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In der Kiekemal-Grundschule in Mahlsdorf wird die Inklusion seit zwei Jahren 2009 erprobt - u.a. mit einer Lernwerkstatt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Inklusion: Warten auf das Aus für Sonderschulen

In der Behindertenrechts-Konvention haben die UN 2008 festgelegt, dass Kinder mit Behinderungen in Regelschulen unterrichtet werden sollen. In Deutschland ist dies seit 2009 rechtskräftig, doch die Umsetzung verläuft schleppend, kritisiert der Experte für Sonderpädagogik Hans Wocken.

Der Erziehungswissenschaftler Hans Wocken (Uni Hamburg) warnt vor einem Planungschaos bei der Integration von Kindern mit Behinderungen. Kein Bundesland habe bisher die Abschaffung der Sonderschulen in die Wege geleitet, sagte der Experte für Sonderpädagogik in Berlin bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert- Stiftung. In einigen Ländern werde die Inklusion auf die Hauptschulen reduziert. Die Kultusministerkonferenz habe ihre Empfehlung zur Inklusion so „weichgespült“, dass alles unverbindlich bleibe.

Wocken beklagte, dass es bei Interessenverbänden wie dem Philologenverband und dem Realschullehrerverband nach wie vor Vorbehalte gebe. Eltern von behinderten Kindern müssten noch immer Klinken putzen, wenn sie ihre Kinder statt in Sonderschulen in allgemeinbildende Schulen schicken wollten. Viele müssten den Platz an der Regelschule auch vor Gericht erstreiten.

Eines Tages könnte das Bundesverfassungsgericht das von UN und Bundesregierung verbriefte Recht auf inklusive Bildung bestätigen und dadurch Bund und Länder zum Handeln zwingen, hofft Wocken. Er empfahl, das Elternwahlrecht für eine bessere Inklusion zu nutzen. In Bremen und Hamburg, wo dies praktiziert werde, wählten 70 Prozent der Betroffenen allgemeinbildende Schulen. Die ehemalige schleswig-holsteinische Kultusministerin Uta Erdsiek-Rave (SPD) kritisierte, es habe sich eingebürgert, Jungen aus Migrantenfamilien auf Sonderschulen abzuschieben.

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