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Komet Neowise ist in der Morgendämmerung über Santa Fee (New Mexico) zu sehen.

© Hypatia Alexandria/Flickr CC BY 2.0

Himmelsspektakel: Fliegende Kühltruhe am Nachthimmel

Komet „Neowise“ wurde im März vom gleichnamigen Nasa-Teleskop entdeckt - und ist demnächst auch mit bloßem Auge zu sehen.

Mit etwas Glück lässt sich derzeit ein Komet beobachten, zunächst mit dem Teleskop, aber bald schon mit bloßem Auge. Sein Name „C/2020 F3 (Neowise)“ verweist auf das gleichnamige Nasa-Weltraumteleskop (Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer), mit dem er am 27. März entdeckt wurde.

Einige Astronomen haben ihn bereits gesichtet. Große Aufmerksamkeit erhielt er Anfang Juli, nachdem der Kosmonaut Iwan Wagner „Neowise“ – wie er meist abgekürzt wird – von der Internationalen Raumstation aus fotografierte.

„Derzeit steht er in der Morgendämmerung in östlicher Richtung, knapp über dem Horizont“, sagt Stefan Gotthold von der Stiftung Planetarium Berlin. „Im Lauf des Monats nimmt die Höhe zu und er ist auch in der Nacht zu sehen, wo er sich deutlich hervorhebt.“

Nach Mitternacht gen Nordwesten schauen

Begünstigt durch den abnehmenden Mond lasse sich Neowise dann auch mit bloßem Auge gut erkennen. Es gibt bereits Berichte von Beobachtungen ohne Teleskop oder Fernglas, denen Gotthold aber erst glauben mag, wenn er den Kometen mit eigenem Auge gesehen hat. „Wer Ende Juli nach Mitternacht in Richtung Nordwesten schaut, wird sicher fündig.“

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Nachdem Neowise am 3. Juli seinen sonnennächsten Punkt erreicht hatte, entfernt er sich nun wieder, ist aber dennoch anhand seines Schweifs zu erkennen. Ursache dafür ist, dass der Kometenkern, der vorrangig aus Eis besteht, in Sonnennähe verdampft. Das gasförmige Material wie auch Staub- und Gesteinspartikel fliegen davon und bilden eine sogenannte Koma. Diese wird vom Sonnenwind fortgeblasen, wodurch der typische, längliche Schweif entsteht.

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Mit dem berühmten Kometen „Hale-Bopp“ kann es Neowise nicht aufnehmen. Dieser war 1997 wahrlich unübersehbar und wird auch als „Großer Komet“ bezeichnet. Etwas schwächer, aber immer noch deutlich war „C/2011 L4 (PANSTARRS)“ im Jahr 2013 zu sehen.

Kometen sind für Astronomen aus zweierlei Gründen interessant. Sie haben sich in großer Entfernung zur Sonne gebildet und enthalten neben mineralischen Bestandteilen flüchtige Substanzen, die gefroren sind. Die „fliegenden Kühltruhen“ geben somit Auskunft über die Zusammensetzung der entfernten Teile des Sonnensystems. Zum Zweiten können sie bei entsprechender Umlaufbahn die Erde treffen. Ob wirklich alle Impaktereignisse, die für die Erde dokumentiert sind, nur auf Asteroiden zurückgehen, oder auch Kometen beteiligt waren, ist eine aktuelle Forschungsfrage.

Das Leuchten der Sternschnuppen-Reste

Neowise ist aber nicht auf Crashkurs und kann entspannt beobachtet werden. Wer sich die Zeit dafür nimmt, könnte dieser Tage mit einem weiteren Himmelsphänomen belohnt werden: leuchtenden Nachtwolken. Diese faserigen Gebilde sind nur um die Sommersonnenwende herum zu sehen und lediglich in einem schmalen Streifen, der etwa den Breitenkreisen zwischen Süddeutschland und Oslo entspricht. Anders als gewöhnliche Wetterwolken, die nur bis rund 13 Kilometer Höhe reichen, bilden sich die leuchtenden Nachtwolken in 80 bis 85 Kilometer. Das Leuchten entsteht für Beobachter, die in der Dämmerung auf dem „dunklen“ Teil der Erdoberfläche stehen, während die Sonnenstrahlen noch in höhere Luftschichten reichen und die Eiskristalle der Wolken glitzern lassen.

Damit sich diese bilden können, benötigt Wasserdampf winzige Keime, an denen die Kristalle wachsen können. Diese Keime sind oftmals Reste von Sternschnuppen: Nachdem die kosmischen Eindringlinge in der Atmosphäre verdampft sind, erstarrt das Material nämlich wieder zu sogenanntem Meteorstaub. Als Rohstoff für jene Nachtwolken lassen sie vergangene Sternschnuppen gleichsam ein weiteres Mal leuchten.

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