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Bis zum Jahreswechsel 21/22 waren rund 90 Prozent der Menschen in Deutschland grundimmunisiert.

© dpa

Impfung, Infektion oder beides: So viele Menschen hatten in Deutschland Kontakt mit Sars-Cov-2

Das Robert Koch-Institut hat den Antikörperstatus von 11.000 Menschen analysiert. Damit wissen die Forscher jetzt auch, wie verlässlich die Pandemie-Daten sind.

Ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland kam bis zum Jahreswechsel 2021/2022 mindestens zwei Mal mit Corona in Kontakt. Etwa 90 Prozent waren bis dahin zwei Mal geimpft oder hatten nach oder vor der Erstimpfung eine Infektion durchgemacht – in beiden Fällen gilt man als grundimmunisiert. Das sind die ersten Ergebnisse der Studie „Corona-Monitoring bundesweit – Welle 2“ des Robert Koch-Instituts (RKI) und dem Soziooekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.

Fast ein Drittel der über 18-Jährigen hatte eine Hybridimmunität aufgebaut, sich also bis zum Jahreswechsel zwei Mal impfen lassen und einen weiteren Antigenkontakt durch Booster oder Infektion gehabt. Schätzungsweise zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung hatte bis zum untersuchten Zeitpunkt eine Infektion mit Sars-Cov-2 durchgemacht. 

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Die Studie basiert auf einer bundesweiten Stichprobe mit über 11.000 Teilnehmenden ab 14 Jahren aus 6.760 Haushalten. Durchgeführt haben die RKI-Fachleute sie zwischen November 2021 bis Februar 2022, wobei die Ergebnisse sich vor allem auf den Zeitraum bis zum Jahreswechsel beziehen – zu einer Zeit also, wo die Omikron-Variante die Delta-Variante während der Infektionswelle ablöste.

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Auch die Verlässlichkeit der Corona-Daten sollte geprüft werden

Die Forschenden wollten der Frage nachgehen, wie viele Menschen bis zu dem Zeitpunkt infiziert und wie viele geimpft waren – und damit auch überprüfen, ob die erhobenen Daten, etwa zu den Neuinfektionen oder dem Impfquotenmonitoring, verlässlich sind. Offenbar sind sie es: Die Ergebnisse der Studie stehen nach Angaben der Forschenden mit denen von anderen epidemiologischen Studien in Deutschland aus dem zweiten Halbjahr 2021 im Einklang.

Freiwillige Versuchsteilnehmende sollten sich eigenständig Blut aus der Fingerkuppe entnehmen – ein entsprechendes Kit wurde ihnen zugeschickt. Die Forschenden überprüften die Proben im Labor auf IgG-Antikörper, um herauszufinden, ob die Personen eine Infektion mit Sars-Cov-2 durchgemacht haben oder gegen das Virus geimpft wurden.

Viele Antikörper bei Jugendlichen und Erwachsenen

Außerdem sollten die Teilnehmenden einen zwölfseitigen Fragebogen ausfüllen und unter anderem angeben, ob sie geimpft wurden – wenn ja, wie oft, wann und mit welcher Impfstoffart. Außerdem sollten sie beantworten, ob sie eine mit einem PCR-Test nachgewiesene Corona-Infektion durchgemacht haben – wenn ja, wann. Der Fragebogen wurde neben Deutsch auch auf Arabisch, Farsi, Englisch, Polnisch, Bulgarisch sowie Rumänisch angeboten.

Die Ergebnisse der Studie weisen auf viele Corona-Antikörper bei Jugendlichen und Erwachsenen bis zum Jahreswechsel 2021/22 hin. Der positive Antikörpernachweis war zum allergrößten Teil auf Impfungen zurückzuführen.

Eine hybride Immunität, also drei Kontakte mit Sars-Cov-2 durch Impfung und/oder Infektion, hatten bei den 14- bis 17-Jährigen etwa 14 Prozent aufgebaut. Bei den 18- bis 59-Jährigen waren es knapp 27 und bei den über 60-Jährigen knapp 37 Prozent.

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Elf Prozent der 14- bis 17-Jährigen hatten eine Infektion durchgemacht, in der Altersgruppe ab 60 Jahren lag der Anteil der Infizierten bei sieben Prozent. Ob es einen kausalen Zusammenhang dafür gibt, dass die damals geltenden Corona-Maßnahmen zu den niedrigen Infektionszahlen geführt haben, wird in der Studie nicht analysiert.

Zahl der Geimpften überschätzt, Zahl der Infizierten unterschätzt

Die Studie stößt allerdings an Grenzen: Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass eher Menschen teilgenommen haben, die geimpft sind und auch Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie befürwortet und auch eingehalten haben. Dass mehr Geimpfte an Corona-Studien teilnehmen, ist ein bekanntes Phänomen, das man auch bei anderen Studien beobachtet hat.

Für eine Überschätzung spreche auch, dass der Anteil der mindestens einmal Geimpften mit 94 Prozent größer war, als es die Daten des digitalen Impfquotenmonitorings zur Covid-19-Impfung mit etwa 86 Prozent zum Jahreswechsel 2021/22 erwarten lassen. Der Anteil der Infizierten wird in der Studie dagegen unterschätzt.

Daten spiegeln Ist-Zustand in Deutschland nicht wider

Gewisse Unsicherheiten bei den Fragebogenangaben und den Labortests könnten zur Unter- beziehungsweise Überschätzung beigetragen haben, vor allem deshalb, weil der Antikörperspiegel im Blut mit der Zeit abnimmt, bei manchen schneller als bei anderen. Manche Menschen bauen keine Antikörper auf oder verlieren sie schnell wieder. 

Aus einem positiven Antikörperstatus gegen Sars-Cov-2 allein lässt sich ein Schutz gegen Infektion und Erkrankung deshalb nicht ableiten – das betonen auch die Forschenden der Studie. Sie hoffen, dass Blutuntersuchungen künftig eine höhere Aussagekraft gegenüber Immunität geben werden, oder auch zur Frage, mit welchen Corona-Varianten man bereits in Kontakt gekommen ist.

Die Daten sind mehrere Monate alt und spiegeln den Jetzt-Zustand in Deutschland nicht wider. Dafür gebe es andere Tools, die täglich oder wöchentlich aktualisiert würden, so die Forschenden. Sie folgern, dass es gerade bei der Auffrischungsimpfung große Impflücken gibt. 72 Prozent der erwachsenen Bevölkerung habe aktuell den ersten Booster erhalten.

Die Forschenden werden weiter auswerten. So sind unter anderem Analysen geplant, welche Bevölkerungsgruppen von einem hohen Infektionsrisiko betroffen sind und warum; welche Einflussfaktoren es bei der Impfbereitschaft gibt oder wie gut oder schwierig sich der Zugang zum Gesundheitssystem gestaltet; wie sich die Pandemie auf die psychische Gesundheit ausgewirkt hat, aber auch zu Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung. Die Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres nach und nach veröffentlicht werden.

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