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Damit T-Zellen ((lila) wieder in die Lage versetzt werden, Krebszellen (hier eine Hirntumorzelle, rosa) anzugreifen, verändern Forscher ihr Erbgut. Jetzt hat diese "CAR-T"-Zelltherapie genannte Methode auch mit der Gen-Schere CRISPR-Cas9 funktioniert.

© Science Photo Library

Immunzellen gegen Tumore scharf gemacht: Krebs erstmals mit Crispr-Gentherapie behandelt

Zum ersten Mal haben Forscher Immunzellen mit der Gen-Schere CRISPR/Cas9 verändert und damit die Krebserkrankung von drei Patienten behandelt – erfolgreich.

Eine Pilotstudie macht Hoffnung für Fortschritte bei der Immuntherapie gegen Krebs: Mit Hilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas9 haben US-Forscher bei drei Patienten Gene bestimmter Immunzellen gleich mehrfach verändert. Die modifizierten T-Zellen waren in den Patienten nach bis zu neun Monaten noch in der Lage, Krebszellen abzutöten.

Zum ersten Mal haben Forscher die Gen-Schere CRISPR/Cas9 (kurz Crispr) zur Behandlung von Krebspatienten eingesetzt. Eine Forschergruppe um Carl June von der University of Pennsylvania in Philadelphia veränderte dafür mehrere Gene im Erbgut bestimmter Immunzellen von drei Patienten. Die modifizierten T-Zellen waren in den Patienten nach bis zu neun Monaten noch in der Lage, Krebszellen abzutöten. Größere Nebenwirkungen gab es nicht. Die Forscher sprechen in der Fachzeitschrift „Science“ von einem „Machbarkeitsnachweis“.

Blutkrebs- und Sarkoma-Patienten behandelt

Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Crispr beim Menschen eingesetzt wurde. Ende November 2019 wurde bekannt, dass zwei Patientinnen in Deutschland und den USA wohl erfolgreich von ihren genetisch bedingten Blutkrankheiten geheilt wurden. Allerdings läuft diese Untersuchung noch, und die Ergebnisse wurden weder von Experten geprüft, noch in einem Fachblatt veröffentlicht. Die von June hingegen schon.

Junes Team entfernte aus dem Erbgut der T-Zellen zunächst Gene für zwei Rezeptoren, die die Immunzellen üblicherweise an ihrer Oberfläche tragen. Außerdem schnitten sie aus dem Erbgut der T-Zellen das Gen für den Rezeptor PD-1, der unter bestimmten Bedingungen T-Zellen hemmt. Das Verfahren ist eine Weiterentwicklung einer bereits angewandten, ebenfalls maßgeblich von Carl June entwickelten Immuntherapie gegen Krebs, der sogenannten CAR-T-Zell-Therapie. Dabei wird einem Patienten Blut entnommen und ein Teil der darin enthaltenen T-Zellen genetisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und zerstören.

Zwei Patienten hatten ein multiples Myelom, eine Form von Blutkrebs, der dritte hatte ein Sarkom, das bereits Metastasen gebildet hatte. Ihnen wurde zunächst Blut entnommen, aus dem die Forscher die T-Zellen isolierten, deren Erbgut sie dann veränderten. Die modifizierten Zellen vermehrten sie und spritzten sie den Patienten zurück ins Blut.

Erste Bestätigung für das Potenzial der Crispr-Methode

Zwar wurde der Krebs von den frisierten Immunzellen nur bei einem Patienten leicht zurückgedrängt. Dennoch sei das „die erste Bestätigung für die Fähigkeit der CRISPR/Cas9-Technologie, mehrere Gene beim Menschen gleichzeitig ins Visier zu nehmen“, so June. Insbesondere vermeide diese Methode die zum Teil lebensgefährlichen Nebenwirkungen der CAR-T-Zell-Therapie. Schwere Nebenwirkungen habe es nicht gegeben.

„Diese Studie beantwortet nicht die große Frage, ob mit Crispr bearbeitete T-Zellen gegen fortgeschrittenen Krebs effektiv sind“, kommentieren Jennifer Doudna, eine der Entwicklerinnen der CRISPR/Cas9-Methode, und Jennifer Hamilton, beide von der University of California in Berkeley, die Arbeit in „Science“. Die Arbeit sei aber ein „wichtiger Fortschritt“ und verdeutliche „das Potenzial, die Entwicklung zellbasierter Therapien zu beschleunigen“.

June zeige, dass die Methode anwendbar und sicher sei, sagt Niels Halama vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Allerdings sei das Verfahren noch „zu aufwendig und komplex, um in absehbarer Zeit Einzug in den klinischen Alltag halten zu können, sagt Patrick Schmidt vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen am DKFZ.

Gerald Willimsky, Leiter der Experimentellen und Translationalen Tumorimmunologie der Berliner Charité ist zuversichtlich: Seit Beginn der Studie 2016 habe es viele Verbesserungen bei der CRISPR/Cas9-Technologie gegeben. (mit dpa)

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