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Mithilfe von Genscheren können die defekten Muskeln erbkranker Mäuse repariert werden.

© Mike Wolff

Gentherapien gegen Muskelschwäche funktionieren: Genscheren heilen defektes Muskelerbgut

Mit drei Jahren beginnen die Muskeln von Kinder mit der Duchenne-Muskelschwäche zu erlahmen. Jetzt haben drei Forscherteams eine neue Gentherapie erfolgreich an Mäusen getestet.

Mithilfe neuartiger Genscheren, Crispr genannt, können Mutationen korrigiert werden, die erbliche Muskelschwäche auslösen. Eine solche Gentherapie ist drei Forschergruppen in unabhängigen Experimenten an Mäusen gelungen, schreibt das Fachblatt „Science“.

Etwa eines von 3500 männlichen Babys wird mit einem Defekt im DMD-Gen geboren. Durch die Mutation wird ein wichtiges Muskelprotein, das Dystrophin, nicht mehr oder nur in geringer Menge gebildet. Dadurch sterben die Muskelzellen ab, so dass bei Kindern mit Duchenne-Muskeldystrophie im Alter von etwa drei Jahren erste Bewegungsstörungen eintreten. Die fortschreitenden Lähmungserscheinungen führen meist im jungen Erwachsenenalter zum Tod.

Genscheren werden mit Viren in die Zellen geschleust

Verschiedene Mutationen können die Duchenne-Muskelschwäche auslösen. Meist gerät durch fehlende DNS-Bausteine das Ableseraster beim Übersetzen der DNS-Information in das Dystrophin-Protein durcheinander. Um diesen Fehler zu korrigieren, schleuste die Arbeitsgruppe um Charles Gersbach von der Duke Universität in Durham spezielle Genscheren in die Muskelzellen von Mäusen ein (bzw. die Geninformation für die Genscheren). Bei den Tieren wurde die menschliche Genmutation gentechnisch nachgestellt. Die Genscheren schneiden ein Stück aus dem Gen heraus, das Ableseraster stimmt wieder und ein funktionstüchtiges Dystrophin wird gebildet.

Die Forscher verwendeten Viren, Adenoassoziierte Viren (AAV8), um die Genscheren in die Zellen zu bringen. Sie erreichten damit 20 Prozent der Muskelzellen und etwa 80 Prozent der normalen Dystrophin-Konzentration. Tatsächlich verbesserte sich die Leistung der Herz- und Lungenmuskulatur der Mäuse.

Ziel ist somatische Gentherapie, keine Keimbahntherapie

Die beiden anderen Forschergruppen um Eric Olsen von der Universität von Texas in Dallas und Amy Wagers von der Harvard Universität in Cambridge verwendeten einen anderen Virustyp, um die Genscheren in die Zellen zu schleusen: AAV9, der Muskelgewebe besonders gut infiziert. Tests beider Teams bestätigen eine verbesserte Muskelfunktion durch den gentechnischen Eingriff. Wagers Team entdeckte sogar, dass die Gentherapie auch das Erbgut der Vorläufer von Muskelfasern verändert und somit einen langfristigen Effekt haben kann.

Ziel der drei Forschergruppen ist eine Therapie von Patienten, nicht die Veränderung von Erbgut, das an künftige Generationen weitergegeben wird (Keimbahntherapie). Dennoch testete Olsens Team das Verfahren an Ei- und Samenzellen von Mäusen. 80 Prozent der damit gezeugten Mäuse hatte korrigierte Gene, eine normale Dystrophin-Produktion und keine Krankheitssymptome.

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