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Kein Tier schnappt so schnell wie Dracula-Ameisen.

© Adrian Smith

Geschwindigkeitsrekord: Dracula-Ameisen haben die schnellste Bewegung im Tierreich

Durch einen ausgeklügelten Mechanismus lassen die Insekten ihre Mundwerkzeuge mit mehr als 320 Kilometern pro Stunde zuschnappen.

Dracula-Ameisen haben den schnellsten Kiefer der Welt. Mit bis zu 90 Metern pro Sekunde (oder 324 km/h) schnappen die Mundwerkzeuge des Insekts auf. Das ist die schnellste jemals im Tierreich gemessene Bewegung, wie ein Forschungsteam um Andrew Suarez im Fachblatt "Royal Society Open Science" schreibt.

Damit sind die Kiefer der Ameisenart Mystrium camillae 5000 Mal rascher als ein Wimpernschlag, 1000 Mal rasanter als ein Fingerschnippen und auch schneller als Schnappkieferameisen (Odontomachus) und Fangschreckenkrebse (Stomatopoda), die sich ebenfalls explosionsartig bewegen und die bislang als Rekordhalter galten.

Mundwerkzeuge als Multifunktionswaffe

Die Mandibeln genannten Mundwerkzeuge der Dracula-Ameise erzeugen, wenn sie gegeneinander gepresst werden, eine Art Federspannung, die dann ähnlich wie beim Fingerschnippen freigesetzt wird. Die Ameisen nutzen diese Bewegung, um andere Gliederfüßer (Arthropoden) zu schlagen, sie auf diese Weise vermutlich zu betäuben, sie gegen Tunnelwände zu hauen oder wegzudrücken, erklärt Andrew Suarez von der Universität Illinois.

Dabei helfe den Ameisen die besondere Bauweise ihrer Mundwerkzeuge: "Anstatt drei verschiedene Teile für Feder, Riegel und Hebelarm zu verwenden, sind alle drei in der Mandibel zusammengefasst." Außerdem sind die Mandibeln anders abgeflacht als die ihrer beißenden Verwandten und verbiegen sich bei Krafteinwirkung mehr – ein großer Vorteil beim Schnappmechanismus.

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Um die gesamte Bewegung zu sehen, nutzte das Team "unglaublich schnelle" Kameras. Außerdem machten sie Röntgenbildaufzeichnungen, um den Aufbau der Mandibeln und ihre Bewegung besser zu verstehen. "Wissenschaftler haben viele verschiedene Schnappmechanismen mit Federspannung in Ameisen beschrieben, aber keiner kannte die relative Geschwindigkeit dieser Mechanismen", sagt Friedrick Larabee aus Suarez' Team.

Da sich Ameisen mit verschiedenen Funktionen innerhalb des Ameisenstaats – etwa Königin oder Arbeiterin – erheblich in ihrem Körperbau unterscheiden, führten die Forscher außerdem Computersimulationen mit Daten verschiedener Ameisentypen durch. Wie genau die Dracula-Ameise mit ihren Mandibeln jagt und ihre Nester verteidigt, wollen die Forscher noch herausfinden. Das könnte schwierig werden, denn Mystrium camillae wird ihrem Namen gerecht, lebt sehr versteckt und konnte deshalb noch kaum erforscht werden.

Sarah Reim

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