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Nicht allein lassen. Die Schulen müssten den Austausch der Schüler untereinander anstoßen, fordern die Experten.

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Inklusion: Wie gemeinsames Lernen gelingt

Integration von Schülern mit Behinderungen bedeutet eine Umstellung des gesamten Schulbetriebs - von Teamarbeit bis zur Klassenteilung. Eine Studie von Sonderpädagogen der Uni Würzburg nennt jetzt Kriterien für gelungene Inklusion.

Mit der Verpflichtung zur Inklusion von Kindern mit Behinderungen kommt auf die Schulen einiges zu – nicht nur finanziell und organisatorisch. Wie der gemeinsame Unterricht gelingen kann, haben Sonderpädagogen von der Universität Würzburg jetzt in einer Studie ermittelt. Im Raum Köln haben Reinhard Lelgemann und Kollegen 4000 Schüler, ihre Eltern, Schulleitungen und Lehrkräfte befragt sowie 80 Einzelinterviews geführt.

Ganz vornean im Kriterienkatalog, den das Forscherteam entwickelt hat, steht eine Selbstverständlichkeit, die aber offenbar bislang nicht überall beherzigt wird: Möglichst alle am Schulleben beteiligten Personen müssten zustimmen, dass Schüler mit Behinderungen aufgenommen werden. Ist dieser Konsens erzielt, muss sich die gesamte Schule auf die neue Schülerschaft einstellen. Pausen zwischen den Stunden müssen so gestaltet werden, dass sie echte Ruhephasen sind. Ablauf- und Einsatzpläne sollten sicherstellen, dass Hilfebedürftige jederzeit auf die Toilette begleitet werden können, ohne dass ein Elternteil einspringen muss. Dasselbe gilt für Exkursionen, an denen die Mitschüler mit Behinderungen selbstverständlich teilnehmen sollen.

Überwinden müssen betroffene Eltern und Kinder oft auch soziale Hürden. Die Wissenschaftler beklagen, dass Eltern bei der Schulwahl häufig gemäß ihres soziokulturellen Status beraten werden. Davon dürfe die Schulwahl nicht länger abhängen. Die Schulen selber müssten dann bei der Inklusion aktiver werden, etwa den Austausch von Schülern mit und ohne Behinderung „anstoßen und gestalten“.

Besonders gefordert sind die Lehrkräfte. Sie bräuchten Fortbildungen, etwa um im Unterricht differenzierende Methoden einsetzen zu können. Für jeweils eine Klasse mit höchstens 24 Schülern sollten zwei Lehrkräfte zuständig sein, unterstützt von Unterrichtsbegleitern und von Sonderpädagogen, die dauerhaft an den Schulen arbeiten, fordern die Würzburger Sonderpädagogen. Auch gegenseitig sollten sich alle Beteiligten – bis hin zu den Eltern – unterstützen und sich „in festen Teams regelmäßig austauschen“.

Ein Plädoyer zur Auflösung der Förderschulen sei ihre Studie nicht, betonen die Autoren. Inklusion sei auch, wenn ganze Klassen von Förderschulen an eine allgemeine Schule wechseln und dort mit „normalen“ kooperieren werden oder sich Förderschulen für alle Schüler öffnen.

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