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Mathe-Unterricht in der Oberstufe.

© Roland Holschneider / dpa

Hochschulen erwarten viel von der Schul-Mathematik: Studierende müssen auch jenseits von MINT Mathe-Cracks sein

In zahlreichen Hochschulfächern werden intensive Mathe-Kenntnisse vorausgesetzt. Weit über den MINT-Bereich hinaus, wie eine neue Umfrage unter Lehrenden zeigt.

Weitreichende Mathekenntnisse spielen in zahlreichen Studienfächern eine wichtige Rolle – auch außerhalb der klassischen MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dies unterstreicht eine aktuelle Delphi-Studie des Kieler Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN).

Die Untersuchung schließt an die „MaLeMINT“-Studie an, die zwischen 2015 und 2017 unter die Lupe genommen hatte, welche Mathekenntnisse von Neustudierenden der MINT-Fächer erwartet werden. Die Folge-Studie „MaLeMINT-E“ sondiert nun die Bereiche jenseits von MINT.

An dem deutschlandweiten Forschungsprojekt beteiligten sich rund 550 Hochschullehrer:innen, deren Einschätzungen von den Machern der Studie erfasst, strukturiert und den Befragten dann zur erneuten Bewertung zurückgespiegelt wurden.

Von Psychologie bis Sportwissenschaft

Dabei sei deutlich geworden, dass von über 80 Prozent der Studierenden in Deutschland zu Studienbeginn mehr als basale mathematische Fähigkeiten erwartet werden, erklären die beteiligten Wissenschaftler:innen. Abseits der MINT-Fächer, bei denen Matheanforderungen gleichsam selbsterklärend seien, würden diese so häufig auch in Fächern verlangt, die man ad hoc nicht mit Mathe verbinde.

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Zwar gebe es unter den jeweiligen Hochschullehrer:innen keinen Konsens bezüglich des Erwarteten, resümieren die Autor:innen der Studie. Es ließen sich aber verschiedene Gruppen von Studienfächern ausmachen, in denen das Lehrpersonal in etwa vergleichbare mathematische Fertigkeiten voraussetze.

Neben Architektur und Raumplanung, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie rechneten zum Beispiel auch sozialwissenschaftliche Disziplinen wie Soziologie und Sportwissenschaft, aber auch Publizistik und Soziale Arbeit bei ihren Erstsemestern mit einem umfänglichen Mathe-Knowhow.

Überforderung bis hin zum Studienabbruch

So sollten die Studierenden ihren Dozent:innen zufolge nicht bloß Brüche und Prozentrechnung beherrschen. Auch Analysis und Lineare Algebra, Stochastik, sowie Fähigkeiten im Bereich des mathematischen Argumentierens gehören gemäß der Studie auf die Liste der geforderten Kompetenzen.

Damit reichen die Hochschulerwartungen über das Matheniveau der Sekundarstufe I bei weitem hinaus. In Teilen sei das Anspruchs-Niveau mit dem MINT-Bereich vergleichbar. Im Hinblick auf Stochastik würden in einigen der untersuchten Studiengänge sogar differenziertere Kenntnisse erwartet als in den herkömmlichen MINT-Fächern. So zum Beispiel in den Wirtschaftswissenschaften beim Verständnis der bedingten Wahrscheinlichkeit.

Bei nicht wenigen Studienanfängern könne dies zur Überforderung bis hin zum Studienabbruch führen, erklären Irene Neumann, Dunja Rohenroth und Aiso Heinze vom IPN Kiel. So bemängelten viele Dozent:innen, dass Studierende ihr Studium oft mit falschen Erwartungen aufnähmen. Umso wichtiger sei es, transparent zu machen, was die Studierenden erwarte.

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