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Eine Pflegekraft misst bei deiner Bewohnerin eines Seniorenheims den Blutdruck. Von beiden sind Hände und Unterarme zu sehen.

© Marijan Murat/dpa

Für humanistische Lehr- und Pflegekräfte: Senat bereit zu Gesprächen über Humanistische Fachhochschule

Die Chancen für die Gründung einer Humanistischen Fachhochschule in Berlin stehen offenbar gut. Staatssekretär Steffen Krach zeigt sich gesprächsbereit.

Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach ist zu Gesprächen über die Gründung einer Humanistischen Fachhochschule bereit. „Ich finde den Gedanken interessant und berechtigt", teilte Krach dem Tagesspiegel auf Anfrage mit. Eine Umsetzung der Pläne des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg könne "sicherlich ein wichtiges Projekt für die kommende Legislaturperiode sein".

Öffentlich gemacht hatten die Humanisten ihr Projekt vor einigen Tagen über den Tagesspiegel: In einem Gastbeitrag hatte Bruno Osuch, Verantwortlicher für die politische Kommunikation im Humanistischen Verband, die Gründung einer eigenen Hochschule mit der gebotenen Gleichbehandlung in Bezug auf die konfessionellen Hochschulen des Landes gefordert.

"Die Finanzierung der Humanistischen Hochschule muss nach den gleichen Kriterien und Konditionen erfolgen", heißt es in dem Text, den Osuch mit zwei Berliner SPD-Politikern, dem Bundestagsabgeordneten Swen Schulz und dem ehemaligen Schulstaatssekretär Mark Rackles gemeinsam verfasst hat. Die beiden Politiker sind auch im Humanistischen Verband aktiv.

Basis ist das Institut für Lebenskunde-Lehrkräfte

Bislang kommen die Lehrkräfte für den Humanistischen Lebenskundeunterricht vom Berliner Ausbildungsinstitut des Humanistisches Verbandes. Dieses in der Brückenstraße in Berlin-Mitte ansässige Institut solle in die geplante Hochschule überführt werden, sagt Osuch. Analog zu den kirchlichen Fachhochschulen sollen fachspezifische Studiengänge mit dem Bachelor-Abschluss und der Möglichkeit eines Weiterbildungs-Masters angeboten werden.

Der Lebenskundeunterricht an Schulen in Berlin und Brandenburg wird ebenso wie der Religionsunterricht als freiwilliger Weltanschauungsunterricht von den jeweiligen Glaubensgemeinschaften erteilt, die dafür eigene Lehrkräfte entsenden. Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg ist in Berlin den Kirchen als Körperschaft öffentlichen Rechts seit 2018 gleichgestellt.

Festlich gekleidete Jugendliche stehen mit gelben, in Plastik verpackten Rosen in den Händen auf einer Bühne.
Weltliche Alternative. Jugendfeier des Humanistischen Verbandes im Berliner Friedrichstadtpalast.

© imago stock&people

Als zweiter Studiengang soll die Humanistische Sozialarbeit angeboten werden, als weiteres Fach könnte ein Pflegestudiengang hinzukommen, sagt Osuch. Humanistische Erzieherinnen und Erzieher, die etwa in verbandseigenen Kitas arbeiten, werden bislang an der 2012 in Berlin gegründeten Humanistischen Fachschule ausgebildet. Doch die Akademisierung der Erziehungs- und Pflegeberufe müsse jetzt auch deren humanistische Ausrichtung erfassen, erklärt der Verbandsvertreter.

Doch was würde das Studium an einer Humanistischen Hochschule etwa von der Ausbildung an der staatlichen Alice-Salomon-Hochschule unterscheiden, die bereits ein solches Fächerspektrum anbietet? Wozu eine weitere FH, wenn doch das Studienangebot auch mit der Evangelischen und Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin schon groß ist?

"Spiritual care" nicht den Kirchen überlassen

"Mit unserem weltlichen Humanismus haben wir eine eigene Weltanschauung mit einem eigenen Bekenntnischarakter", sagt Osuch, langjähriger Präsident des Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) in Berlin-Brandenburg.

Der Studiengang Soziale Arbeit beinhalte die Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von ethischen Fragestellungen, so Osuch. Hier biete der HVD "eine Weltanschauung mit anderen Antworten zum Sinn des Lebens, als sie die anderen Hochschulen vorhalten können". Darüber hinaus werde der Bedarf an Absolventen der Sozialen Arbeit bisher nicht gedeckt.

In der Altenpflege gebe es eine wissenschaftliche Disziplin "spiritual care", die sich um die "letzten Fragen" kümmere. Diese sollte, auch in der akademischen Ausbildung, in einer von Vielfalt geprägten Stadt wie Berlin nicht allein den kirchlichen Fachhochschulen überlassen werden.

Im Senat kann man diesen Argumenten offenbar folgen. Jedenfalls teilt Wissenschaftsstaatssekretär Krach mit, es habe bereits ein erstes Gespräch mit Verbandsvertreter Osuch gegeben. "Für weitere Gespräche diesbezüglich stehe ich selbstverständlich jederzeit zur Verfügung", erklärt Krach.

Der Humanistische Verband kündigt an, seine Pläne für die Gründung einer Fachhochschule in den kommenden Wochen zu konkretisieren. Wie hoch der Jahresetat ist, den das Land Berlin im Rahmen der Hochschulfinanzierung zu tragen hätte, ließe sich gegenwärtig noch nicht beziffern.

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