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Ein Mitarbeiter hält im Werk eines deutschen Impfstoffherstellers eine Ampulle, in die später ein Impfstoff abgefüllt wird.

© dpa/Hendrik Schmidt

Günstig, kältebedürftig, milde Nebenwirkungen: So unterschiedlich sind die einzelnen Impfstoff-Kandidaten

Weltweit forschen Pharmaunternehmen an einem Covid-19-Impfstoff, um die Pandemie zu bewältigen. Drei aussichtsreiche Impfstoffe sind im Rennen. Ein Vergleich.

Die Meldungen zu den Durchbrüchen bei den Covid-19-Impfstoffen überschlagen sich – und geben Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie. Ganz vorne bei der scheinbar erfolgreichen Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffes spielen die Unternehmen Biontech aus Deutschland, Moderna aus den USA und AstraZeneca aus Großbritannien.

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Doch was versprechen die einzelnen Hersteller von ihren Impfstoffen zum Beispiel mit Blick auf Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen? Der Überblick:

Biontech und Pfizer: Hohe Wirksamkeit, aber starke Kühlung nötig

Das deutsche Unternehmen Biontech und der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer präsentierten als weltweit erste Entwickler positive medizinische Befunde für ihren entwickelten Covid-19-Impfstoff. Demnach war das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, für Studienteilnehmer, die den Impfstoff erhielten, um 95 Prozent geringer als ohne Impfung.

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Die Zulassungsstudie mit dem Impfstoff BNT162b2 hatte Ende Juli begonnen. Sie umfasste bis zu 44.000 Teilnehmer. Laut den Analysen der beiden Impfstoff-Entwickler gibt es keine ernsten Nebenwirkungen für ihren Corona-Impfstoff. Der Impfstoff basiert auf einem neuen Ansatz, der sogenannten Boten-RNA (mRNA).

Ein solcher Impfstoff soll schneller als herkömmliche Impfstoffe in großem Maßstab hergestellt werden können. Das Vakzin benötigt aber auch eine stärkere Kühlung, was die Logistik erschwert. Inzwischen haben Biontech und Pfizer bei der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Notfallzulassung für den Impfstoff beantragt.

Bei grünem Licht könnten ab Mitte oder Ende Dezember Impfungen in den USA beginnen. Auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA sind Unterlagen eingereicht worden.

Biontech und Pfizer könnten kurz vor einer Zulassung ihres aussichtsreichen Covid-19-Impfstoffes stehen.
Biontech und Pfizer könnten kurz vor einer Zulassung ihres aussichtsreichen Covid-19-Impfstoffes stehen.

© REUTERS/Dado Ruvic

Moderna: Verhindert Erkrankung - aber auch Infektion?

Ein weiterer vielversprechender Corona-Impfstoff stammt vom US-Pharmakonzern Moderna, der zeitlich versetzt in zwei Dosen verabreicht werden soll. Erst Mitte November meldete Moderna eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent für seinen RNA-Impfstoff mit der Bezeichnung mRNA-1273. Diese Wirksamkeit errechneten Forscher bei der sogenannten Phase-III-Studie für den Impfstoff von Moderna.

30.000 Probanden nahmen an der Studie teil. Die Hälfte von ihnen erhielt den Impfstoff, die andere Hälfte nur ein Placebo-Mittel. 95 Studienteilnehmer erkrankten letztlich an Covid-19, von diesen allerdings nur 5 geimpfte Probanden.

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Von diesen Zahlen schließen die Wissenschaftler letztlich auf eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent. Allerdings liefert die Studie nur Erkenntnisse darüber, ob der Impfstoff eine Covid-19-Erkrankung verhindern kann, die durch das Coronavirus ausgelöst wird. Ob der Impfstoff auch eine Infektion mit dem Coronavirus verhindern kann, ist jedoch eine andere Frage und war kein Gegenstand der Untersuchung.

Sobald der Vertrag unterschrieben ist, hat sich die EU 160 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffes von Moderna gesichert.
Sobald der Vertrag unterschrieben ist, hat sich die EU 160 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffes von Moderna gesichert.

© AFP/Joel Saget

Bei den Studienteilnehmern seien nur milde bis moderate Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen und Müdigkeit aufgetreten – welche jedoch bei Impfungen von Erwachsenen nicht unüblich seien, wie Experten anmerken.

In den kommenden Wochen will Moderna in den USA eine Notfallgenehmigung beantragen, während die Europäische Arzneimittelagentur bereits einen beschleunigten Zulassungsprozess für den Impfstoff einleitete. Die EU hat sich 160 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Moderna gesichert, wie EU-Kommisssionschefin Ursula von der Leyen am Dienstag mitteilte. Am Mittwoch soll der Vertrag unterzeichnet werden.

AstraZeneca: Offenbar günstiger, aber weniger wirksam

Auch der britische Pharmakonzern AstraZeneca veröffentlichte Studienergebnisse zu seinem Impfstoff-Kandidat, den er zusammen mit der Universität Oxford entwickelt. Die Zwischenanalyse ergab zunächst, dass der Impfstoff eine Wirksamkeit von 90 Prozent zeigt, wenn anfangs eine halbe Dosis verabreicht wurde, gefolgt von einer vollen Dosis mindestens einen Monat später.

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Geht man von dieser 90-prozentigen Wirksamkeit aus, käme der Impfstoff von AstraZeneca damit an die Vakzine von Biontech und Moderna heran. Bei den neuen Zwischenergebnissen von zwei Teilstudien ermittelten die Forscher allerdings nur noch eine Wirksamkeit von 70 Prozent.

Warum eine halbe Erstdosis des AstraZeneca-Impfstoffes eine bessere Wirksamkeit erzielt, sei anhand der Daten nicht zu beurteilten, sagte der Forschungsleiter der Studie. Der Impfstoff von AstraZeneca verhindert laut dem Leiter der Impfstoffgruppe Andrew Pollard schwere Krankheitsverläufe mit Covid-19 und Krankenhausaufenthalte.

Die Kosten für den Impfstoff von AstraZeneca sollen sich laut eigenen Angaben auf wenige US-Dollar belaufen.
Die Kosten für den Impfstoff von AstraZeneca sollen sich laut eigenen Angaben auf wenige US-Dollar belaufen.

© REUTERS/Dado Ruvic

Erste Nebenwirkungen nach Impfung von Probanden habe es keine gegeben. Die Kosten für den Impfstoff von AstraZeneca sollen sich auf wenige US-Dollar pro Dosis belaufen und würden damit nur ein Bruchteil des Preises für die Impfungen von Biontech und Moderna kosten.

Gespräche mit der US-Behörde FDA sollen noch diese Woche beginnen, auch mit den Behörden in Großbritannien und Europa sind die Entwickler im Kontakt. Das Vakzin von AstraZeneca beruht auf einer herkömmlichen Herstellungsweise und ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf Adenoviren von Affen basiert. Er kann bei Kühlschranktemparatur gelagert werden. (mit dpa und Reuters)

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