zum Hauptinhalt
Verengtes Gesichtsfeld. Bei einem Glaukom wird das Sichtfeld immer kleiner, wie diese Darstellung der Dresdener Universitäts-Augenklinik zeigt.

© dpa

Grüner Star: Sehtraining am Computer kann helfen

Ein Computertraining kann die Sehfähigkeit von Patienten mit Grünem Star (Glaukom) zumindest teilweise wiederherstellen.

Das berichten Bernhard Sabel vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Magdeburg und seine Kollegen im Fachblatt „Jama Ophtamology“. Sie haben dafür ein Trainingsprogramm (Glaucoma Vision Restoration Training, kurz: GVRT) entwickelt. Als Glaukom bezeichnet man eine Gruppe von Augenerkrankungen, bei denen der Sehnerv geschädigt wird. Allmählich wird der Sehnervkopf ausgehölt, das Gesichtsfeld verengt sich immer weiter.

Lichtreize auf dem Computerbildschirm

Dreißig 39- bis 79-jährige Glaukom-Patienten, bei denen die Schädigung des Sehnervs unterschiedlich weit fortgeschritten war, nahmen drei Monate lang an den Experimenten teil. Sie wurden per Zufall in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe bekam an sechs Tagen pro Woche während zweier halbstündiger Trainings auf dem heimischen Computerbildschirm Lichtreize präsentiert, deren Leuchtdichte kontinuierlich zunahm. Wann immer sie ein Aufleuchten oder einen Farbwechsel wahrnahmen, sollten sie eine bestimmte Taste drücken. Die übrigen Patienten absolvierten ein Scheintraining, das etwa gleich viel Zeit beanspruchte. Sie sollten die Verlaufsrichtung von Linien auf dem Monitor erkennen.

Der Erfolg wurde in Gesichtsfeldtests überprüft. Wer das Scheintraining absolviert hatte, konnte nicht mehr erkennen als vorher. Bei den meisten Patienten in der GVRT-Gruppe hingegen hatten sich Sehleistungen und Reaktionszeit verbessert. Allerdings wirkte das Training nicht bei allen gleich. Vier Probanden hatten ihre Sehschärfe um drei bis zehn Prozent gesteigert, sechs Patienten hatten sie um mehr als zehn Prozent erhöht. Fünf Patienten profitierten gar nicht. Sabel glaubt, dass die Übungen die Netzhautbereiche regelmäßig und intensiv stimulieren, in denen noch Reste der Sehfähigkeit vorhanden sind. Gesunde Nervenzellen könnten sich so neu miteinander vernetzen, ein Teil der Ausfälle werde ausgeglichen. „Blindheit muss nicht immer unumkehrbar sein“, sagt Sabel. Das Sehsystem könne trotz weitgehender Degeneration bis ins hohe Alter umgebaut werden.

Es ist fraglich, ob das Training wirklich das Hirnbereiche aufwecken kann

Noch ist ungewiss, ob die Methode das Sehvermögen anhaltend und im Alltag spürbar verbessert. Frank Schaeffel, der die Neurobiologie des Auges am Universitätsklinikum Tübingen erforscht, ist skeptisch: „Es ist umstritten, ob ein Sehtraining Hirnbereiche aufwecken kann, so dass man in vorher fast blinden Regionen des Gesichtsfeldes wieder etwas sieht.“ Ein kritischer Punkt sei, dass sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Augenbewegungen selbst trainiert werden. So entstehe der Eindruck, wieder besser zu sehen – obwohl sich das Sehvermögen vielleicht gar nicht verändert hat. Außerdem sei die Verbesserung des Gesichtsfeldausfalls gering.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false