auch dieses Mal wieder schwierig werden. 2025 wollen wir bemannt zu einem Asteroiden fliegen und Mitte der 2030er Jahre soll es zum Mars gehen.

Eine Landung auf dem Mond ist nicht geplant. Dabei wäre das doch ein gutes Testfeld für bemannte Marsmissionen.
In der Tat sollten wir wieder Menschen auf den Mond bringen, aber das müssen nicht die USA tun. Wir müssen nicht überall führend sein. Es ist aber wichtig, dass sich die Raumfahrtnationen abstimmen, denn jedes Vorhaben nutzt letztlich allen. Wenn sich beispielsweise die Europäer entschließen sollten, eine Mondmission zu starten, würden wir uns wirklich darüber freuen. Denn von einem längeren Mondaufenthalt können wir viel lernen für unsere Marsmission.

Woher soll das Geld für solch ein gewaltiges Vorhaben wie einen Marsflug kommen?
Das wird in jedem Fall eine internationale Kooperation sein. Kein Land hat die Mittel, um eine eigene bemannte Marsmission zu starten. Erst recht nicht in der derzeit finanziell angespannten Lage, in der sich alle Raumfahrtnationen befinden.

Und bei diesem Flug, werden dann die Chinesen dabei sein?
Sie sind in unseren Plänen nicht enthalten, denn wie ich schon sagte, ich darf keine bilateralen Aktivitäten mit China aufnehmen.

Warum sollen überhaupt Menschen zum Mars fliegen?
Das liegt in unserer Natur. Es war schon immer der Wunsch des Menschen, Neues zu entdecken. Dazu gehört auch, seinen Planeten zu verlassen und im All Neues zu entdecken.

Werden die Astronauten auf dem Mars Leben finden?
Das hoffen wir. Wir haben bereits nachgewiesen, dass die Grundvoraussetzungen für Leben, wie zum Beispiel Wasser, dort vorhanden sind. Nun müssen wir herausfinden, ob es auch tatsächlich Leben gibt.

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