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Mäusesaurier-Nest. Bei Mussaurus war nur der gut behütete Nachwuchs winzig.

© Ill.: Jorge Gonzalez

Gesellige Saurier schon vor 192 Millionen Jahren: Es werde Herde

Wir lieben Dinos, halten sie jedoch auch meist für eher tumbe Urzeitriesen. Manche von ihnen lebten aber schon sehr früh in komplexen sozialen Gruppen.

Ohne Sozialleben gäbe es überhaupt kein „höheres“ Leben. Schon die ersten Vielzeller waren Sozialverbände. Ihr Zusammensein verschaffte ihnen Vorteile gegenüber Einzellern.

Mehr als zwei Milliarden Jahre ist das her. Kooperation ist seither eines der Grundprinzipien des Lebens.

Unter anderem, weil Darwins These vom „Kampf ums Dasein“ oft als tumbes „Jeder gegen Jeden“ interpretiert worden ist, werden neue Hinweise dazu aber immer wieder mit Überraschung aufgenommen.

Knochen, Nester und Gesellen

Dazu gehören auch jetzt bekannt gewordene Funde, die nahelegen, dass Dinosaurier schon 40 Millionen Jahre früher als bisher bekannt in Herden lebten und komplexes Sozialverhalten gezeigt haben dürften.

Diesen Schluss zieht jedenfalls ein Team um Diego Pol, Paläontologe am Museo Paleontológico Egidio Feruglio in Trelew. Letzteres ist eine Stadt im argentinischen Teil Patagoniens. Die Funde stammen auch aus der Gegend: 192 Millionen Jahre alte Knochen von nicht weniger als 80 Individuen von Mussaurus patagonicus, dazu etwa 100 fossilisierte Eier samt Embryonen derselben Spezies.

Pol und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter graben seit Anfang des Jahrtausends an einem kleinen Fundort im südpatagonischen Magellan-Becken. Die Funde kamen über all diese Jahre zusammen. Zu den frühen Überraschungen gehörte, dass Mussaurus – was soviel heißt wie „Maussaurier“ – alles andere als mäusegroß war.

Vom Mausier zum Saurier

Seinen Namen hatte er nach den ersten Funden verliehen bekommen. Die waren winzig gewesen. Inzwischen aber ist klar, dass es sich um gerade geschlüpfte Jungtiere handelte. Der Gesamtfund zeichnet nun von Eiern, die in nahe beieinander gegrabenen Brutlöchern abgelegt wurden, über Gruppen von gemeinsam und nah beieinander gestorbenen Jungtieren bis hin zu ausgewachsenen, teilweise paarweise gefundenen Sauriern ein Bild einer sehr „geselligen“ Tierart. So schreiben es die Forscher in ihrem Artikel im Magazin „Scientific Reports“.

Ein Grund, warum sich gerade bei ihnen diese Art von Sozialleben herausbildete, könnte in jener Mausgröße der Jungtiere gelegen haben. Denn erst wenige Millionen Jahre vor der frühen Jurazeit, aus der die Funde stammen, waren unserem Bild von Urzeit-Giganten entsprechende Arten entstanden. Die Vorläufer waren vergleichsweise klein gewesen. Was aber auch danach lange klein blieb, waren offenbar die Eier, bei Mussaurus etwa so groß wie die von Hühnern.

Ziemlich verstaubt

Pol und seine Kolleginnen und Kollegen haben die Hypothese, dass der Nachwuchs in kurzer Zeit sehr viel fressen und gut geschützt werden musste, um einigermaßen eine Chance zu haben, die mehr als 1000 Kilogramm eines erwachsenen Tieres irgendwann zu erreichen.

Dass einige der gefundenen Tiere offenbar auch gemeinsam gestorben sind, kann an einer Dürre gelegen haben. Mit ihr einher ging wohl auch ein Sturm, der die verhungerten Mussaurier mit Staub bedeckte und eine Ursache wäre, dass man sie heute finden kann.

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