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Die Universität Hannover.

© imago images / Schöning

Hochschulpolitik von Amateuren: Sparen muss nicht nur Niedersachsen

Viele Bundesländer werden die Expansion ihrer Hochschulen zur spüren bekommen. Die Politik wirkt wie von Amateuren betrieben, sagt unser Kolumnist.

Während andere Bundesländer ihre Hochschulen fördern und ihnen zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen, kürzt Niedersachsen die Ausgaben für die Hochschulen. Das kann niemanden überraschen, der die Entwicklung länger beobachtet hat. Denn Niedersachsen hat sich in der Vergangenheit mit dem Ausbau übernommen.

Mit der Landesuniversität Göttingen und den Technischen Universitäten in Hannover, Braunschweig und Clausthal sowie den Medizinischen und Veterinärmedizinischen Hochschulen in Hannover war es gut gerüstet. Hinzu kamen die Neugründungen in Oldenburg und Osnabrück.

Erwartet hätte man eine Zusammenführung aller Hochschulen mit Universitätsrang in Hannover. Stattdessen wurden die Pädagogischen Hochschulen in Oldenburg, Lüneburg und Hildesheim Kern von Universitäten. Die fällige Schließung von Vechta scheiterte an kirchenrechtlichen Verträgen.

Eine reiche Hochschullandschaft will finanziert werden

Eine so reiche Hochschullandschaft will finanziell unterhalten werden. Das wird zunehmend schwieriger, zumal inzwischen der ursprüngliche Ausbau nach Ersatz verlangt. Das, was das Land derzeit erlebt, steht anderen noch bevor.

Auch andere Länder haben in den 1970er und 1980er Jahren Neugründungen hochgezogen und bestehende Einrichtungen ausgebaut. Unterhaltung und Ersatz bereiten jetzt Sorgen.

Ein Porträtbild von George Turner.
Wer mit dem Autor George Turner diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

© Tsp

Umso unverständlicher ist, dass Bayern eine weitere Neugründung in Nürnberg plant. Die bestehenden Universitäten werden es zu spüren bekommen. Dabei ist noch gar nicht bedacht, dass die Fachhochschulen nach besserer Ausstattung verlangen, um sich den Universitäten möglichst anzunähern. Auch der Fehler wird gemacht werden.

Amateure werkeln an der Wissenschaftspolitik

Hochschulpolitik wirkt weitgehend wie von Amateuren betrieben. Aber vielleicht wirkt es nicht nur so, sondern entspricht den Tatsachen. Es sind Amateure, die in der Wissenschaftspolitik herumwerkeln.

Sachverstand in den Leitungen ist nicht in erster Linie gefragt, sondern Parteizugehörigkeit und -disziplin. Die Besetzung der Ministerposten geschieht nicht nach Fachkompetenz, sondern nach Proporz; gelegentlich dienen die Stellen auch als Versorgungsposten. Dann darf man sich nicht wundern, dass von dort weder bereichernde Impulse ausgehen noch Protest erschallt, wenn der Rotstift angesetzt wird.

Niedersachsen ist bei den verordneten Sparmaßnahmen für die Hochschulen nur Vorreiter. Andere werden folgen. Gefährdet sind die Länder, die bei Neugründungen und Ausbau besonders expansiv waren. Noch können Wetten abgeschlossen werden, welches das nächste Land mit einer Sparrunde ist.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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